Wie auch bei den vorangegangenen Entwicklungsschüben wird auch dieses Mal dein Kind seine eigene Wahl treffen, mit was es sich am meisten beschäftigen mag. Am besten ist es, wenn du dein Baby genau beobachtest und herausfindest, wofür es sich am schnellsten begeistern lässt und wofür es sich somit am meisten interessiert.
Natürlich wird auch dein Baby nun einige Zeit und Hilfe brauchen, um die neu erlernten Fähigkeiten so gut wie möglich in das Repertoire seines Könnens aufzunehmen und dieses mit der Zeit immer besser beherrschen lernen. Hierbei kannst du ihm helfen, indem du ihm immer wieder Gelegenheiten und Zeit gibst, sich mit den nun erlernten Abfolgen auseinanderzusetzen und ihm hilfst, wenn es einmal irgendwo nicht weiter kommt. Wichtig ist vor allem, dass du deinem Baby die Gelegenheiten öffnest, mit Abfolgen in Berührung zu kommen. Hierbei solltest du darauf achten, dass diese Gelegenheiten alle Sinne ansprechen.
Je nachdem, was deinem Baby am besten gefällt, kann es sein, dass es besonders interessiert an Reihenfolgen ist, die es sehen, hören, fühlen, riechen oder schmecken kann. Dies kennst du ja schon aus den vorangegangenen Entwicklungsschüben. Wie bei allem anderen auch wird das Verständnis deines Babys für die Bedeutung und die Zusammenhänge wachsen je mehr es mit solchen Dingen in Berührung kommt. Hierbei ist es egal, auf welchem Gebiet dein Baby seine ersten Erfahrungen macht. Sobald es die Grundlagen dahinter richtig verstanden hat, wird es ihm leicht fallen, sein Wissen auch auf alle anderen Gebiete anzuwenden. Bedenke immer, dass auch dein Baby nicht alles auf einmal tun kann.
Aufpassen beim Thema Selbermachen
Nachdem der Sprung in dieser Entwicklungsstufe geschafft ist, erkennt dein Baby zum ersten Mal, dass es Dinge immer in einer bestimmten Reihenfolge tun muss, wenn es ein bestimmtes Ergebnis damit erzielen möchte. Zwar hat ein Kind bisher massig Zeit dafür gehabt, dich und andere Erwachsene dabei zu beobachten, wie bestimmte Ergebnisse immer durch ganz klare Handlungen in immer einer ganz bestimmten Reihenfolge ausführt wurden, doch es kann dieses Vorgehen erst dann wirklich verstehen und selbst anwenden, wenn es dieses immer wieder ausprobiert hat und seine eigenen Erfahrungen damit gemacht hat. Nur durch die eigenen Erfahrungen wird es erkennen, warum diese Reihenfolge besonders effizient oder erfolgversprechend ist und eine andere Reihenfolge die gewünschten Ergebnisse eben nicht liefert. Hierbei mag es durchaus vorkommen, dass die Lösungen, die dein Baby mitunter finden wird, merkwürdig erscheinen. Dies ist allerdings alles ein vollkommen natürlicher Lernprozess. Nur aus Fehlern wird dein Baby für die Zukunft lernen. Du solltest es auch immer anhalten, Dinge auch noch einmal anders auszuprobieren, selbst wenn sie bereits funktionieren. So merkt es, was effizienter und was weniger sinnvoll ist.
Sicher stellst du in diesem Zuge des Ausprobierens auch fest, dass dein Baby Dinge versucht, anders zu machen als es diese normalerweise bei dir sieht. Hierbei will es ermitteln, was passiert, wenn man etwas anders macht und experimentiert mit diesen Dingen herum. Zum Beispiel könnte es eine Treppe hinaufklettern, um diese dann auf dem Popo wieder hinabzurutschen. Es wird ausprobieren, ob es mit der linken Hand genauso gut essen kann wie mit der rechten. Verschiedene Gegenstände werden irgendwo hineingestopft, obwohl es ganz genau weiß, dass sie dort nicht hinein gehören und dennoch muss es ausprobieren, was passiert, wenn es sie doch dorthin tut. Hierbei handelt es sich um ganz normale Versuche, die dein Baby durchführt. Es erkennt dadurch, was geschieht, wenn man an der Reihenfolge etwas ändert und welcher Weg zum gewünschten Ergebnis führt oder wieso ein Weg womöglich scheitert. Hierbei kann es durchaus passieren, dass ein Handtuch oder ein genutztes Kleidungsstück nicht mehr im Wäschekorb, sondern plötzlich im Mülleimer, in einem Topf oder Schrank und womöglich sogar in der Toilette landet.
In diesem Alter musst du dein Baby immer im Auge haben, denn was sich witzig anhört, kann schnell gefährlich werden, wenn das Kind die falschen Dinge in die Finger bekommt. Bedenke immer, dass dein Baby noch nicht in der Lage ist, Gefahren abzusehen und sich gerne einmal überschätzt.
Selbermachen lassen, auch wenn es schwerfällt
Natürlich willst du immer nur das Beste für dein Kind und so bist du natürlich immer zur Stelle, wenn dein Baby irgendwo Hilfe benötigt. Womöglich wirst du nun aber feststellen müssen, dass dein Baby nicht mehr möchte, dass du ihm hilfst und sich sofort widersetzt, wenn du irgendwie versuchst, dich bei irgendeinem seiner Experimente einzumischen. Babys neigen dazu, sich zu überschätzen. Sie glauben, dass sie etwas tun können und dann wollen sie dies auch beweisen - koste es, was es wolle. Hierbei spielt es keine große Rolle, ob das, was das Kind tut tatsächlich zum gewünschten Ergebnis führt oder nicht. Es möchte selbstständig essen, seine Haare bürsten, sich selbst einseifen und sauber machen. Darüber hinaus will es alleine laufen, die Treppe ohne fremde Hilfe ganz allein hinauf- und wieder hinunterklettern und bei all diesen Tätigkeiten möchte es doch bitteschön seine Ruhe haben. Natürlich kannst du dein Kind nicht machen lassen, was es will, aber versuche trotzdem, für seine Wünsche so viel Verständnis wie möglich aufzubringen. Lass es gewähren, wo es geht und greife dort ein, wo Gefahren drohen.
Verständnis für kindliche Frustration
Vermutlicht wird es dich gar nicht wundern, dass die meisten Eltern diese Phase als äußerst anstrengend und nervig empfinden. In der Regel wollen sie ihrem Baby nur genau so helfen wie sie das schon seit Monaten getan haben, aber ihr Kind benimmt sich direkt widerspenstig und womöglich sogar aggressiv. Hierbei musst du dir bewusst machen, dass dein Kind einfach nur mehr alleine machen möchte und dies ist rein prinzipiell ein sehr wichtiger Schritt in seiner Entwicklung. Erst jetzt beginnt es zu begreifen, was zusammengehört und in welcher richtigen Abfolge Dinge getan werden müssen und egal wie oft es ist diese Dinge vielleicht schon gesehen haben mag, es hat noch eine ganze Menge zu lernen und das möchte es doch bitteschön auch tun. Hierbei musst du immer ein offenes Auge haben, denn dein Baby glaubt womöglich, dass es schon alles weiß und natürlich auch alles selbst kann.
Daraus folgt, dass es nicht länger akzeptiert, dass du ihm Dinge abnimmst. So verständlich dieses kindliche Abwehrverhalten auch ist, auch bei den Eltern ist es ein natürlicher Reflex direkt einzugreifen, wenn das Baby an Stellen kommt, an denen es eventuell etwas Hilfe brauchen könnte. Aus diesem Reflex heraus greifen die Eltern dann vollkommen automatisch ein und das Baby reagiert mit deutlicher Frustration auf diese Einmischung. Nun ist der Punkt gekommen, an dem dein Baby dich vermutlich zum ersten Mal in seinem Leben als lästig empfindet. Dieses voneinander genervt sein existiert also nun auf beiden Seiten. Dein Kind mag deine Einmischungen nicht mehr und empfindet diese als ebenso lästig, wie du seine Launen derzeit als lästig empfindest.
Aufforderung zum Duell
Wenn du irgendwann der festen Überzeugung bist, nur noch damit beschäftigt zu sein, deinem Baby Dinge zu verbieten oder ihm Dinge mit denen es nicht spielen darf wieder abzunehmen, dann geht es dir wie den meisten Eltern von Kindern in diesem Alter. Beobachte dein Baby einmal ganz genau und versuche herauszufinden, ob es wirklich seine Grenzen austestet und dich herausfordert, oder ob es vielleicht einfach nur in seinem Übermut versucht, alles allein zu machen und dabei vollkommen außer Acht lässt, was du oder andere ihm sagen. Es ist natürlich wirklich möglich, dass es einfach nur ungezogen ist, doch du solltest immer prüfen, ob das Verhalten nicht eventuell daher kommt, dass dein Kind Dinge tun möchte oder vielleicht auch einfach nur seine eigenen Entscheidungen und seinen eigenen Willen durchdrücken will.
Ab jetzt musst du deinem Kind Erklärungen liefern
Obwohl viele Eltern dies schon deutlich früher anfangen, ist dein Baby nun endlich in einem Alter, wo es Erklärungen auch verstehen kann. Ab jetzt wird dein Kind immer wieder ausprobieren, wie weit es gehen kann. Wenn du in solch einer Situation dein Baby stoppst, ist es unglaublich wichtig, dass du ihm erklärst, was es Falsches, Böses oder Gefährliches getan hat, damit es einen Zusammenhang erkennen lernt. Genauso wichtig ist es aber auch, dass du nicht mit Lob sparst, wenn dein Baby etwas richtig gemacht hat. Nur auf diesem Wege kann dein Baby lernen, was richtig und was falsch bedeutet. Die meisten Babys werden dieses auch regelrecht einfordern und deine Grenzen und Verbote genauso wie dein Lob immer wieder austesten. Es ist unglaublich wichtig, dass du, wenn es etwas richtig gemacht hat, dein Baby ausführlich lobst und mit Komplimenten überhäufst. Ebenso ist es aber auch wichtig, dass du eine ganz klare Linie fährst und Dinge, die verboten sind, nicht plötzlich doch wieder gehen.
Du wirst feststellen können, dass dich dein Kind in einem Moment, wo es deine Aufmerksamkeit einfordert, anschaut und voller Stolz zu lachen beginnt oder - so du ihm nicht die passende Aufmerksamkeit zollst - dafür sorgt, dass es deine Aufmerksamkeit bekommt. Dies tut es zum Beispiel auch, indem es etwas Verbotenes tut. Du musst also immer darauf achten, in welchem Zusammenhang dein Baby gerade unartig gewesen ist. Vielleicht wollte es damit einfach nur deine Aufmerksamkeit erregen.
Wenn es zu großen Auseinandersetzungen kommt, solltest du versuchen, dein Baby abzulenken. In diesem Alter kann dein Baby noch nicht sinnvoll mit seiner Frustration umgehen, so dass es nötig ist, ihm dabei zu helfen. Vergiss dabei nie, dass alles auf dein Kind neu und interessant wirkt und es nur normal ist, wenn es ungehalten reagiert, sobald es nichts von dem Neuen und Interessanten ausprobieren und erforschen darf.
Reden, reden, reden - Spiele mit Worten
Nicht nur hat dein Baby nun verstanden, was es mit Reihenfolgen und Abläufen auf sich hat, dein Baby wird nun auch ein Interesse daran entwickeln, wie Gegenstände genannt werden. Auf etwas zu deuten oder etwas anzusehen und dann das dazugehörige Wort oder den dazugehörigen Laut zu machen ist übrigens ebenfalls eine Abfolge. Wenn du merkst, dass dein Baby dies tut, solltest du darauf eingehen und ihm dabei helfen, Gegenstände, Tiere und Menschen mit passenden Worten oder Lauten zu versehen. Höre deinem Baby zu und lass es ruhig erkennen, dass du es total großartig findest, dass er spricht und natürlich auch, dass du jedes Wort oder jedeb Laut verstehst. Versuche hierbei nicht, die Aussprache deines Kindes zu verbessern! Dadurch verliert ein Baby nur den Spaß am Sprechen. Besser ist es, wenn du das Wort noch einmal richtig betonst und ihm damit recht gibst. Auf Dauer wird sich dein Kind so die richtige Aussprache des Wortes aneignen, ohne dass es dabei frustriert wird.
Die ersten Schritte sind die schwierigsten
Früher oder später wird der Tag kommen, an dem du bemerkst, dass dein Baby versucht, dir bestimmte Dinge zu erzählen. Hierbei benutzt es vor allem seine Körpersprache und einzelne Laute, um zum Beispiel mitzuteilen, dass es sich an eine bestimmte Situation erinnert, einen bestimmten Menschen schon einmal gesehen hat oder einen Gegenstand erkennt. Wenn du also merkst, dass dein Baby etwas erzählen möchte, so solltest du darauf eingehen. Sprich mit ihm und versuche herauszufinden, was es dir gerade erzählt. Im Übrigen sei angemerkt, dass sich die Sprachproduktion und das Sprachverständnis unabhängig voneinander entwickeln. Dies bedeutet nichts anderes, als dass dein Kind in der Regel deutlich mehr versteht, als es in der Lage ist, selbst zu produzieren.
Mit Druck und Zwang erreicht man gar nichts
Ganz wichtig ist es, dass du nicht versuchst, dein Baby zu irgendetwas zu zwingen. Wenn es an einer Tätigkeit kein Interesse mehr hat, so lass es zu, dass es sich mit etwas anderem beschäftigt. Druck und Zwang können im schlimmsten Fall dafür Sorgen, dass sein Baby gar kein Interesse mehr hat und der Machtkampf sich zu einer Art Routine ausweitet. Damit ist hinterher keiner von euch beiden glücklich. Wenn du dir Sorgen machst oder meinst, dein Kind sollte unbedingt etwas tun, dann erkundige dich bei deinem Kinderarzt. Grundsätzlich aber kannst du davon ausgehen, dass manche Kinder einfach etwas länger brauchen oder nur speziellere Interessen haben. Nimm es einfach so hin und übe dich in Geduld.
Verständnis für merkwürdige anmutende Ängste
Es mag für uns Erwachsene nicht immer ganz verständlich sein, doch wenn dein Kind eine Angst entwickelt, wovor auch immer, ist dies nur ein weiteres Anzeichen dafür, dass sich seine Sicht auf die Welt verändert. Während es nun mit seinen neuerworbenen Fähigkeiten spielt, wird es plötzlich auch entdecken, dass es Dinge und Situationen gibt, die ihm plötzlich zeigen, dass es potentielle Gefahren gibt. Dies sind in der Regel Gefahren, von denen dein Kind selbst gar nicht wusste, dass sie existieren. So kann es sein, dass dein Kind von heute auf morgen heftige Angst vor dem Staubsauger entwickelt, der es womöglich ja einsaugen könnte. Andere Kinder könnten eine Höhenangst entwickeln und sich plötzlich an dir festkrallen, weil sie fürchten herunterzufallen. Am einfachsten ist der Umgang mit solch kuriosen Ängsten, indem du sie einfach akzeptierst und beharrlich immer wieder beweist, dass nichts passiert. Der Staubsauger wird schließlich niemals jemanden einsaugen und du lässt dein Baby sicher auch nicht fallen. Tröste es, wenn dein Kind Angst hat, aber lass ihm Zeit, diese Angst alleine zu überwinden. Genau wie beim Ausprobieren neuer Dinge bringen dich auch hier weder Zwang noch Druck weiter. Früher oder später verschwinden diese Ängste wieder und dein Kind hat verstanden, dass das alles nur halb so wild ist.
[KaKra]