Autoreninfo | Sylvia Koppermann | |
aktualisiert: 20.02.2020 | Mehrfache Mutter u. Autorin | |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Weihnachten ist das Fest der Liebe und der Besinnlichkeit, zumindest glaubt man das weithin. Fakt ist aber, dass sich gerade in der Vorweihnachtszeit extrem viele Paare trennen und es überdurchschnittlich oft zu Streitereien kommt. Warum das so ist, das erläutern wir in diesem Artikel.
Weihnachten sollte eigentlich das Fest der Liebe sein, die Zeit der Besinnlichkeit des Friedens und der Liebe sein. Man möchte also eigentlich meinen, dass gerade die Weihnachtszeit dafür geeignet ist, die Menschen näher zusammenrücken zu lassen. Doch statistisch gesehen ist scheinbar genau das Gegenteil der Fall. Die Anzahl der Trennungen in der Vorweihnachtszeit ist besonders hoch und gerade auch in der Weihnachtszeit wird sehr viel geweint. Die Nerven der Menschen liegen oft einfach blank und das in einem Maße, wie du es im Rest des Jahres nicht finden wirst. Häufig ist der Grund dafür ganz einfach Stress. Die meisten Menschen setzen sich gerade in der Weihnachtszeit besonders unter Druck. Es will vieles vorbereitet werden, die Geschenke müssen besorgt werden und es gibt einiges, was rund um das Weihnachtsfest organisiert werden möchte. Dazu kommen Freunde, Verwandte und Bekannte, die zu Besuch kommen wollen und sehr empfindlich reagieren, wenn man dem Einen mehr und dem Anderen etwas weniger Zeit eingeräumt, auch wenn das häufig nur ein rein subjektives Empfinden ist. Darüber hinaus muss in der Weihnachtszeit natürlich auch Probe gekocht und gebacken werden und weil das alles noch nicht stressig genug ist, liegt die Weihnachtszeit genau dann, wenn die meisten Menschen sich auch noch erkälten. Man selbst ist angeschlagen, der Partner ist krank und natürlich sind die Kinder krank. Auf der Arbeit müssen ganz schnell noch Dinge erledigt werden, die unbedingt bis zum Jahreswechsel durch sein sollen, was in der Regel zu Überstunden und beruflicher Anspannung führt. Darüber hinaus müssen natürlich auch diverse Weihnachtsveranstaltungen besucht werden, Weihnachtsfeier auf der Arbeit, im Sportverein oder vom Kindergarten oder der Schule, sie alle buhlen um deine Aufmerksamkeit und sie einfach ausfallen zu lassen ist oft keine Option. Der Terminplan platzt nicht selten aus allen Nähten und häufig haben auch wir die Tendenz dazu, jetzt noch Sachen erledigen zu wollen, für die wir das ganze Jahr über keine Zeit hatten. Ein weiterer Zahnarzttermin soll gemacht werden, die allgemeine Untersuchung beim Arzt steht noch einmal an und eigentlich wollte man dieses Jahr ja auch noch einmal zum Osteopathen, bevor diese Möglichkeit womöglich mit dem Jahreswechsel verfällt, da man schließlich dann schon im neuen Jahr ist, aber die Krankenkasse nur pro Jahr bestimmte Behandlung bezahlt. Zum Teil ist der Stress also selbst gemacht. Zum Teil wird er uns aber auch von außen auf diktiert. Interessant ist auch, dass wir uns vom Stress der anderen Menschen anstecken lassen. Gehen wir hinaus und zum Beispiel einkaufen in der Vorweihnachtszeit, können wir bemerken, dass alle Menschen um uns herum gestresst und häufig schlecht gelaunt sind und nicht selten färbt das mehr oder weniger direkt auch auf uns ab.
Kein Wunder also, dass wenn man selbst gestresst, gehetzt und vielleicht sogar verzweifelt ist, man sich fühlt, wie ein bis zum Anschlag gespannter Bogen. Dann wundert es wohl auch keinen, dass ein einziges Wort oder eine winzige unbedachte Tat des Partners ausreicht, um den emotionalen Vulkan explodieren zu lassen. Häufig sind es Kleinigkeiten, die zu einer Meinungsverschiedenheit, einem Streit und schließlich zu einer ernsthaften Krise führen. Auch ist es in der Regel so, dass der Partner unter genau solchen Stress steht, wie man selbst. Kleine Auseinandersetzungen eskalieren häufig und schnell und es gibt Beschimpfungen, Schuldzuweisungen und Resignation. Aufgrund des erhöhten Stress Pegels werden Beziehungen teilweise auch vorzeitig beendet, was sich in der statistischen Trennungsquote vor Weihnachten niederschlägt.
Es ist natürlich nicht einfach, jedem Streit aus dem Weg zu gehen und Stress vorzubeugen, doch man kann einiges tun, um es gar nicht erst soweit kommen zu lassen, dass schon eine Kleinigkeit die Beziehung ruiniert. Stress muss zu Weihnachten nicht unbedingt dazugehören. Es ist unsere eigene Wahl, wie viel Stress wir uns um Weihnachten überhaupt machen wollen. Selbst wenn wir auf nichts verzichten möchten, gibt es durchaus einige Möglichkeiten, mit denen wir den Stresspegel möglichst gering halten können. So führt zum Beispiel eine durchdachte Planung, am besten zusammen mit dem Partner und eventuellen Kindern dazu, dass sich Aufgaben verteilen lassen und die Familie als Team agiert. Es muss nicht alles getan werden, was man in der Weihnachtszeit so tut, und so wäre es durchaus ratsam, schon vor dem Weihnachtsfest einige Dinge zu erledigen. Die Arzttermine oder die Dinge, die unbedingt in diesem Jahr noch fertig werden müssen, könnten schon vor dem Dezember erledigt sein. Natürlich ist es Tradition Kekse zu backen in der Vorweihnachtszeit und noch dazu eine weitverbreitete, doch es ist noch keine Familie untergegangen, nur weil sie keine Kekse zu Weihnachten gebacken hat. Wenn man dies sowieso nur tut, um den Kindern einen Gefallen zu tun, dann wäre es vielleicht eine Idee, mit der Großmutter abzusprechen, ob diese nicht Lust hat, mit den Kindern dieses Jahr zu backen. Das Festtagsmenü muss nicht ganz so opulent ausfallen und vielleicht reißt man sich für die liebe Verwandtschaft und deren Besuch dieses Jahr einfach mal kein Bein aus. Nicht jede Weihnachtsfeier oder Veranstaltung muss tatsächlich mitgenommen werden und einige Traditionen lassen sich durchaus auch brechen. Wichtig ist vor allem, dass du versuchst, durch gezielte Maßnahmen den Stresspegel runterzufahren, denn je entspannter und ausgeglichener du selbst bist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass du dich mit deinem Partner oder deinen Kindern über irgendwelche Kleinigkeiten streiten musst. Allgemein ist weniger in der Regel gerade in der Weihnachtszeit deutlich mehr. Man kann dem Stress also durchaus vorbeugen und wenn man den Stress vorbeugt, kann man in der Regel auch dem Streit vorbeugen, der so viele Paare in der Vorweihnachtszeit auseinanderbringt.
Eine besonders krasse Methode um den Streit und natürlich auch dem Stress zu Weihnachten vorzubeugen ist einfach auszusteigen. Statt sich auf alles einzulassen, dass traditionsgemäß getan werden muss, solltest du vielleicht einfach einmal konsequent sein und bestimmte Sachen komplett sein lassen. Konsequenz ist hierbei unerlässlich, denn du kannst davon ausgehen, dass die Menschen in deiner Umgebung, gerade die weitläufigere Verwandtschaft wenig Verständnis für dein einfaches Aussteigen haben werden. Es kann aber unglaublich interessant sein, sich zum Beispiel einen der Weihnachtstage frei zu nehmen und an diesem nirgendwohin zu fahren und vielleicht auch kein Besuch zu empfangen. Natürlich wird es dann immer wieder Leute geben, die das blöd finden oder sich womöglich sogar gekränkt fühlen, aber es ist die beste Möglichkeit, um zu verhindern, dass der Stress dich einfach auffrisst. Wer die Nase ganz voll von Weihnachten hat, kann sich auch ganz einfach ganz drastisch aus allem ausklinken. Dann machst du einfach nur noch das, was du tun möchtest oder ignorierst einfach, dass Weihnachten ist. Das ist nicht ganz einfach und wenn du solch einen krassen Weg gehst, musst du davon ausgehen, dass in deiner Umgebung so ziemlich niemand Verständnis dafür haben wird, aber dafür hast du in der Regel auch keinen Stress mehr. Gerade wenn man allein ist und keine kleinen Kinder zu Hause hat, gibt es eigentlich nichts, was einen zwingt, das Weihnachtsfest so zu begehen, wie der Rest der Welt es tut.
Will man das Weihnachtsfest nicht ganz absagen, besteht natürlich auch immer die Möglichkeit, sich einfach eigene Tradition zu schaffen. Prinzipiell kannst du einfach das wegstreichen, was dich persönlich an Weihnachten immer schon gestört hat und ersetzt es durch Dinge, die ihr in eurer Familie einfach ab jetzt auf eure ganz spezielle Art und Weise macht. Das kann zum Beispiel die Tatsache sein, dass es zu Weihnachten kein großes Festmahl gibt, sondern ihr mit einfachen Gerichten arbeitet, oder dass ihr zum Beispiel ganz auf Familienbesuche über Weihnachten verzichtet. Der Fantasie sind hier quasi keine Grenzen gesetzt und was immer sich für dich und deinen Partner gut anhört, kann als eigene Tradition erhalten. Selbst wenn Kinder da sind, lassen sich viele schwierigere und zeitaufwendigere Tradition durch einfachere, weniger stressbehaftete Traditionen ersetzen. Prinzipiell spricht nichts dagegen, zu versuchen, den Stress an Weihnachten für sich zu minimieren und auch wenn eigene Traditionen häufig im eigenen Umfeld auf Unverständnis und Skepsis stoßen, solltest du dir doch den Weg aussuchen, der für dich und deine Familie der Ideale ist. Keine Weihnachtstradition ist es wert, dass sie einen in so großen Stress und Anspannung treibt, dass womöglich ein falsches Wort die Beziehung gegen die Wand fahren lässt.
[KaKra]
Streitereien an Weihnachten - kennst Du das auch?