Das Vorlesen bietet eine hervorragende Basis für die später wichtige Lesekompetenz,
die sich Kinder erwerben sollten. Gerade in Bezug auf die Schulzeit, aber auch in Bezug auf
das spätere Leben und die Arbeitswelt ist die Lesekompetenz unglaublich wichtig und je früher
man diese beim Kind fördert, desto einfacher wird es das Kind innerhalb seiner Schulzeit
und später auch im Berufsleben haben. Doch Vorlesen fördert nicht nur die Lesekompetenz, sondern auch weitere Kompetenzen, auf die wir direkt im Anschluss einmal näher
eingehen wollen.
Welche Kompetenzen fördert das Vorlesen
Im Zuge des Vorlesens erwirbt das Kind eine ganze Reihe Kompetenzen, die es im Leben
weiterbringen können. Zum einen sei hier das
Vorstellungsvermögen genannt, das durch Vorlesen deutlich gesteigert werden kann. Auch die Empathie eines Kindes kann durch
Vorlesen gesteigert werden, denn durch Bücher lernt das Kind, sich in Situationen und
Menschen hineinzuversetzen und zu verstehen, warum und wie diese handeln.
Gleichzeitig versucht es, das Verhalten und die Abläufe mit Dingen in Verbindung zu bringen,
die das Kind bereits kennt.
Auch beim Lesen- und Schreibenlernen kann das Vorlesen einen
ersten Grundstein legen, denn Kinder, denen viel vorgelesen wurde, haben es in der Regel
leichter, lesen und schreiben zu lernen, als Kinder, denen die Lesefreude nie wirklich
nahegebracht wurde. Darüber hinaus gibt das Vorlesen den Kindern eine Möglichkeit, im
Anschluss daran Fragen über Dinge zu stellen, die sie beschäftigen. Häufig sind dies Dinge, die
das Kind in seinem Familienalltag erlebt und die es beschäftigen. Hier muss es nicht unbedingt
darum gehen, sich über die Geschichte zu unterhalten oder das, was in der Geschichte passiert,
sondern teilweise können die Geschichten Anreize geben, über alltägliche Situation zu sprechen
oder Dinge, die dein Kind immer mal erfragen oder besprechen wollte jetzt in Angriff zu
nehmen.
Das Alter des Kindes
Grundsätzlich kann man gar nicht früh genug mit dem Vorlesen beginnen. Das klassische
Vorlesealter bei Kindern liegt aber in der Regel zwischen dem zweiten und dem achten
Lebensjahr. Doch auch nach dem achten Lebensjahr muss mit dem Vorlesen nicht Schluss
sein, denn es ist durchaus möglich, sich dann einfach beim Vorlesen abzuwechseln und das
Kind beim Vorlesen ins Lesetraining zu nehmen. Wer kleinere Geschwister hat, kann diese
ebenfalls beim Lesenlernen durch Vorlesen mit einsetzen. Dies bringt deutlich mehr Übung und
damit auch Routine ins Lesen, was wiederum die Lesekompetenz maßgeblich steigert.
Vorlesen wird oft unterschätzt
In der heutigen Zeit ist es teilweise sehr schwierig, feste Zeiten zu finden, in denen man den
Kindern vorlesen kann. Ständig sind wir umgeben von Ablenkungen wie dem Handy oder
irgendwelchen Dingen, die wir unbedingt noch tun müssen und die keinen Aufschub dulden. Oft
ist es gerade das Vorlesen, das hierbei auf der Strecke bleibt und ersetzt wird durch den Fernseher oder ein Hörbuch. Dabei ist das Vorlesen unglaublich wichtig, wie
vorangegangen schon geschildert wurde. Das Vorlesen für Kinder sollte ein fester
Grundbestandteil des Lebens innerhalb der Familie sein und es sollte einer der Punkte sein, wo
keine Abstriche gemacht werden.
Tipps und Tricks beim Vorlesen
Grundsätzlich ist es wichtig, dass du beim Vorlesen auf die Wünsche deines Kindes eingehst
und deinem Kind die Wahl lässt, was du ihm vorlesen sollst. Hierbei geht es vor allem darum,
die Interessen deines Kindes zu stärken. Damit das Vorlesen ein Erfolg wird, solltest du immer
dafür sorgen, dass die Atmosphäre gemütlich ist. Dein Kind soll sich beim
Vorlesen wohlfühlen und das bekommst du am einfachsten hin, indem du dafür sorgst, dass du
dir Zeit nimmst und das Lesen eine eher kuschelige Angelegenheit wird. Wichtig hierbei ist
auch, dass das Vorlesen möglichst nicht dann passiert, wenn die Kinder noch körperlich
unausgelastet sind. Kinder, die körperlich noch nicht ausgelastet sind, sind unruhig und wollen
sich bewegen und haben kein großes Interesse daran, still zu sitzen und zuzuhören. Das
Einfachste ist, dafür zu sorgen, dass du ein Zeitfenster wählst, an dem die Kinder
normalerweise schon ausgelastet sind. Der Abend bietet sich hierfür in der Regel sehr gut an
und vielleicht macht ihr das Vorlesen einfach zu einem kleinen Ritual vor dem Schlafengehen?
Hierbei ist es wichtig, dass du versuchst, eine feste Vorlesezeit einzuhalten, denn Kinder
lieben Routinen. Routinen geben Kindern Halt und feste Zeiten strukturieren auf sanfte Weise ihren Tagesablauf und helfen dabei, das Leben berechenbar zu machen.
Ebenso wichtig wie
die richtige Atmosphäre ist es, dass du deinem Kind aktiv vorliest und hierbei darauf achtest,
dass es nicht langweilig wird. Das bedeutet, dass du mit deiner Stimme spielen solltest, aber
auch mit dem Erzähltempo und der Art und Weise, wie du dabei etwas betonst. Dies macht
in der Regel sehr viel Spaß und Kinder neigen dazu, viel lieber zuzuhören, wenn die Eltern dies
tun, als wenn sie den Text einfach nur trocken runterlesen. Du kennst das sicher auch, dass es
nichts Schlimmeres gibt, als eine unbetonte Textpassage, die man sich "weghören" muss.
Du solltest das Vorlesen immer einmal wieder nutzen, um Kinder an neue Themen heranzuführen,
mit denen es vielleicht bisher noch nichts zu tun hat. Beim Vorlesen kann man ein Wechselspiel
aus bereits bekannten Interessen und neuen Bereichen machen. Wichtig ist immer, dass
du versuchst, deine Kinder in die Thematik mit einzubinden und ihm zuzuhören, wenn sie
Wünsche äußern oder vielleicht auch Kritik. Bei der Wahl der Geschichten sollte man nicht nur
auf die Interessen des Kindes achten, sondern auch auf die Art, wie es bestimmte Dinge
verarbeiten kann. Einige Märchen sind recht brutal, doch die meisten Kinder können sehr gut
zwischen der Fantasiewelt des Märchens und der Realität unterscheiden. Hast du ein
übermäßig sensibles Kind, solltest du vielleicht zum Anfang auf Märchen wie Hänsel und Gretel
oder Rotkäppchen sowie Bambi verzichten. Die meisten anderen Kinder hingegen stören sich
nicht so sehr an diesen Geschichten und finden diese womöglich sogar interessant.
[KaKra]