Tomizak / pixelio.de
Auch in der Stillzeit kann man schwanger werden
Bild: Tomizak / pixelio.de
Autoreninfo | Sylvia Koppermann |
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aktualisiert: 08.03.2011 | Mehrfache Mutter u. Autorin |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Noch immer hält sich wacker die Annahme, dass Frauen während der Stillzeit nicht schwanger werden können. Dagegen spricht eindeutig die Zahl der Schwangerschaften, die eintreten, während eine Frau noch stillt.Das Stillen selbst unterdrückt nur begrenzt über ein Reglerhormon den Eisprung. Die Ausschüttung dieses Hormons kann allerdings schon dann reduziert sein, wenn sich die Abstände zwischen den Stillzeiten verändern. Man geht in der Regel davon aus, dass konsequent mindestens ein maximaler Stillabstand von 4 bis 6 Stunden sowie eine tägliche Mindeststillzeit von wenigstens 80 Minuten nötig sind, um das Reglerhormon in der nötigen Menge auszuschütten. Doch gibt es keine Garantie, dass dies für jede Frau immer so gilt. Daher wird unbedingt geraten, Verhütungsmethoden anzuwenden, wenn keine erneute Schwangerschaft geplant ist.
Die Barrieremethoden
Grundsätzlich eignen sich als mögliche Verhütungsmethoden sogenannte Barrieremethoden, wie
- Kondom
- Diaphragma
- Portiokappe
- Femidom
- LEA contraceptivum
. Diese Verhütungsmittel haben keinen Einfluss auf die Muttermilch, da sie keinerlei Wirkstoffe an das Blut der Mutter abgeben, sondern rein eine Barriere für die Spermien darstellen. Nach der Geburt sollten Frauen, die ein Diaphragma aus der Zeit vor der Schwangerschaft besitzen, dieses vom Frauenarzt neu anpassen lassen. Denn die Beschaffenheit des Muttermundes könnte sich durch Schwangerschaft und Geburt verändert haben.
Von natürlichen Verhütungsmethoden ist abzuraten
Von natürlichen Verhütungsmethoden, wie beispielsweise der Temperaturmessung, ist während der Stillzeit abzuraten. icht wegen möglicher Nebenwirkungen auf Mutter oder Kind, sondern ganz einfach aus der Tatsache heraus, dass eine voll Stillende kaum den nötigen Schlafrhythmus bekommt, der für ein verwertbares Ergebnis nötig wäre. Zudem sind viele dieser Methoden von bestimmten Uhrzeiten abhängig, in denen vielleicht gerade gestillt wird. Das Kind dann für die Zeit der Messung von der Brust nehmen zu müssen, bedeutet für Mutter und Kind nur unnötigen Stress.
Auch von hormonellen Verhütungsmethoden ist abzuraten
Auch von
hormonellen Verhütungsmethoden wird weitestgehend abgeraten, da sich die Hormone auch über die Muttermilch auf das Kind übertragen. Eine Ausnahme bilden Verhütungsmethoden, die rein auf Gestagen basieren. Dieses kann zwar ebenfalls in der Muttermilch nachgewiesen werden, jedoch konnten in Studien keinerlei Einflüsse von Gestagen auf die Kinder festgestellt werden. Zu diesen reinen Gestagenpräparaten zählen die Minipille, Hormonspirale, Dreimonatsspritze und das Hormonimplantat. Da jede Frau unterschiedlich mit den möglichen Veränderungen der Gestagenpräparate umgeht, sollte im Vorfeld ein eingehendes Beratungsgespräch mit dem Frauenarzt geführt werden.
Individuelle Entscheidung
Für welche zusätzliche Verhütungsmethode sich eine Frau in der Stillzeit entscheidet, sollte daher unbedingt
individuell entschieden werden. Ist keine baldige, erneute Schwangerschaft erwünscht, sollte die Frau bereits während der Schwangerschaft nötige Informationen über Verhütungsmethoden in der Stillzeit einholen. So ist sie von Anfang an gerüstet und hat Zeit genug, sich mit allen Vor- und Nachteilen der einzelnen Methoden auseinander zu setzen. Sie sollte sich auch nicht von Meinungenin ihrem Umfeld beeinflussen lassen, die darauf schwören, dass eine Stillende nicht schwanger werden kann. Denn gerade bei der Schwangerschaftsverhütung sind sich sicher alle einig, dass doppelt immerhin sicherer ist als möglicherweise nur halb verhütet.
[SyKo]