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Distanz in der Schwangerschaft: Viele Paare kennen das Gefühl.
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Autoreninfo | Sylvia Koppermann |
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aktualisiert: 22.06.2014 | Mehrfache Mutter u. Autorin |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Werdende Väter distanzieren sich oft von der Partnerin
Vielen Männern fällt es schwer, sich in der Schwangerschaft ihrer Partnerin mit der Rolle des werdenden Vaters zu identifizieren. Oft gehen sie den körperlichen Veränderungen der Schwangeren durch spürbare Distanz aus dem Weg.Dieses Phänomen wird nicht nur bei Männern beobachtet, die unvorbereitet von der Schwangerschaft erfuhren, sondern auch bei werdenden Vätern, die mit ihren Partnerinnen bewusst die Entscheidung zum Kind trafen. Gerade bei Letzteren, sind die Partnerinnen dann häufig sehr enttäuscht, wenn die Freude, dass es mit der Schwangerschaft geklappt hat, scheinbar nur bei ihnen vorhanden ist und der werdende Vater distanziert wirkt. Und die Frage kommen auf:. Ist er nicht bereit für ein Kind?
Verunsicherung beim Mann ist normal
Um die werdenden Mütter zu beruhigen: Auch wenn es für die Schwangere nicht schön ist, dass der Partner weniger euphorisch wirkt, ist sein Verhalten doch ganz normal. Doch warum scheinen werdende Väter oft am Anfang der Schwangerschaft so distanziert? Auch „Vollblutväter“, die ganz und gar in ihrer Rolle aufgehen, die biologische Entwicklungen einer Schwangerschaft kennen und sich nach dem geplanten Kind sehnen, sind in der Schwangerschaft eher in einer Position, die sie daneben stehen lässt.
Die Zeugung ist die letzte aktive Handlung, die sie, zur Entstehung des Nachwuchses vornehmen. Ab dann spielt sich alles im Körper der Partnerin ab. In ihr toben Stürme aus Hormonen, ihr Körper verändert sich und in ihr allein, wächst das Kind.
Dem Partner bleibt, zumindest anfangs, nur die Rolle des Beobachters. Hat die Zeugung geklappt? Wird alles gut gehen? Wann kann ich sehen, dass meine Partnerin schwanger ist und aktiv an der Schwangerschaft teilhaben?
Werdenden Vätern fehlt das körperliche Erleben
In den ersten Wochen und Monaten ist das entstehende Leben so fern für den werdenden Vater. Er erlebt möglicherweise Stimmungsschwankungen der Schwangeren, sieht kleinere körperliche Veränderungen, aber ansonsten ist alles, was ihm zeigt, dass er tatsächlich Vater wird, auf den positiven Schwangerschaftstest und Fotos von Ultraschalluntersuchungen beschränkt.
Sein Kopf weiß, da wächst das eigene Kind. Aber in der Praxis fehlt ihm noch die Möglichkeit, es visuell zu erfassen, das Kind zu spüren. Viele Väter berichten, dass sie sich unsagbar gefreut haben, als sie von der Schwangerschaft erfuhren. Aber, bis der Bauch sich rundete und sie die ersten zarten Tritte ihres Babys auch von außen spüren konnten, mussten sie sich jeden Tag aufs Neue versichern „Ich werde Vater!“, weil es sonst eher surreal für sie war.
Veränderungen der Partnerin verunsichern
Dazu kommt, dass die Veränderungen der Partnerinnen die werdenden Väter verunsicherten. Manche Männer haben Angst, dass die werdenden Mütter so ganz in sich und der Schwangerschaft aufgehen, dass sie ihren Partner kaum mehr wahrnehmen. So brauchen werdende Väter meist wesentlich länger, um den Gedanken, dass ein Kind erwartet wird, zu verinnerlichen und als selbstverständlich anzunehmen.
Mit der Schwangerschaft vertraut werden
Was kann Mann tun, um sich früh mit der Schwangerschaft vertraut zu machen? In erster Linie sollte kein Mann zu hohe Erwartungen an sich selbst stellen und sich Zeit lassen, um zu begreifen, welches Wunder geschieht, an dem er mit teilhat. Gespräche der werdenden Eltern sind wichtig, in denen sie sich offen ihre Ängste gestehen, über die Gefühle berichten und auch eingestehen, wenn sie die Schwangerschaft gefühlsmäßig noch nicht ganz verinnerlicht haben.
Meist stellen auch die Männer fest, dass es ihre Partnerinnen ähnlich geht und sie hauptsächlich durch die körperlichen Veränderungen oder Stimmungen daran erinnert werden, überhaupt schwanger zu sein.
In solchen Gesprächen stellen Paare oft fest, dass sie eigentlich auf Distanz zueinander gehen, um den Partner nicht zu überfordern. Sie erfahren jedoch auch, wie ausgegrenzt oder allein gelassen sich der Partner dabei fühlt.
Gemeinsame Gespräche können Missverständnisse verhindern
Gemeinsam können die werdenden Eltern so Missverständnisse aus dem Weg räumen und nach Wegen suchen, die beiden Partnern helfen, sich gemeinsam schwanger zu fühlen. Spätestens, wenn der Bauch runder wird und das Strampeln des Babys auch von außen wahrgenommen werden kann, ist auch auch dem werdenden Vater immer bewusster: „Da, im Bauch meiner Partnerin, wächst unser gemeinsames Kind!“.
[SyKo]