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Wie die Nerven zu behalten, wenn das Kind 'nervt'

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Nur Geduld kann kindliche Ungeduld besänftigen
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AutoreninfoSylvia Koppermann
aktualisiert: 12.07.2016Mehrfache Mutter u. Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung
Es kann manchmal anstrengend sein, die Nerven zu behalten, wenn das Kind genau dann etwas von uns will, wenn wir gerade beschäftigt sind.

Mitten im wichtigen Telefonat wird geplappert, beim Einkauf getobt, weil das Kind auf den Gang in die Spielzeugabteilung nicht etwas warten mag und bei der Besprechung mit dem Partner besondere Anhänglichkeit zeigt, obwohl man doch nur unter vier Augen reden möchte. Dann immer die Nerven zu behalten und nicht ungehalten zu reagieren, ist nicht immer leicht.

Natürlich wollen Eltern ihren Kindern alle Aufmerksamkeit geben, die es braucht und fordert, selbstverständlich hat unser Kind das Recht, uns zu sagen, wenn es meint, genau jetzt kommt es zu kurz. Was wären wir doch für Eltern, nicht immer dann geduldig zuzuhören, wenn unser Sprössling nach uns verlangt? Eltern, die vielleicht auch andere wichtige Dinge zu tun haben, Dinge die oft nicht einmal lang dauern, aber dringend erledigt werden müssen, weil sie einfach zum Alltag und Leben gehören. Hin und her gerissen stehen wir dann zwischen zwei Stühlen: der Verpflichtung unserer Aufgaben und dem Bedürfnis unseres Kindes, genau jetzt und nicht in fünf Minuten, unsere Aufmerksamkeit zu fordern. Das kann, gerade bei wichtigen Angelegenheiten zur Zerreißprobe für die Nerven werden, denn wir wollen ja für unser Kind da sein, nur eben müssen all die anderen Dinge auch erledigt werden, was die Kurzen vielfach herzlich wenig interessiert.

Was sollen wir also tun?

Ist es sinnvoll, immer alles liegen und stehen zu lassen, wenn das Kind es fordert? Nein, das ist es nicht. Zu einem gesunden Lernprozess gehört auch, dass Kinder lernen, dass im Leben oftmals Angelegenheiten erledigt werden müssen, die existenziell wichtig sind, bevor das Spielen dran ist. Auch wenn Eltern ein paar Minuten Auszeit brauchen, werden sie nicht zu Rabeneltern, weil sie das Kind bitten Papa oder Mama gerade jetzt nicht als Hüpfburg zu benutzen. Wir sind Vorbilder und Lehrer unserer Kinder, von uns bekommen sie die wichtigsten Verhaltensmuster mit auf den Weg. Ein Kind, das lernt, sich einen Moment zu gedulden, wird es in der Gesellschaft später einfacher haben, denn es sieht sich als ein Teil des Ganzen, der seinen Platz hat, so wie jeder Andere auch, anstatt sich als einzig anbetungswürdiges Wesen zu sehen (auch wenn unsere Kinder das ja für uns sind), dem die Gesellschaft zu Füßen zu liegen hat.

Was also tun, wenn wir gerade in diesem Moment keine Zeit haben, uns uneingeschränkt unserem Kind zu widmen? Was, wenn gerade ein wichtiges Gespräch geführt oder eine Handlung von uns ausgeführt wird und unser Sprössling an uns zerrt und zupft, um schließlich in einem Wutanfall ein Stakkato an Gebrüll loszulassen und uns somit den 'letzten Nerv' raubt? Ein paar Tipps haben wir hier einmal zusammen gefasst. Sie sind keine Wunderheilmittel, aber sie können in vielen Momenten helfen, selbst ruhig zu bleiben und Momente später mit Gelassenheit die Situation wieder im Griff zu haben, ohne das eigene Kind vor den Kopf zu stoßen oder alle anderen Aufgaben liegen zu lassen. Denn Kinder sollen eines lernen: auch Eltern haben Bedürfnisse.

Vorausschauen

Es kann oft schon helfen, zu versuchen, aus den Augen des Kindes die Situation zu betrachten. Da ist Mama am Telefon, sagt, sie führt ein wichtiges Gespräch mit der Bank. Was ist diese Bank? Das Kind sagt sich "Kenne ich nicht. Was kann an diesem Fremden 'Bank' so wichtig sein? Wichtiger, als jetzt meinen tollen Bauklötzchenturm zu bestaunen, kann Bank nicht sein." Aus seiner Sicht ist das völlig nachvollziehbar. Das Kind kennt all die Zusammenhänge und existenziellen Angelegenheiten nicht, kann also so keine dringende Wichtigkeit erkennen. Nun, im Gespräch mit dem Sachbearbeiter am Ohr und dem quengelnden Kind neben sich, lässt sich schwer eine Situation schaffen, die allen Seiten sofort gerecht wird. Bevor man also zum Telefon greift, kann man bereits mit dem Kind reden. "Mama hat jetzt ein sehr wichtiges Telefonat zu führen, mit jemanden, den Du nicht kennst. Kann ich Dich hier kurz mit den Bauklötzen sitzen lassen? Von da drüben schaue ich zu, wie Du spielst, während ich telefoniere und nach dem Telefonat schaue ich mir an, was Du Tolles gebaut hast, ja?" Mit Sätzen wie diesen, arbeitet man vor, gibt dem Kind einen zeitlichen Anhaltspunkt, es weiß, dass Mama gleich wieder voll bei ihm ist.

Erfahrungen machen lassen

Wir wollen unseren Kindern alles erklären, sie begreifen lassen, was wichtig und weniger wichtig ist. Und unsere Kinder? Wollen all das oft gar nicht hören!

Die Handschuhe im nasskalten Winter immer wieder auszuziehen, kann ein immenser Spaß sein, vor allem dann, wenn Mama oder Papa sich dabei noch zu Predigern entwickeln, die eine wahre Litanei herunterbeten, warum doch bitte die Handschuhe an bleiben sollen und dass kalte Finger weh tun könnten, auf jeden Fall aber unangenehm sind...

Das Kind amüsiert sich auf seine Art königlich, sieht den Spaß, unsere Nerven liegen dagegen brach, denn unser Fürsorge prallt ab. Warum also nicht eigene Erfahrungen machen lassen? Es reicht, einmal genau zu erklären, warum es nicht toll ist, die Handschuhe auszuziehen. Macht das Kind es trotzdem, lernt es eben jetzt, dass kalte Finger gar nicht so lustig sind und will ganz sicher in wenigen Augenblicken von sich aus die Handschuhe wieder anziehen, ganz ohne dass Mama abgekämpft vom ständigen Ermahnen und Handschuhe wieder aufheben resigniert daneben steht.

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