Petra Hegewald / pixelio.de
Die kleinen Vögel sind geschlüpft.
Bild: Petra Hegewald / pixelio.de
Autoreninfo | Sylvia Koppermann |
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aktualisiert: 02.05.2011 | Mehrfache Mutter u. Autorin |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Im Frühjahr mit Kinder zu beobachten,
wie die Natur ringsum erwacht, ist ein spannendes Erlebnis. Besonders begeistern sich die Kleinen natürlich für all die Jungtiere, die ihren Eltern wackelig hinterher staksen. Lämmer schauen ängstlich mit großen Augen, eng ans Mutterschaf gedrückt, zu uns herüber. Entenküken versuchen hektisch, im Wasser hinter den Eltern her zu schwimmen und aus Teichen ertönen Froschkonzerte beim Laichen. Es gibt keinen besseren Zeitpunkt, um Kindern die Schönheit der Natur zu vermitteln. Allerdings ist schon manch guter Wille, den Kindern Achtung vor Tieren und Pflanzen beizubringen, durch unbedachte Handlungen, zerstört worden.
Wir wundern uns oft, wie Tiermütter ihre Jungen unter hunderten anderer erkennen können, ohne lange zu suchen. Für uns sehen all die Lämmer gleich aus und es gelingt uns selten, ein paar unverkennbare Merkmale zu entdecken. Wie also findet das Schaf genau das Lamm in der Herde wieder? Ganz einfach: durch den Eigengeruch. Vergleichbar ist das in etwa mit dem Duft des neugeborenen Babys bei uns Menschen. Eine Mutter erinnert sich immer an den Geruch, der sie ihr Kind instinktiv schützend in den Armen halten ließ. In der Tierwelt ist das nicht anders. So können alle Säugetierarten ihre Jungen unter unzähligen anderen ausfindig machen. Um nun einem säugenden Muttertier beispielsweise ein verwaistes, anderes Junges zu vermitteln, muss das fremde Junge also zunächst einmal seinen Eigengeruch gegen jenen tauschen, der dem Adoptivmuttertier vertraut ist. Dies geschieht dadurch, dass das verwaiste Junge mit dem Stroh oder einer anderen Unterlage, die mit dem Geruch der Mutter behaftet ist, abgerieben wird. Schon Hündinnen haben haben so Katzenjunge gesäugt und Katzen Eichhörnchen.
In fast allen Fällen, in denen Tiere ein artfremdes Junge angenommen haben, wirkte der Mensch auf diese Weise unterstützend mit. Ziel war dabei immer, dem Jungtier das Leben zu retten. Allerdings kann eben auch der Mensch durch nicht einmal bewusstes Eingreifen, einem oder mehreren Jungtieren das Leben nehmen. In Streichelzoos oder auf Bauernhöfen sind die Tiere gewohnt, nah dem Menschen zu sein, gestreichelt und angefasst zu werden. Diese domestizierten Tierarten lassen es oft zu, dass ihre Jungen von vertrauten Menschen angefasst werden. Auch wenn diese danach neben dem Eigengeruch nach 'Mensch stinken'. Je enger der Bezug des Tieres zum Menschen ist, desto eher nimmt die Mutter das Junge auch noch nach dem Menschenkontakt an. Doch dies gilt nicht für Tiere in freier Wildbahn.
Das Rehkitz im hohen Gras lässt manch einen Spaziergänger denken, es sei verlassen worden. Der Wunsch ihm zu helfen, es zu retten, kann dann fatale Folgen haben. Angefasst, nach Mensch riechend, nimmt die Ricke das Kitz oft nicht mehr an. Das mag uns herzlos erscheinen, ist aber ein überlebenswichtiger Bestandteil in der freien Natur. Nur gesunde, arteigene Jungen, sichern auch den Fortbestand der eigenen Art. Fremd oder krank riechende Junge werden selektiert und nicht mehr weiter versorgt. Ebenso ergeht es Vogelküken. Schon manche Eltern haben ein Ei oder ein Küken kurz aus einem Nest genommen, um den Kindern das kleine Wunder zu zeigen. Und wie traurig standen dann die Kinder am nächsten Tag vor dem Nest mit toten Küken und kaputten Eier am Boden. Die Brut war von den Altvögeln aus dem Nest geworfen worden. Es ist also wichtig, gerade beim Beobachten von Jungtieren, immer die Distanz zu wahren. Wildtiere sind keine Kuscheltiere, dies müssen Eltern auch ihren Kindern vermitteln.
Eine andere, früher sehr beliebte Methode, den Kindern die Vorgänge in der Natur zu vermitteln, war das Sammeln vom Froschlaich. Eimer und Wassergläsern voll mit Eiern standen in vielen Kinderzimmern und sogar in Klassenräumen. Ziel war, den Kindern zu zeigen, wie sich die Eier zu Fröschen verwandelten. Viele von uns haben diese Metamorphose selbst bewundern können. Doch die kleinen Frösche starben spätestens bei ihrer Rückkehr in die freie Natur. Froschlaich steht unter Naturschutz und darf heute nicht mehr aus der Natur mit nach Hause genommen werden! Kinder lernen wesentlich mehr vom Leben der Frösche, wenn sie in freier Wildbahn zu Beobachtern werden. Und gerade Seen und Teiche sind im Frühjahr Tummelplätze der unterschiedlichsten Tiere und ihren Jungen. So kann man neben den Kaulquappen auch Enten und Schwäne bewundern und Kindern eine große Artenvielfalt zeigen, ohne in die Natur einzugreifen.
[SyKo]