Medizinische Frühchen
Doch was viele nicht wissen, medizinisch gesehen gelten auch Kinder, die zwischen der 34. und
37.Schwangerschaftswoche (SSW) geboren werden, als
Frühchen. Man spricht in
diesen Fällen von sogenannten späten Frühgeburten<, da die Babys vom Gewicht und der Größe vollständig ausgetragenen Kindern ähneln. Hier dürfen potenzielle Risiken jedoch nicht unterschätzt werden: Späte Frühgeborene sind in vielen Aspekten ihrer Entwicklung unreif.
In Zahlen ausgedrückt zählen 60 bis 70 Prozent der Frühgeborenen zur Gruppe der späten
Frühgeborenen. Zwar lässt ihr Aussehen keine Auffälligkeiten erwarten, doch haben sie siebenmal häufiger mit Erkrankungen und Komplikationen zu kämpfen als Babys, die zum errechneten Termin
entbunden wurden. Dies liegt an ihren noch nicht ausgereiften Organen und der Tatsache, dass ihr Stoffwechsel noch nicht uneingeschränkt arbeitet. Diese einzelnen Aspekte sind oft nicht bedenklich, das Erkrankungsrisiko steigt aber, wenn mehrere Faktoren
gleichzeitig auftreten.
Probleme mit der Lunge
Besonders häufig haben reife Frühgeburten, mit Lungenproblemen zu kämpfen. Nach einer
Infektion mit RSV (Respiratory Syncytial Virus) müssen sie doppelt so häufig stationär überwacht werden wie am Termin geborene Kinder. Auch der Schweregrad der Atemwegserkrankungen ist um einiges ausgeprägter.
Dies hängt damit zusammen, dass ihre Alveolen nur unvollständig ausgebildet sind, so dass eine geringe Oberfläche für den Gasaustausch und ein geringeres Lungenvolumen zur Verfügung stehen. Außerdem sind die Bronchien noch dickwandig und eng, was den
Gasaustausch erschwert.
Darüber hinaus leiden
späte Frühchen im Vergleich zu komplett ausgetragenen Babys öfter an:
- Gelbsucht
- Atemnot, durch die nicht ausgereifte Lunge
- Hypoglykämien, das Absinken des Blutzuckers unter Normalwert
- Unterdurchschnittliche Gewichtszunahme, durch Probleme bei der Nahrungsaufnahme
- Probleme bei der Temperaturregulation, da sich der Hormonhaushalt noch nicht in ausreichendem Maße selbst steuert
Laut einem Artikel im Ärzteblatt, vom Juli 2010, kommen in den USA mittlerweile neun Prozent aller Babys als späte Frühgeburten zur Welt. Dieser hohe Anteil lässt sich dadurch erklären, dass auf
Bestreben der Schwangeren immer öfter Wunschkaiserschnitte durchgeführt werden. Um den natürlichen Wehen quasi ein Schnippchen
zu schlagen wird so die Geburt oft schon vor der 38. SSW eingeleitet.
[AKH]