Thommy Weiss / Pixelio.de
Kleine Kinder brauchen andere Sehtests
Bild: Thommy Weiss / Pixelio.de
Autoreninfo | Mag. Birgit Schulz |
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aktualisiert: 10.12.2010 | Online Redakteurin |
Gesundheit und Homöopathie |
Wie macht man einen Sehtest mit Kindern, die sich noch nicht richtig ausdrücken können? Und ab welchem Alter kann man bei einer Augenkontrolle überhaupt zuverlässige Ergebnisse erzielen? Viele Eltern, die selbst seit ihrer Kindheit eine Brille tragen müssen, fragen sich früh, ab wann sie mit ihrem Kind zum Augenarzt müssen. Denn viele spätere Fehlsichtigkeiten lassen sich bei sehr früher Behandlung noch verhindern oder wenigstens abschwächen.
Daher werden Sehtests heute bei immer jüngeren Kindern durchgeführt. Dies ist durchaus möglich, auch wenn bei Kindern andere Methoden angewendet werden müssen als bei Erwachsenen.
Gut zu sehen ist wichtig für
viele Lebensbereiche. Nicht nur für die spätere Mitarbeit in der
Schule sollten Sehschwächen behandelt werden. Bei
kleinen Kindern kann
eine Sehstörung unter Umständen nachteilige
Auswirkungen auf die Entwicklung der Motorik, des räumlichen Sehens
und vieler anderer Funktionen haben. Wird beispielsweise Schielen
nicht frühzeitig therapiert, kann es spätestens ab dem 9.
Lebensjahr nicht mehr behandelt werden. Es führt zu bleibenden Sehschwächen und Koordinationsstörungen.
Aufgrund ihrer Relevanz
sind Sehtests auch im Rahmen der U-Untersuchungen vorgesehen. So
findet
der erste Sehtest meist bereits auf der Säuglingstation bei
der U2 statt. Dabei testet der Arzt mit einer Lampe die
Augenreaktionen des Neugeborenen, um Blindheit durch Grauen Star oder
andere Augenkrankheiten auszuschließen. Auch bei der U3 und der U4
werden die Sinnesfunktionen ersten Prüfungen unterzogen, die
zumindest gravierende Sehstörungen bereits aufdecken können. Ein
umfassender Sehtest wird allerdings erst bei der U8, also mit etwa vier Jahren durchgeführt, da man in der Vergangenheit davon ausging, erst
in diesem Alter, wenn das Kind sich richtig ausdrücken kann, zu
wirklich sicheren Testergebnissen gelangen zu können.
Da bei extrem
fehlsichtigen Kindern eine Brille aber schon mit sechs Monaten die
Entwicklung noch schwerwiegenderer Sehfehler abschwächen kann, ist
es vor allem
bei Kindern mit erhöhtem Risiko ratsam, einen
zusätzlichen Test bei einem Facharzt für Augenheilkunde vornehmen
zu lassen. Gefährdet für Sehstörungen sind besonders Kinder, bei
denen mindestens ein Elternteil sehr schlecht sieht. Auch bei
Frühgeborenen ist durch die zusätzliche Sauerstoffzufuhr in den
ersten Lebenswochen oft die Netzhaut angegriffen.
Auch ohne dass ein Kind
sich bereits verbal äußern kann, ist ein Sehtest
möglich. So weiß man heute, dass
Babys, denen man eine gemusterte und eine weiße Fläche zeigt, immer
auf die gemusterte Fläche sehen. Lässt man die Muster, die man
neben der weißen Fläche zeigt, immer feiner werden, bis sie vom
Kind nicht mehr vom weißen Untergrund unterschieden werden können,
kann man hierdurch Aufschluss über die Sehkraft erhalten. Die
Augenbeweglichkeit kann ermittelt werden, indem man eine Lichtquelle
oder ein Spielzeug im Gesichtsfeld des Säuglings hin und her bewegt.
Etwas ältere Kinder
erhalten anstatt den Buchstaben-Tests für Erwachsene
Bildsymbole,
die sie benennen müssen. Verbreitet sind auch die E-Haken-Tests, bei
denen die Arme des Buchstaben E in verschiedene Richtungen zeigen.
Das Kind muss dann jeweils in die Richtung zeigen, in welche die
Haken weisen. Voraussetzung für den Erfolg dieser Methoden ist die
Kooperationsbereitschaft des Kindes. Da diese nicht immer wie
gewünscht gegeben ist, werden für ein Testergebnis oft mehrere
Anläufe benötigt. Als Mutter heißt es hier für Dich, nicht die
Geduld zu verlieren, um den Unwillen des Kindes nicht weiter zu
verstärken.
Ohne äußere Anzeichen
einer Sehschwäche und
ohne erhöhtes Risiko ist es außerhalb der
U-Untersuchungen nicht unbedingt nötig, einen Augenarzt aufzusuchen.
Bei äußeren Anzeichen wie Schielen, häufigem Zwinkern oder
Schieflegen des Kopfes sollten Eltern hingegen eine augenärztliche
Untersuchung vornehmen lassen.
Typische Augenerkrankungen
bei Kindern sind:
Schielen
Amblyopie (Sehschwäche auf einem
Auge)
Angeborener Tränenwegsverschluss
Angeborene Augendruckerhöhung
Grauer Star
Netzhautschäden (zum Beispiel Frühgeborenenrethinopathie)
Tumore auf der Netzhaut
Kurz- oder Weitsichtigkeit
[BS]