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Schwanger und Sex, geht das?
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Autoreninfo | Sylvia Koppermann |
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aktualisiert: 06.07.2021 | Mehrfache Mutter u. Autorin |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Sex in der Schwangerschaft
Laut einer Studie der Berliner Charité haben werdende Eltern während der Schwangerschaft durchschnittlich 1,5 Mal pro Woche Sex.Aber wie verhält es sich mit denen, die gar keine Lust mehr haben, weil der Bauch vielleicht im Weg ist? Oder jenen, die andauernd wollen? Tatsächlich verändert sich bei vielen Schwangeren die Einstellung zur eigenen Sexualität, sobald sie erfahren, dass sie ein Kind in sich tragen und der Körper somit runder und weiblicher wird.
Auch Männer fragen sich unweigerlich, ob und wie Sex in der Schwangerschaft möglich ist. Kann man beim Geschlechtsverkehr eventuell sogar das eigene Kind gefährden?
Sex in der Schwangerschaft - ja oder nein?
Um eines gleich vorweg zu nehmen: Verläuft die Schwangerschaft normal, dann könnt Ihr selbstverständlich Sex haben! Auch die These, Sex während der Schwangerschaft erhöhe das Risiko einer Fehlgeburt, gehört in den Bereich der Mythen und Märchen. Studien haben nachgewiesen, dass Frauen, die während der Schwangerschaft regelmäßig Sex hatten, weniger zu Frühgeburten neigen als andere. Mal ehrlich, warum sollte dem Baby auch schaden, was Mami gut tut?
Die Charité Berlin (Bereich: Geburtsmedizin) schreibt dazu:
"Aus medizinischer Sicht gilt Sex in der Schwangerschaft als unbedenklich. Selbst kurz vor Geburt bestehen keine Einschränkungen. Wenn die Gebärmutter wehenbereit ist, können nach dem Samenerguss gelegentlich Wehen auftreten, weil im Sperma Wehen auslösende Substanzen vorhanden sind. Diese sind jedoch so schwach, dass sie vor 37 Schwangerschaftswochen nach den vorliegenden Erfahrungen keine Frühgeburt auslösen können."
Bei Komplikationen - lieber auf Sex verzichten
Aufgepasst werden sollte allerdings, wenn es während der Schwangerschaft zu Komplikationen kommt oder man bereits eine Fehlgeburt hatte. Treten bei Dir Blutungen, Unterleibsschmerzen oder Bauchkrämpfe auf, ist Enthaltsamkeit geboten. Auf Sex verzichten solltest Du außerdem, wenn die Fruchtblase bereits geplatzt ist, der Mutterkuchen falsch sitzt, Fachbegriff:
Plazenta Previa, bei Genitalinfektionen, Mehrlingsschwangerschaften oder, wenn sich der Muttermund vorzeitig öffnet. Löst sich zusätzlich der schützende Schleimpfropf, kann es durch Geschlechtsverkehr zu Infektionen kommen, die die Fruchtblase schädigen. Solltest Du Bedenken haben, sprich am besten mit dem Arzt oder der Hebamme.
Lesetipp:Lies hier mehr zum Thema: Plazenta Praevia
Kann es dem Baby schaden?
Dem Baby kann beim Geschlechtsverkehr nichts passieren, da es gut gepolstert in der Gebärmutter liegt. Selbst bei starken Erschütterungen, eventuell ausgelöst durch leidenschaftliche Liebesspiele, schwebt es sicher im Fruchtwasser. Auch die von Männern häufig geäußerte Angst, der Penis könne das Ungeborene verletzten, ist unbegründet, da dies rein physisch nicht möglich ist. Denn der Muttermund liegt zwischen Scheide und Gebärmutter und Baby und Penis berühren sich somit nicht.
Frühzeitige Geburt durch Orgasmus?
Auch der Orgasmus der Frau schadet dem Baby nicht, selbst wenn man danach Kontraktionen in der Gebärmutter spürt. Diese verschwinden wieder und es besteht keine Gefahr, dass die Geburt in Gang gesetzt wird, solange der Muttermund noch fest verschlossen ist. Auch wenn das Baby nach dem Orgasmus wild im Bauch herum zappelt, heißt dies noch lange nicht, dass es mitbekommen hat was „draußen“ passiert. Es ist eher eine Reaktion auf Mamis erhöhten Blutdruck und laut klopfendes Herz. Allerdings hat der weibliche Orgasmus schon Auswirkungen auf die Gebärmutter: Kurzzeitig pumpt die Plazenta nämlich weniger Blut zum Baby hin. Das ist jedoch ein gutes Training für seinen Kreislauf und keinesfalls als Mangel anzusehen, der dem Ungeborenen schadet.
Die verschiedenen Schwangerschaftsdrittel
Für manche Frauen wird der Sex in der Schwangerschaft besser als vorher, weil der
Beckenboden besser durchblutet wird und der Hormonspiegel sehr hoch ist. Somit erleben sie den Sex viel intensiver. Wieder andere dagegen verspüren nach dem Sex ein unangenehmes Gefühl oder haben währenddessen sogar Schmerzen. Vor allem im letzten Trimester, in dem viele Frauen von Unterleibskrämpfen geplagt werden, kann das vorkommen.
Erstes Schwangerschaftsdrittel
In der Regel lässt die Libido im
ersten Schwangerschaftsdrittel nach, besonders wenn werdende Mamis unter typischen Begleiterscheinungen wie Müdigkeit und/oder Übelkeit leiden. Für viele werdende Eltern ist die Nachricht, schwanger zu sein, auch einfach so aufregend, dass sie erst einmal einen Gang zurückschalten und anderen Dingen den Vorzug geben. Der neue Zustand ist einfach noch zu unerforscht und unbekannt. Lieber erst einmal abwarten, was passiert und nichts riskieren, sich schonen, lautet hier vielfach die Devise.
Während für viele der Kinderwunsch eindeutig mit Sex in Verbindung steht, passen für viele Frauen Schwangerschaft und Geschlechtsverkehr nicht zusammen. Dabei kann diese Zeit ganz besonders entspannend und lustvoll sein, ist der Bauch in den ersten drei Monaten noch flach und spürt man die Anwesenheit des Kindes noch nicht so stark. Gerade Paare, die lange versucht haben ein Kind zu zeugen, finden es oft entspannend beim Sex einmal nicht an den Zeugungsaspekt denken zu müssen. Viele Frauen kommen in dieser Phase auch leichter zum Orgasmus.
Zweiter Schwangerschaftsdrittel
Sind die ersten Ängste, Zweifel und Glücksgefühle erst einmal verdaut, geht es Mamis im
zweiten Schwangerschaftstrimester oft rundum gut. Da sich ihr Körper an den neuen Zustand gewöhnt hat und die ersten, mit Hinblick auf eine Fehlgeburt, kritischen 12 Wochen nun hinter ihnen liegen. Viele erzählen nun ihren Familien und Freunden von der guten Nachricht.
Der Körper wird nun von Monat zu Monat rundlicher und weiblicher, der Bauch ist aber immer noch gut zu tragen. Viele Männer fühlen sich in diesem Stadium der Schwangerschaft besonders zu ihren Frauen hingezogen. Andererseits sind sie sich aber auch der Anwesenheit des Babys als dritter Person im Bett deutlich bewusst, was die Libido auch negativ beeinflussen kann. Viele Frauen haben diese Bedenken, wenn sie zum ersten Mal die Bewegungen des Kindes im Bauch spüren und sich fragen, was das Kind mitbekommt oder ob es sich gestört fühlen könnte.
Dritter Schwangerschaftsdrittel
Im
dritten Schwangerschaftsdrittel ist der Bauch schon sehr präsent und das Kind bewegt sich und macht sich mit Tritten und Knuffen bemerkbar. Viele Frauen sind nun ähnlich erschöpft wie zu Beginn der Schwangerschaft und die sexuelle Aktivität lässt in den meisten Fällen nach. Besonders vier Wochen vor der Entbindung, wenn die werdende Mami beginnt, sich ernsthaft mit der Geburt auseinanderzusetzen.
Vielen ist beim Sex auch der dicke Bauch schlichtweg im Weg, außerdem drückt das Kind ständig auf die Blase, was zu unfreiwilligem Wasserlassen führt und viele als wenig lustfördernd empfinden. Da körperliche Nähe in der Schwangerschaft aber sehr wichtig ist und viele Paare nicht darauf verzichten möchten, ziehen viele zum Ende der Schwangerschaft die Löffelchenstellung vor.
Erlaubt ist, was beiden gefällt und keine Schmerzen verursacht. Mit ein bisschen Phantasie lässt sich der Bauch, den viele Männer übrigens sehr erotisch finden, problemlos ins Liebesspiel integrieren.
Quellen:
Meine Schwangerschaft Woche für Woche: Medizinischer Hintergrund und praktischer Rat / Prof. Lesley Regan (ärztliche Direktorin der Abteilung für Gynäkologie und Geburtshilfe am St. Mary’s Hospital in London) - ISBN-10: 3831037159
Charité Berlin - Klinik für Geburtsmedizin: Charité Berlin
Das Große Buch der Schwangerschaft / Prof. Dr. Franz Kainer, Annette Nolden - ISBN-10: 3833815779
[AKH]