Nicole Mueller / pixelio.de
Identität entwickeln
Bild: Nicole Mueller / pixelio.de
Autoreninfo | Mag. Ann-Kathrin Landzettel |
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aktualisiert: 04.02.2011 | Gesundheits- und Präventionsberaterin |
Gesundheit, Prävention, Medizin und Psychologie |
Die psychosoziale Entwicklung umfasst die Entwicklung des individuellen Empfindens, Denkens, Lernens und Verhaltens durch soziale Gegebenheiten wie Sprache, Struktur und Werthaltungen der Gesellschaft.So entwickelt das Kind Stück für Stück seine Identität. Bedürfnisse und Wünsche sowie die soziale Umwelt und Anforderungen im Alltag bilden dabei ein dichtes Netz. Jedes Kind sieht sich während seiner Entwicklung mit Krisen und Konflikten konfrontiert, die gegen seine Bedürfnisse stehen. Die aktive Bewältigung dieser Konflikte formt die psychosoziale Entwicklung. Psychosoziale Stressfaktoren wie Vernachlässigung, Kindesmisshandlung oder instabile Lebensverhältnisse können zu körperlichen, geistigen oder psychischen Schädigungen führen.
Die Folgen
Welche Folgen Vernachlässigung und Misshandlung genau auf das Kind haben, kann pauschal nicht beantwortet werden. Sie sind zum einen abhängig vom Schweregrad der schädigenden Einflüsse und zum anderen auch von biologischen sowie psychologischen Eigenschaften des Kindes. Denn diese Faktoren beeinflussen seine Widerstandsfähigkeit und Störanfälligkeit. Bei sozial benachteiligten Kindern können Säuglingssterblichkeit, Untergewicht, Fütterungs- und Schlafstörungen sowie akute und chronische Krankheiten auftreten. Erleben die Kinder nicht die Erfüllung ihrer grundlegenden Bedürfnisse wie Sicherheit, Bindung und Verlässlichkeit, steigt das Risiko, dass sie als Erwachsene ihre Kinder ebenso erziehen. Wurde Gewalt als normale Umgangsform kennen gelernt, kann es passieren, dass auch die eigenen Kinder Gewalt erfahren.Die psychosozialen Entwicklungsphasen
Jedes Kind durchläuft verschiedene psychosoziale Entwicklungsphasen.Das erste Lebensjahr
Im 1. Lebensjahr muss sich das Baby auf seine Bezugsperson verlassen können, da es noch nicht selbst für sich sorgen kann. Werden ihm körperliche Nähe, Sicherheit, Geborgenheit oder Nahrung verweigert, entwickelt es unweigerlich Ängste, da die Erfüllung seiner Bedürfnisse lebenserhaltend ist. Es fühlt sich verlassen und versucht, durch Schreien und Weinen auf sich aufmerksam zu machen.Das Kind ist ca. 18 Monate alt
Mit 18 Monaten tritt das Kind vermehrt in Interaktion: Es macht bei Winke-Winke-Spielen mit, klatscht bei Backe-Backe-Kuchen, reagiert auf Handhinstrecken, rollt den Ball zurück und zeigt seinem Gegenüber ein Spielzeug. Auch erste Versuche beim Anziehen zu helfen, sind zu beobachten.Mit 2 Jahren - das Stofftier bzw. die Puppe
Mit 2 Jahren hat das Kind ein Stofftier oder eine Puppe als Freund. Es ist meist mit dabei und wird gestreichelt und gedrückt. Sieht das Kind seine Eltern, läuft es ihnen freudig entgegen. Es ahmt Handlungen nach, die es bei anderen sieht und kann jetzt schon alleine spielen. Schaut es ein Bilderbuch an, redet es freudig vor sich hin. Wenn es etwas möchte, teilt es sich mit.Mit 2-3 Jahren, das Kind möchte autonomer werden
Mit 2 bis 3 Jahren möchte das Kind autonomer werden. Das funktioniert aber nur, wenn es seiner Bezugsperson vertrauen kann. Kann es das, fördert diese stabile Größe die Entwicklung eines eigenen Selbst. Das Kind braucht die Sicherheit, dass das Verhältnis zu seiner Bezugsperson keinen Schaden nimmt, wenn es versucht, seinen Willen durchzusetzen. Muss das Kind um die Geborgenheit fürchten, zweifelt es schnell an der Richtigkeit seiner Gefühle und Bedürfnisse.Mit 2 1/2 Jahren zeigt das Kind mehr Zuneigung
Mit 2 1/2 Jahren zeigt das Kind anderen gegenüber vermehrt Zuneigung und möchte Dir helfen. Es benennt sich selbst mit seinem Vornamen. Tagsüber macht es nicht mehr in die Hose. Neuen Essensvarianten gegenüber ist es neugierig und auch der Teddy und die Puppe werden fleißig gefüttert.Mit 3 Jahren schlüpft das Kind in Tierrollen
Mit 3 Jahren schlüpft das Kind gerne in Tierrollen wie Hund, Katze oder Hase. Es bringt gerne andere zum Lachen und empfindet Eifersucht anderen gegenüber. Es führt mit Freude Aufträge aus, weil es sich so ernst genommen und wichtig fühlt.Mit 3 1/2 Jahren freut es sich über Lob
Mit 3 1/2 Jahren freut sich das Kind über jedes Lob und ist dann besonders stolz. Es spielt gerne mit anderen und stellt immer neue Fragen, die es beantwortet haben möchte. Es freut sich über neue Kleidung – das Ich-Gefühl entwickelt sich weiter.Mit 4-5 Jahren entwickelt sich das Gewissen
Mit 4 bis 5 Jahren entwickeln sich Moral und Gewissen. Das Kind fühlt sich unwohl, wenn es einen Fehler gemacht hat. Es hat jetzt spezielle Freunde, teilt mit ihnen Süßigkeiten und artikuliert offen seine Zuneigung. Es spielt alleine im Freien. Nachts macht das Kind nicht mehr ins Bett. Es kann ohne Hilfe essen und schaut gerne bei Nachbarn vorbei. Namen und Adresse von zu Hause werden beherrscht.Mit 5 Jahren schlüpft das Kind in die Elternrolle
Mit 5 Jahren schlüpft das Kind in die Eltern-Rolle und hat selbst ein Puppenkind. Es weiß, was ihm gehört und achtet auf seine Spielsachen. Im Spiel entwickelt es einen gewissen Ehrgeiz zu gewinnen.Mit 6 Jahren kommt der Wissensdrang
Mit 6 Jahren werden die Kinder sehr aktiv. Sie wollen lernen, zuschauen und mitmachen. Sie möchten, dass man sich mit ihnen beschäftigt und alle Fragen geduldig beantwortet. Es will an der Welt der Erwachsenen teilhaben. Darf es das nicht, fühlt es sich nicht ernst genommen und ausgegrenzt. Überfordern die Eltern aber den Handlungsdrang des Kindes, entwickelt es schnell Minderwertigkeitsgefühle, wenn es den Eindruck hat, den Ansprüchen nicht gerecht werden kann.
[AKL]