Autoreninfo | Mag. Reka Schausberger | |
aktualisiert: 06.04.2011 | Mehrfache Mutter | |
Erziehung, Familie, Psychologie |
Ich habe es tatsächlich so erlebt. Ich habe gespürt und bewusst wahrgenommen, wie mein zweiter Sohn im Geburtskanal vorwärts rutscht. Bei jeder Wehe habe ich gespürt, wie er sich Richtung Außenwelt vorarbeitet. Er wollte einfach raus.
Ich war bereits 3 Tage über dem Termin, als ich am Sonntag Abend bemerkt habe, dass mein Bauch in Abständen von 5 Minuten hart wird. Es war zwar verdächtig, weh getan hat aber nichts. Ich habe mir jedoch gedacht, dass es doch noch was werden könnte und noch schnell einige Stunden schlafen wollen.
Ich habe dann bis 5 Uhr die Tasche gepackt (war eine tolle Ablenkung!) und mich mit meinem Mann unterhalten. Eine gute halbe Stunde später habe ich das Gefühl gehabt, dass ich –wenn alles so weitergeht- bald nicht mehr ohne Hebamme sein möchte, und bat meinen Mann bald in die Klinik loszufahren.
Unser Vierer-Team – mein Mann, mein Baby, mein Körper und mein Geist- hat aber ganz toll zusammengearbeitet. Die Wehen waren sehr effizient und ich konnte sie im Stehen an dem Kreißbett angelehnt sehr gut veratmen und aushalten.
Selbst mein Mann hat den Druck und die Energie nach unten spüren können und hat diese Kräfte mit einem gut platzierten Druck auf meinem Rücken super unterstützt. Dabei hat er mich aufgefordert, am Ende der Wehe meine Knien etwas nach unten zu lockern- und ich konnte dabei wörtlich spüren wie sich das Kind nach unten kämpft.Und gut, dass wir es gemacht haben, denn bereits beim nächsten Toilettengang hatte ich das Gefühl, dass ich pressen muss. Meine Wehen waren zum ersten Mal so heftig, dass ich gedacht habe: Entweder bin ich in die von mir so befürchteten Übergangsphase gekommen (bei meiner ersten Geburt war diese Phase sehr heftig), oder wenn doch noch nicht, dann muss ich ernsthaft über Schmerzmittel nachdenken.
Die Blase wurde dann tatsächlich gesprengt – und in dem Augenblick brachen in meinem Unterleib unbeschreibliche und elementare Kräfte aus. Ich wollte und konnte gar nichts mehr, nur noch das Kind nach außen befördern. Ich hätte gerne im Stehen entbunden, die Hebamme hat es mir auch vorgeschlagen. Aber ich konnte einfach nicht mehr mit dem Aufstehen mit Kugelbauch herumtrödeln und blieb doch lieber sitzen.
Die Dreiviertelstunde vor der Plazentageburt, in der wir mit dem Baby alleine gelassen wurden, war wahnsinnig schön. Wir haben das Baby bewundern dürfen und den ersten Schluck Muttermilch hat er auch schon getrunken. Da die Plazenta noch nicht von mir weg wollte, wurde ich in den Nabel akupunktiert (komplett schmerzfrei!) und schon durfte ich in meiner Hand die seidene Oberfläche des Mutterkuchens bewundern.
Als mein Sohn danach gewogen und gemessen wurde, konnte ich selber kaum glauben was ich hörte: 4480 Gramm und 57 cm mit einem Kopfumfang von 37,5 cm. Ein sportlicher, strammer Kerl also und ich war dafür dass ich ihn gerade gebären durfte trotzdem fit wie ein Turnschuh.
Ich konnte noch stundenlang nicht glauben, dass dieses große Glück tatsächlich mir passiert ist. Nach einem vierstündigen Stationsaufenthalt und nach der ärztlichen Visite haben wir dann das OK bekommen, dass wir alle nach Hause dürfen (ambulante Geburt). Es war wunderschön bereits am Abend dieses schönen Tages als Familie wieder vereint zu sein.