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Magersucht - Essstörung bei Kindern und Jugendlichen

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Wenn das Kind das Essen verweigert, sind viele Eltern hilflos.
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AutoreninfoMag. Ann-Kathrin Landzettel
aktualisiert: 11.04.2011Gesundheits- und Präventionsberaterin
Gesundheit, Prävention, Medizin und Psychologie

Wenn das Essen verweigert wird

Schwerwiegende Störungen im Essverhalten spielen bis ins Vorschulalter hinein meist keine Rolle. Bekannt ist, dass einige Kinder nur sehr wenig und nur bestimmte Lebensmittel essen, oft keinen Hunger haben oder nicht überall essen. Diese Auffälligkeiten sind meist aber nur vorübergehend zu beobachten. Magersucht hingegen, auch bekannt unter der Bezeichnung Anorexia nervosa, zählt neben Bulimie und Binge-Eating zu den 3 klassischen Essstörungen.

Wichtig ist, dass die Magersucht frühzeitig erkannt und behandelt wird, denn: Sie kann lebensbedrohlich werden.

Was ist Magersucht?

Wenn die Magersucht bereits einige Zeit besteht, ist sie an einem sehr dünnen, abgemagerten Körper zu erkennen. Betroffene finden sich, obwohl in schlimmen Fällen sogar schon das Skelett durch die dünne Hautschicht schimmert, immer noch zu dick. Sie unterwerfen sich strengen Regeln, haben unglaubliche hohe Leistungsansprüche an sich selbst und vergleichen sich ständig mit anderen.

Betroffene essen kaum noch etwas und treiben oft intensiv Sport. Sie befassen sich hauptsächlich mit dem Thema Essen, kochen selbst beziehungsweise helfen gerne beim Essenkochen - ohne selbst etwas davon zu sich zu nehmen.

Manche horten Kochbücher und lesen darin wie andere in Romanen. Ihr Ziel: Dünn sein und damit alle Probleme lösen.

Beginn einer Anorexie ist schleichend

Der Beginn ist meist schleichend. Erst werden bestimmte Lebensmittel vom Speiseplan gestrichen, dann wird die Auswahl mehr und mehr eingeschränkt. Ganze Mahlzeiten fallen weg.

Oft wird kaum noch getrunken. Sportliche Aktivitäten steigen rapide an, der Drang sich zu bewegen wird zur Sucht. Jede Kalorie wird gezählt und hinterlässt ein schlechtes Gewissen. Magersüchtige befinden sich im ständigen Kampf mit sich und ihrem Körper.

Selbst auferlegte Regeln bestimmen das Leben

Die Angst vor der Gewichtszunahme bestimmt das Leben der Betroffenen. Der Blick auf die Waage wird zum Zwang. Nicht selten wird die Magersucht durch heftige Essattacken unterbrochen, weil der Hunger unerträglich wird. Erbrechen, Abführmittel und Medikamente sind nur ein paar Beispiele, die, meist bei Erwachsenen, dann zum Einsatz kommen, um die Kalorien schnellstmöglich wieder los zu werden. Das bisschen Nahrung, das noch gegessen wird, wird vor dem Schlucken oft viele Male gekaut.

Magersucht und ihre Ursachen

Kinder verweigern das Essen oft, wenn sie das Gefühl haben, nicht genügend Aufmerksamkeit zu bekommen und nicht wahrgenommen zu werden. Streit, fehlende Liebe, Scheidung und andere Familienprobleme, die das Kind stark belasten, können eine Magersucht auslösen. Neben dem Hilferuf nach Aufmerksamkeit und Liebe kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu. Manche Kinder, aber auch Jugendliche, die sich in ihrem Leben hilflos fühlen, nutzten den Verzicht des Essens als Kontrolle. Das Motto: Wenn ich nicht kontrollieren kann, was um mich herum geschieht, will ich mir beweisen, dass ich meinen eigenen Körper kontrollieren kann. Hierbei geht es nicht darum, dünn zu sein, sondern um den Kontrollgedanken. Der Weg in die Sucht ist in beiden Fällen ein kleiner Schritt.

In der Pubertät steigt das Erkrankungsrisiko

In der Pubertät beginnt sich der Körper zudem zu verändern. Die Geschlechtsmerkmale entwickeln sich, und viele Jugendliche wollen das nicht. Sie kämpfen gegen diese Veränderung an. Außerdem bilden sich in der Pubertät Peergroups. Die Jugendlichen suchen Vorbilder, wollen dazu gehören und vergleichen sich mit anderen. Haben die Themen Gewicht und Dünnsein viel Platz in der Gruppe, steigt das Risiko.

Oft liegt die Ursache auch im familiären Bereich. Herrschen in der Familie hohe Ansprüche, übertriebene Harmoniesucht oder sehr starke Bindungen, kann die Krankheit das Ventil sein. Stark angepasste Kinder sehen in der Magersucht die Möglichkeit, Stärke und Unabhängigkeit zu demonstrieren.

Körperliche und psychische Auswirkungen

Der Körper beginnt zu frieren, weil die wärmende Fettschicht fehlt. Und trotzdem setzen sich viele zusätzlicher Kälte aus, in der Hoffnung, noch ein paar Kalorien mehr zu verbrennen. Es kann zu gefährlichen Wassereinlagerungen kommen. Der Blutdruck sinkt. Durch den Nährstoffmangel fallen die Haare aus, die Haut wird trocken, die Knochen brüchig. Die Zähne fallen aus und werden, wenn regelmäßig erbrochen wird, von der Magensäure stark angegriffen.

Bei Jugendlichen bleibt – sofern die Pille nicht genommen wird – die Periosde aus. Verstopfung und Blähungen treten auf.

Die Auswirkungen auf das Körperwachstum sind verheerend: Es stoppt. Magersucht ist ein gravierender Einschnitt für die körperliche Entwicklung. Selbst bei erfolgreicher Therapie kann das Wachstum nicht mehr nachgeholt werden, der Betroffene bleibt kleiner als andere. Letztlich sind alle Organe von dem Nährstoffmangel betroffen: Die Nieren können ebenso versagen wie die Leber und das Herz.

Verlust der Jugend

Dessionen, Trennungsängste und Traurigsein gehen einher mit Aggressivität und Angst vor Nähe. Zwangs- und Angsterkrankungen begleiten die Essstörung. Panikattacken, nicht selten kombiniert mit Platzangst, kommen gehäuft vor. Auch Selbstmordgedanken begleiten oft das Denken. Die Leichtigkeit der Jugend wird verpasst.

Hilfe bei Magersucht

Ist das Kind oder der Jugendliche auffallend dünn, sollten die Eltern mit ihm zu einem Arzt gehen. Er kann feststellen, ob es sich um einen Wachstumsschub oder eine andere Erkrankung als eine Essstörung handelt. Stellt der Arzt die Diagnose Magersucht, muss professionelle Hilfe hinzugezogen werden. Zum einen muss das Essen wieder neu erlernt werden, zum anderen müssen mit Hilfe eines Psychologen die Gründe für die Essstörung aufgearbeitet werden. Nur wenn der Auslöser bekannt ist, kann man gegensteuern und etwas im Leben des Kindes ändern. Eine gute Therapie ist für die Heilung bedeutend.Trotz Therapie ist die Rückfallquote hoch.

Eltern müssen sich Hilfe suchen

Eltern sollten die Symptome auf keinen Fall herunterspielen, sondern das Gespräch mit ihrem Kind suchen. Dabei kann es sein, dass sie nicht an das Kind herankommen und es abblockt. Wenn Eltern nicht wissen, was sie tun sollen, können Beratungsstellen wie etwa ProFamilia eine gute Anlaufstelle sein. Auf keinen Fall sollte das Essverhalten des Kindes ignoriert werden. Es braucht professionelle Unterstützung.

[AKL]

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