Du hast die letzte anstrengende Phase gerade hinter dir und warst froh, dass du und deine
Familie, vor allem aber dein Kleines, endlich wieder zur Ruhe gekommen sind und nun geht es
schon wieder los. Das Baby wird wieder unruhiger, wirkt mäkelig, quengelig, miesepetrig,
missmutig, rastlos, ungeduldig und durch und durch unzufrieden. Wieder einmal ist es soweit
und die mentale Reife deines Babys macht einen enormen Sprung nach vorne. Wie schon in
den anderen Schüben steht dein Baby hierbei unter einer besonderen Anspannung. Die
unangenehmste Erkenntnis, die dein Baby in diesem Alter gemacht, ist die des Abstands. Zum
ersten Mal begreift dein Kind nun, dass du weggehst und es dir
nicht folgen kann, wenn du dich von ihm entfernst. Diese Erkenntnis erschreckt viele Babys so tief, dass sie es gar nicht mehr
ertragen, wenn du dich von ihnen entfernst. Es wundert unter diesen Umständen keinen, dass
das Kind am liebsten den ganzen Tag fest in deinem Arm sein würde und es gar nicht mehr
lustig findet, wenn du es ablegst. Dein Baby muss immer mit der Angst kämpfen, dass du
fortgehen könntest und es allein zurückbleibt. Dieser Faktor und die Veränderungen, die es
wieder wahrnimmt, setzen dein Kind unter eine enorme Anspannung. In der Regel sind die
meisten Kinder in dieser Phase beinahe nur noch als anstrengend oder sogar unausstehlich zu
bezeichnen. Das Einzige, was wirklich hilft, ist sich drauf einzulassen und sich klar darüber zu
sein, dass es bald auch wieder vorbei sein wird.
Je mehr du dich auf die Bedürfnisse deines Kindes einlässt, desto weniger hat es einen
Grund wirklich ungemütlich zu werden. Schenke ihm ruhig die Aufmerksamkeit, nach der es
verlangt und mach dir keine Sorgen darum, dass du dein Kind verwöhnen könntest. Je eher
dein Baby spürt, dass seine Eltern immer und vollkommen für es da sind, desto eher wird es
ruhig und kann sich auf die Veränderungen konzentrieren, die in ihm vorgehen.
Bei Mama und Papa bleiben
Das krasseste Merkmal auch dieses Entwicklungsschubs ist eindeutig das Bedürfnis deines
Babys bei dir zu bleiben. Gerade dann, wenn dein Baby noch nicht richtig krabbeln kann, ist die
Angst groß, dass du es allein lassen könntest. Durch seine Unfähigkeit, diesen Umstand
irgendwie zu ändern, bleibt deinem Kind nichts anderes übrig, als zu weinen. Was vielleicht
noch irgendwie lustig aussieht, ist für das Kind in der Regel purer Stress. Manche besonders
sensible Babys geraten dabei regelrecht in Panik und empfinden diese Situationen als
besonders schlimm. So dein Kind schon Krabbeln kann, ist es nicht ganz so dramatisch, denn es
kommt ja hinter dir her und kann den Abstand zwischen dir und ihm selbst auf eigene Faust
wieder verringern. Natürlich ist das sehr anstrengend, aber diese Babys reagieren meist etwas
ausgeglichener, weil sie theoretisch in der Lage sind, ihren Eltern einfach direkt zu folgen. In
beiden Fällen kommt es allerdings auch vor, dass man quasi keinen Schritt mehr ohne das
Baby tun kann und manche zeigen dies besonders deutlich, indem sie sich regelrecht
festkrallen, sobald sie erst einmal auf Mamas oder Papas Arm sind.
Dieses Bedürfnis nach Nähe und Sicherheit kann so groß sein, dass dein Kind wirklich nur noch
dann zufrieden ist, wenn du es sicher auf dem Arm oder Schoss hast. Solche Kinder können
dann leicht ungehalten und sogar wütend reagieren, wenn du versuchst, es abzusetzen.
Dies kann leicht zu blöden Situationen führen, da dein Kind teilweise hin- und hergerissen ist
zwischen spielen und Körperkontakt wollen. Zum Glück vergeht diese Phase recht schnell
wieder, vor allem dann, wenn du dich einfach darauf einlässt.
Beschäftigung
Grundsätzlich ist die Hauptbeschäftigung in dieser Zeit wohl "bei der Mama oder dem Papa
sein". Manchen Kindern reicht es nun aber nicht mehr, nur auf dem Arm oder dem Schoss zu
sitzen. In dieser Phase kann es durchaus passieren, dass dein Kind erst dann Ruhe gibt, wenn
du ihm deine volle und vor allem ungeteilte Aufmerksamkeit schenkst. Alleine irgendwo spielen
lassen kannst du bei den meisten Babys in dieser Sprungphase vergessen.
Nicht selten hören die Kinder erst dann auf zu quengeln und zu nörgeln, wenn du dich wirklich
intensiv um sie kümmerst. Jegliche Art von Ablenkung findet das Baby doof und wird dir
"erzählen", was es davon hält. Es ist nicht so weit hergeholt, wenn du den Eindruck hast, dass
dein Kind etwas oder vielleicht sogar sehr eifersüchtig auf alles reagiert, womit du dich zusätzlich
beschäftigst und sei es auch nur der Abwasch.
Stiller als sonst
Auch wenn dein Kind die meiste Zeit versucht auf deinem Arm zu sein, wirst du feststellen
können, dass es vorübergehend ruhiger ist, als du es von ihm kennst und gewohnt bist. Viele
Kinder stellen jegliche Tätigkeiten ein und starren eine Weile unverwandt ins Leere. Ein
merkwürdiges Verhalten für ein Kind, so finden zumindest die meisten Eltern. Sind sie es doch
gewohnt, dass das Kind, wenn es denn nicht gerade schläft, immer aktiv ist, spielt oder zumindest vor
sich hinplaudert. Du musst dir allerdings keine Sorgen um dieses Verhalten machen. Auch ist
es nicht notwendig, dass du versuchst, dein Kind ins Hier und Jetzt zurückzuholen. Im kindlichen
Gehirn gehen große Veränderungen vor und vielleicht nimmt es in solchen Situationen nur
etwas Neues wahr, was vorher für dein Kind nicht existiert hat oder einfach nur nicht interessant
genug war.
Übertrieben lieb
Dein Kind kommt nun langsam aber sicher in ein Alter, in dem es zum ersten Mal versuchen
kann, dich zu manipulieren. In der Regel sind die ersten Versuche dieser Art dann zu finden,
wenn dein Kind übertrieben lieb reagiert. Es wird diese neue Taktik ausprobieren, um noch
häufiger in deiner Nähe sein zu können. Interessanterweise haben nicht wenige Babys Erfolg
mit diesem Wechsel in ihrem Vorgehen. Statt zu schreien oder zu quengeln, genügt es häufig
schon übertrieben lieb zu sein, damit die Eltern tun, was Baby möchte: nämlich sich mit ihm
beschäftigen. Küssen und Schmusen sind nun die Werkzeuge der Wahl und wenn dies nicht
klappt, kann man ja auch immer noch auf das Schreien und Nörgeln zurückkommen.
Grundsätzlich kannst du davon ausgehen, dass es deinem Baby egal ist, was es tun muss, solange
es nur die geforderte Aufmerksamkeit von dir bekommt. Vor allem, wenn du ein Kind hast, das
nicht so gerne schmust, kannst du diese Zeit auch einfach genießen. Viele Eltern finden es
herrlich, wenn ihr Baby sich einmal von einer schmusigen und anschmiegsamen Seite zeigt.
Babyverhalten
Doch das ist nicht das einzige Verhalten, das dein Baby an den Tag legt und welches verändert
ist. Du kannst vermutlich auch entdecken, dass dein Kind ein eigentlich bereits abgelegtes
Verhalten wieder hervorholt. Man könnte zu dem Schluss kommen, dass sich dein Kind
zurückentwickelt, aber das ist natürlich totaler Blödsinn. Der Rückfall in bereits abgelegtes
babytypisches Verhalten ist in diesem Alter und vor allem innerhalb seiner Weiterentwicklung
ein typisches Phänomen. Natürlich kann man sich vorstellen, dass die meisten Eltern dies mit
Sorge und Skepsis betrachten und so etwas nicht gerne sehen. Ängste und Unsicherheiten
keimen bei den Eltern auf und machen den Umgang mit dem Kind etwas steifer und unsicherer.
Du kannst allerdings absolut beruhigt sein. Dein Kind macht eine ganz normale Entwicklung
durch und innerhalb dieser sind solche augenscheinlichen Rückschritte ganz natürlich. Sie
kommen in allen schwierigen Phasen vor, nur hast du sie vermutlich bisher noch nicht so
deutlich wahrgenommen.
Ärger am Wickeltisch
Neuerdings findet es das Baby auch wieder ganz doof, wenn du es ablegst, um es zu wickeln
oder anzuziehen. Nicht selten winden sich die Kinder und kreischen wild herum. Sie können es
gar nicht abwarten, dass du endlich fertig bist und wollen nicht still halten. Hier ist einfach
Geduld und Ausdauer gefragt. Versuch das Kind einfach mit lustigen Grimassen oder Spielen
abzulenken, auch kann ein Spiegel gute Dienste leisten. Hier ist Fantasie und Geduld gefragt.
Denke immer daran, dass es bald wieder besser wird.
Essen
Nicht nur am Wickeltisch gibt es derzeit Ärger. Auch beim Essen wird es nun zu mehr
oder weniger intensiven Machtkämpfen kommen. Dein Baby macht vielleicht den Eindruck auf
dich, als habe es am Essen und Trinken quasi kein Interesse mehr. Es ist auch nicht unüblich,
wenn dein Kind manchmal keinen Hunger hat und so einige Mahlzeiten auslässt. Wenn du ganz
viel Pech hast, dann will dein Kind nur noch das essen, was es auch selbst in seinen Mund
gestopft bekommt. So manch ein Kind ist in dieser Phase einfach nur noch mäkelig und kleckert
oder spuckt gern einmal herum. Allgemein wirst du fürs Essen nun mehr Zeit einplanen
müssen, denn dein Kind wird sehr kreativ sein und immer neue Dinge erfinden, die es mit dem
Essen anstellen kann ganz ohne dabei wirklich zu essen.
Als wäre dies alles nicht unangenehm
genug, tendieren einige Kinder dazu, dass sie nun auch noch während der Mahlzeiten ruhelos
sind und eigentlich gar nicht still sitzen mögen. Auch ist Geduld in der Regel keine Stärke von
deinem Baby. Man kann sich in dieser Schubphase schon einmal recht veralbert vorkommen,
wenn man zum Beispiel gerade das Essen angerichtet hat und dein Kind dann plötzlich
entscheidet, dass es doch keinen Hunger mehr hat. Versuchst du das Essen dann aber wegzustellen, kannst du beobachten, wie dein Baby plötzlich alles daran setzt, das Essen zurückzubekommen. Dieses Hin und Her kann dann in einem lustigen Spiel enden, bei dem wohl vor
allem - wenn nicht ausschließlich - dein Kind seinen Spaß hat.
Vielleicht wirst du sogar feststellen
können, dass die gegessene Menge enorm variiert. Manchmal isst es normal, dann mal wieder
hast du den Eindruck, du hättest doppelt so viele Kinder und schon bei der nächsten Mahlzeit
ist nach gefühlten drei Krümeln das Essen schon wieder langweilig. Nimm es einfach gelassen
und bedenke, dass auch beim Essen wieder Ruhe einkehren wird.
Schlaf
Dieser Schub hat mal wieder einen Rundumschlag an Problemen parat, denn auch das
Schlafen läuft in dieser Sprungphase nicht mehr rund. Nicht nur ist dein Baby weniger müde
und schläft dementsprechend auch deutlich weniger, es will in der Regel auch überhaupt nicht
mehr ins Bett und hat enorme Mühe einzuschlafen. Ist es dann erst einmal eingeschlafen,
kämpft es häufig mit Alpträumen und wacht meist deutlich früher als normal wieder auf. Selbst
tagsüber will dein Baby womöglich nicht mehr ins Bett. Es ist ein ziemlich anstrengender Kampf,
dem Baby genug Schlaf zu verschaffen und häufig wird sich dein Kind mit Händen und Füßen
gegen den Schlaf wehren. Auch hier hilft nur daran zu denken, dass es schon bald wieder
besser werden wird.
Fremdeln
Solltest du in dieser Phase Besuch bekommen oder aus anderen Gründen fremde Menschen
in der Nähe sein, so kannst du beobachten, dass dein Kind noch näher und öfter bei dir sein
will. Dies kann übrigens selbst dann der Fall sein, wenn es sich bei den anderen Personen nur
um ein Geschwisterkind oder den Vater handelt. Es ist nicht unüblich, wenn ein Kind plötzlich
nur noch die Mama akzeptiert und von niemand anderem mehr angesehen oder gar
angesprochen werden möchte. Beachtet man diesen Wunsch nicht, so kommt es leicht zu
großem Theater, Tränen und Gekreische. Tunlichst sollte man es auch vermeiden, solch ein
Kind anfassen zu wollen, da die meisten Kinder darauf nicht gut reagieren und es nur zu Tränen
kommen wird. Auch hier hilft eigentlich nur eines: Aussitzen und abwarten.
In aller Kürze:
- Dein Kind schreit öfter und ist mies drauf
- In dem einen Moment ist es fröhlich, im nächsten weint es schon wieder
- Es will wieder mehr beschäftigt werden
- Du kannst nirgendwo mehr hingehen, ohne es mitzunehmen
- Es ist übertrieben lieb
- Es kommt öfter zu Wutanfällen
- Es fremdelt wieder häufiger und vor allem auch intensiver
- Es protestiert, sobald der Körperkontakt abgebrochen wird oder du es wagst, es irgendwo
abzusetzen
- Es schläft schlechter und träumt dabei anscheinend schlecht
- Es redet weniger
- Es bewegt sich weniger
- Manchmal sitzt es still da und träumt vor sich hin
- Es will nicht mehr sauber gemacht werden
- Es wird wieder häufiger am Daumen nuckeln oder greift zu seinem Kuscheltier. Auch
anderes babyartigeres Verhalten ist denkbar
- Es benimmt sich alles in allem babyartiger
[KaKra]