Gerade erst hast du die letzte anstrengende Zeit hinter dir, da steht auch schon der nächste
Entwicklungsschub ins Haus. Verständlicherweise ist davon kaum jemand wirklich begeistert,
bedeutet doch jeder dieser Schübe wieder viel Geschrei, Stress und Ärger. Der ganze
Tagesablauf steht erneut Kopf und irgendwie will nichts so richtig funktionieren. Vielleicht bist du
gerade auch schon mitten in der Schubphase und fragst dich, was mit deinem Kind los ist und
wieso es so mies drauf ist. Schauen wir uns einmal die gängigsten Probleme an, die dein Kind
dir derzeit machen kann, vielleicht erkennst du das ein oder andere ja wieder.
Um möglichst gut durch eine Schubphase zu kommen, ist es wichtig, sich auf die Launen
deines Babys einzulassen und selbst zu erkennen, dass dein Baby dies alles nicht macht, um
dich zu ärgern, sondern weil sich seine Sicht auf die Welt einmal mehr vollkommen verändert
und diese Veränderungen dein Kind ängstigen.
Bei Mama und Papa bleiben
Da dein Kind gerade versteht, dass es einen Abstand zwischen Dingen und Personen geben
kann und was dieser bedeutet, wirst du bemerken, dass es sehr ungehalten reagiert, wenn du
den Raum verlassen willst. Dein Kind hat ganz einfach enorme Verlustängste.
Diese kommen daher, dass es nicht versteht, dass du noch da bist, auch wenn es dich nicht
mehr sehen kann. Es versteht, dass es nicht in der Lage ist, dir zu folgen und das macht dein
Kind ganz verrückt. Jedes Mal, wenn du es ablegst, hat es nun Angst, dass du es allein lassen
könntest und somit wird es sofort motzig, sobald du dies auch nur versuchst. Hier hilft nur, die
Ängste zu akzeptieren und dafür zu sorgen, dass dein Kind dich möglichst oft sehen kann, selbst
wenn du es einmal abgelegt hast.
Stiller als sonst
Es ist vollkommen normal, dass Kinder in dieser Phase weniger Geräusche von sich geben,
als sie dies den Rest der Zeit vielleicht getan haben. Manche von ihnen liegen oft reglos da und
sehen sich um oder starren in die Gegend und wirken dabei nicht anwesend. Die meisten
Kinder stellen für einige Zeit das Lautieren sogar komplett ein. Hierbei musst du dir keine
Sorgen machen, denn das Lautieren wird ganz von alleine wieder kommen. Es ist eine
vollkommen normale Entwicklung, die dein Kind durchmacht und du solltest dir nicht zu viele
Sorgen darum machen. Wenn es deinem Kind ansonsten gut geht, kannst du es ruhig ein Weile
so mit sich und der Welt beschäftigt sein lassen. Bist du jedoch der Meinung, dass dein
Kind krank ist, solltest du einen Kinderarzt konsultieren.
Schlafen
Auch hier bemerkt man am ehesten in der Nacht, dass sich das Kind in einer Schubphase befindet. Die meisten Babys schlafen jetzt wieder deutlich weniger als zuvor und selbst wenn sie
schlafen, ist dies meist ein recht unruhiger Schlaf. Sie wollen einfach nicht ins Bett, schlafen
schwerer ein oder wachen früher wieder auf. Es gibt solche Kinder, die tagsüber überhaupt
nicht mehr ins Bett wollen, andere, die die Nacht nicht mehr ins Bett wollen und das ein oder
andere Baby will überhaupt nicht mehr ins Bett ganz egal, ob Tag oder Nacht. Darüber hinaus
kannst du beobachten, dass dein Baby womöglich ziemlich unruhig schläft. Teilweise können
Babys im Schlaf so aufgeregt herumtoben, dass man denkt, sie hätten Albträume und nicht selten
wacht ein Kind durch sein eigenes Toben auch auf.
Fremdeln
Bisher war dein Kind vermutlich ein kleiner Sonnenschein, der jeden angelacht und
sich von jedem gern bespaßen lassen hat. Doch nun ändert sich auch dies. Spätestens jetzt
haben viele Babys den Punkt erreicht, an dem sie von fremden Menschen nicht mehr angesehen,
angesprochen oder gar angefasst werden möchten. Den meisten Babys ist gemein, dass sie
auch auf keinen Fall bei einer fremden Person auf dem Schoß sitzen möchten. Mutter und Vater
müssen immer in ihrem Blickfeld bleiben, selbst dann, wenn kein Fremder anwesend ist. Du
solltest dein Kind nicht zwingen, bei einer fremden Person auf den Schoss oder den Arm zu
gehen. Wenn dein Kind das nicht möchte, solltest du dieses respektieren. Sobald das Baby mit
der fremden Person warm geworden ist, wird es sein Interesse an dieser Person sicher auch
zeigen, doch bis dahin sollte ein Fremder den vom Baby gewünschten Abstand akzeptieren.
Aufmerksamkeit
Die meisten Babys wollen jetzt, dass du rund um die Uhr bei Ihnen bleibst, mit ihm spielst
oder ihm einfach nur zusiehst. Auf keinen Fall können sie es akzeptieren, wenn du den Raum
verlässt oder sie gar ignorierst. In diesem Alter erkennen Babys das erste Mal, was
Abstand und Aufmerksamkeit bedeuten und viele Kinder ertragen es nicht, wenn du etwas tust,
was nichts mit ihnen zu tun hat. Hier ist es wichtig, einen goldenen Mittelweg zwischen den
Bedürfnissen deines Kindes und deinen Pflichten zu finden.
Körperkontakt
In der Regel wollen Babys in diesem Alter auf dem Schoß oder Arm bleiben und auf
keinen Fall hingelegt werden. Doch selbst, wenn sie dann auf dem Schoß oder Arm sind,
sind sie auch nicht wirklich zufrieden. Es sieht etwas, dass es dann doch wieder unternehmen oder anschauen
möchte und wenn man ihm dieses ermöglicht, erkennt es plötzlich, dass es gar nicht mehr auf dem Schoß
oder Arm ist und fängt wieder an zu quengeln. Eine verzwickte Situation, die sich aber gut
durch gemeinsame Erkundungstouren durch das Haus oder den Garten
kompensieren lässt.
Jungen und Mädchen
Vielleicht stellst du jetzt erstmals deutliche Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen fest.
Mädchen, die nach Körperkontakt verlangt haben, wollen dann meist auch mit dir spielen und
vielleicht sogar kuscheln. Jungen hingegen wollen oft von dir aus einfach auf
Entdeckungsreise gehen und halten gar nichts von gemütlichen Kuschelrunden auf deinem
Schoß. Die Herren wollen unterhalten werden und etwas erleben und das bitte zügig.
Gerade Eltern, die schon ein Kind anderen Geschlechts haben, merken hier sicher einen
drastischen Unterschied.
Essen
Sowohl bei den Babys, die voll gestillt werden, als auch bei jenen, die mit der Flasche
gefüttert werden, kann man nun beobachten, dass sie gelegentlich weniger oder gar nichts
trinken. Auch andere Speisen sind weniger gefragt. Die Mahlzeiten dauern nun oft auch länger
und es erscheint fast so, als ob das Kind am Essen oder Trinken weniger Interesse hat als
vorher. Hieraus kann es leicht zu einem Kampf zwischen den Eltern und dem Nachwuchs
kommen, denn naturgemäß reagieren viele Eltern ängstlich und besorgt, wenn das Kind eine
Mahlzeit auslässt. Auch hier hilft es, wieder Ruhe zu bewahren und sich nicht verunsichern zu
lassen. Es ist in solch einer Phase sicher noch kein Kind verhungert. Sollte die
Nahrungsverweigerung nicht nur eine oder zwei Mahlzeiten betreffen, kannst du einen
Kinderarzt konsultieren.
Kampf um die Windel
Dinge wie das Saubermachen oder Anziehen können jetzt zu einer wahren
Geduldsprobe werden. Nicht wenige Babys wollen nicht, dass man sie zum Saubermachen
hinlegt. Auch das An- oder Umziehen wird oft boykottiert. Die Babys wollen einfach nicht, dass
irgendetwas an ihrer Kleidung verändert wird und finden das ganze Prozedere tierisch nervig.
Dementsprechend ungehalten reagieren sie auch, wenn ihre Eltern sie auf die Wickelkommode
legen. Hierbei können ein anderer, unbekannter Wickelort oder ein Spiegel für
Ablenkung sorgen, damit das Wickeln und Umziehen nicht nur noch im Stress für Groß und Klein
endet.
Kuscheltiere
Sehr wahrscheinlich kannst du jetzt auch beobachten, dass dein Baby häufiger zu seinem
Schmusetier, Pantoffel oder Tuch greift. Alles, was weich ist, kommt hierfür in Frage und meist
schmusen Babys damit, während sie am Daumen lutschen. Dieses Verhalten, welches die
Kinder in der Regel schon vor einer Weile abgelegt hatten, taucht in den Schubphasen immer
wieder einmal auf und wird von vielen Eltern als deutlicher Rückschritt in der Entwicklung
wahrgenommen. Du solltest dir auch hierüber keinen großen Kopf machen, denn es ist ein
normales Verhalten in diesem Alter. Lass dein Kind einfach machen und du wirst sehen, dass dieses Verhalten in kurzer Zeit wieder ganz von selbst verschwindet.
In aller Kürze:
- Dein Baby schreit mehr, und wirkt alles in allem unzufriedener.
- Es will deutlich mehr beschäftigt werden als vorher.
- Auf keinen Fall darf der Körperkontakt abbrechen oder du den Raum verlassen.
- Es schläft deutlich schlechter. Einschlafen ist ebenso anstrengend wie durchschlafen.
- Es isst deutlich schlechter.
- Es will weder sauber gemacht noch umgezogen werden.
- Es fremdelt intensiver.
- Es ist stiller als sonst.
- Es ist weniger mobil.
- Es lutscht wieder vermehrt am Daumen.
- Es greift häufiger nach dem Kuscheltier.
[KaKra]