Flucht oder Themenwechsel?
Nur allzu sehr kommen wir Eltern dann in Versuchung, möglichst elegant und unauffällig das Thema zu wechseln und so der Beantwortung zu entgehen. Andererseits wissen wir, dass dies dem Kind gegenüber unfair ist und stellen uns dann den Fragen mit einem sinnbildlichen Bauchgrimmen.
Warum sind uns manche Themen so unangenehm?
Je älter wir werden, desto mehr mehr sind wir geprägt durch gesellschaftliche Vorstellungen. Tabuthemen unseres Umfelds werden automatisch auch zu Tabuthemen für uns. Dies kann an Moralvorstellungen liegen, in die wir hineinwachsen, aber auch an den Erfahrungen, die wir im Leben sammeln.
Zudem ist es auch immer ein Bestreben der Eltern, ihre Kinder möglichst vor allem zu schützen, was unangenehm ist. Empfinden wir selbst etwas als unangenehm, wird es also zu etwas, vor dem es unsere Kinder zu schützen gilt. Wir möchten nicht, dass sie Ängste entwickeln, sich Sorgen machen oder, durch allzu lockeren Umgang mit bestimmten Themen, in eine Leichtsinnigkeit verfallen könnten.
Warum sind unseren Kindern diese Themen nicht unangenehm?
Das Wissen von Kindern ist, wenn sie geboren werden, vergleichbar mit einem leeren Kelch, der gefüllt werden will. Übertragen heißt das, dass es für sie eine große und ihnen noch unbekannte Welt zu entdecken gibt, über die sie so viel wie möglich lernen wollen. Für Kinder gibt es keine Tabuthemen. Sie verknüpfen mit ihrer Neugier über ihren Körper oder den eines Anderen noch keine sexuellen Gedanken. Sie wissen nur, ob Berührungen oder Empfindungen sich angenehm oder unangenehm anfühlen.
Der Tod - ein schweres Thema
Für sie ist der Tod, wenn sie selbst noch keinen Menschen verloren haben, der ihnen nah stand, etwas, was sie nicht verstehen können. Wie kann ein Mensch plötzlich nicht mehr da sein? Das möchten sie dann genau wissen. Für Kinder ist oft eine Umarmung die Lösung gegen Kummer oder Probleme.
Je weiter wir Eltern uns der Sichtweise unserer Kinder öffnen, je besser erkennen wir, dass unsere Kinder gänzlich andere Betrachtungswinkel zu allen Themen haben.h3>Heikle Themen ansprechenWie schaffen wir es also, mit den Kindern über für heikle Themen zu sprechen? Auch wir Erwachsenen können von Kindern lernen. Es ist nicht immer leicht, von seinen eigenen Vorstellungen und mulmigen Gefühlen, sogar Ängsten Abstand zu bekommen. Aber wenn wir uns wirklich bemühen, schaffen wir es meist sogar bedingt. Versetzen wir uns in den Moment, in dem unser Kind uns eine Frage stellt, die zu beantworten uns unangenehm ist, in die Lage des Kindes, dann erkennen wir schnell, dass es eigentlich nichts gibt, was uns unangenehm sein müsste. Schon gar nicht vor unserem Kind.
Wie entstehen Babys?
Es weiß all die Dinge noch nicht, die wir wissen und ist frei von Vorurteilen. Legen wir unsere Vorurteile ebenfalls ab und versuchen uns in die Denkweise des Kindes zu versetzen, kann es uns leichter fallen, über eben diese Themen zu reden, denen wir sonst aus dem Weg gehen.
Kommt zum Beispiel die Frage „Wie entstehen eigentlich Babys?“ sollten wir uns davon frei machen, nun die Antwort zu umgehen, nur weil uns Bilder im Kopf ein hochgradig erregtes Paar im innigsten Liebesspiel zeigen. Das Kind fragt schließlich nicht nach sexuellen Gefühlen oder heißer Ekstase. Auch nicht, warum Paare auch dann miteinander schlafen, wenn sie gar nicht vorhaben, ein Kind zu zeugen. Nein, das Kind möchte nur wissen, wie neues Leben entsteht.
Dies zu erklären, hat nichts mit dem zu tun, was wir gedanklich mit Sex verbinden. Männer und Frauen sind anatomisch unterschiedlich ausgestattet. Von der Natur so beschaffen, um sich fortpflanzen zu können. Für ein Kind also zwei notwendige Körperteile, die zusammen für neues Leben sorgen können.
Dieses Beispiel steht nur stellvertretend für all die uns so oft unangenehmen Fragen der Kinder, weil gerade in diesem Punkt die häufigsten Hemmungen für Eltern bestehen.
Immer in die Lage des Kindes versetzen
Sich selbst frei zu machen, von den anerzogenen Vorstellungen und Ansichten hilft bei der Beantwortung der Fragen. So lernen wir Eltern auch von unseren Kindern, uns Themen zu öffnen, um die Kinder wiederum lernen lassen zu können, was auch immer sie von uns wissen wollen.
[SyKo]