Autoreninfo | Sylvia Koppermann | |
aktualisiert: 14.10.2019 | Mehrfache Mutter u. Autorin | |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Unsere Vornamen sind ein Teil unserer Identität. Spätestens dann, wenn die Geburt eines Kindes ansteht, fragt man sich häufig, wie man das Kind nennen soll. Doch was wissen wir eigentlich über die Vornamen? Lies hier weiter und du wirst einige erstaunliche Einsichten in das Thema erhalten.
Was du hier lesen kannst:
Die ersten Vornamen waren in der Regel nicht das, was wir uns heutzutage gemeinhin unter Vornamen vorstellen. So muss man erst einmal verstehen, dass es eine ganze Zeit lang extrem viel weniger Menschen auf dem Planeten gab und so die Gemeinschaften auch relativ klein waren. Es gab in diesen Zeiten noch keine wirkliche Notwendigkeit sich schicke Vornamen auszudenken und so war es für eine lange Zeit lang gar nicht unüblich, dass die Menschen einfach nach ihrem Aussehen, ihren Charaktereigenschaften oder ihrem Beruf benannt wurden. Beispiele solcher Namen konnten sein der Große, die Schwarzhaarige, der Weise, die Schöne, der Jäger, die Näherin.
Erst als die Bevölkerungsdichte weiter deutlich zunahm, musste auch die Namensgebung deutlich individueller werden, denn so Bezeichnungen die einfach nur noch auf das Aussehen, den Beruf oder bestimmte Charaktereigenschaften abzielten, wurden in dieser Phase einfach zu häufig. Denn je mehr Menschen auf einem Fleck lebten, desto schwieriger wurde dort eine eindeutige Identifikation des Gemeinten. Zu Beginn waren es vor allem die germanischen Götter, an denen sich die Menschen bei ihrer Namensvergabe orientierten. Der bekannte Vorname Werner zum Beispiel, geht auf den Germanenstamm der Warnen zurück. Als dann später vor allem die Städte wuchsen, setzten sich auch zusätzlich in unseren Breiten das Christentum immer weiter durch und so kamen auch sehr viele Namen hinzu, die sich am Christentum orientierten oder aus dem hebräischen stammten. Es war übrigens recht üblich, dass nicht jeder seinen eigenen Namen bekam, sondern der Name einfach an die Kinder weitergegeben wurde. Häufig gab es hier nur einen kleinen Zusatz, um eine Unterscheidung zwischen Elternteil und Kind möglich zu machen, aber der Name selbst blieb gleich. Erst deutlich später begann man, neue Namen für die Kinder zu wählen, was in der Regel von den Taufpaten erledigt wurde. Während der Vorname in dieser Zeit an Bedeutung wuchs, gewannen plötzlich auch Familiennamen immer mehr an Bedeutung. Gerade im Mittelalter, als die Namen vorrangig nach dem Beruf, dem Aussehen oder der dem Charakter vergeben wurden, gab es keine freie Namenswahl. Auch später noch, als christliche Namen auf dem Vormarsch gewesen sind, war es eine wichtige Tradition, dass Familiennamen, die schon lange in der Familie gewesen sind, auch immer weiter verwendet wurden. Allgemein war die Namenswahl bis tief ins Mittelalter hinein sehr eingeschränkt.
Je weiter man in der Geschichte zurückgeht, desto mehr blieben die Menschen unter sich und hatten nicht viel Verständnis für fremde Dinge übrig. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass fremdartige Namen aus anderen Ländern nicht unbedingt dafür genutzt worden, um die eigenen Kinder zu benennen. Je weiter man zurückgeht, umso deutlicher wurde die Trennung zwischen der einzelnen Kulturen beibehalten, selbst dann, wenn es zwischen den Kulturen zu Berührungspunkten kam.
Gerade in der frühen germanischen Namensgebung waren innerhalb der Namen in der Regel Herzenswünsche versteckt. Hier kann man häufig in Namensbestandteilen bestimmte Eigenschaften entdecken, die durch die Namenszauberei auf den Träger des Namens übergehen sollen. In der Regel waren all diese Namen an irgendeine Gottheit gebunden und so gehörte die namenstragende Person natürlich auch im kultischen Verständnis dem Gefolge der Gottheit an, unter dessen Schutz sie zum Teil stand.
Nicht nur bei den Germanen war es so, dass die Namen durch die Götter inspiriert wurden. Auch in anderen Kulturen spielt die Religion also der eigentliche Götterkult eine große Rolle, bei der Namensvergabe. So findet man in quasi jeder Kultur Namen, die den einzelnen Göttern besonders wohlgefällig sind und die den Trägern bestimmte Eigenschaften mit auf den Weg geben sollen.
Gerade in der Renaissance und im Humanismus veränderte sich die Namensgebung wieder sehr stark. Immer mehr griechischen oder lateinischen Namen wanderten ein. Das Interessante bei lateinischen Namen ist die Tatsache, dass diese sich nicht Zusammensetzen wie griechischen Namen, sondern einfach alleine stehen. So bedeutet der Name Felix einfach der Glückliche. Bei den griechischen Vornamen sieht das etwas anders aus, denn diese setzen sich in der Regel aus zwei verschiedenen Vorteilen zusammen. Ein besonders interessantes Beispiel hierbei ist der Name Nikolaus. Dieser setzt sich aus dem griechischen „Nikao“ was Sieg bedeutet und dem Wort „laós“ zusammen was als Volk übersetzt werden kann. Somit bedeutet der Name Nikolaus also Sieger des Volkes. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus diesem Namen der einfache Name Klaus. Auch der griechische Name Alexander zum Beispiel setzt sich aus „Alexo“ was so viel wie wehren bedeutet und „Anór“ was Mann bedeutet zusammen und lässt sich somit übersetzen als der wehrhafte Mann.
Der Name Christian zum Beispiel wurde gerne verwendet, um zu zeigen, dass man ein Anhänger Christi war, Josef galt als Anhänger Jehovas, der von Gott geliebte war David und der Name Judith bedeutet, die aus Judäa Stammende. Bis weit in das 18. Jahrhundert hinein wurden besonders gerne Namen aus dem Alten Testament verwendet. Unter dem besonders beliebten Namen fielen Benjamin, Daniel, Rebekka, Martha und David.
Waren bis in das 16. Jahrhundert hinein vor allem Heiligennamen sehr beliebt, so begann das 16. Jahrhundert damit, dass die Heiligenverehrung immer weiter abgelehnt wurde und dies gerade durch protestantischen Kirchen. Hierdurch kam es dazu, dass statt auf Heiligennamen wieder alttestamentarische Namen zurückgegriffen wurde. Um 1500 herum wurden auch wieder antike Namen populär und so findet man ab diesem Zeitpunkt deutlich mehr Männer mit Namen wie Agrippa, Claudius oder Hector. Bei den Mädchen tauchen Cornelia, Felicitas und Sabina wieder auf.
Seit etwa dem 17. Jahrhundert wandelt sich die Namensvergabe wieder und kommt weg von dem kirchlichen Namensstil. In der Zeit des Sonnenkönigs kommen Namen wie Luise, Henriette und Jeanette und dringen über den Rhein hinweg bis tief nach Deutschland vor. Aber auch über Österreich wandern viele italienischen Name nach Deutschland ein und so findet man ab dem 17. Jahrhundert eine deutliche Zunahme an Eleonora, Laura und Guido als Vornamen deutscher Kinder. Ende des 18. Jahrhunderts dann schwappt die englische Namensgebung zu uns herüber, welche auch ein Ausdruck der Bewunderung gegenüber England ist. Namen wie Harry, Arthur, Edgar und Henry gelangen so in den deutschen Sprachraum. Im 19. Jahrhundert dann sind es gerade die nordischen Namen, die es den Deutschen angetan haben. Helga, Ingrid, Siegfried, Ingeborg aber auch Gustav, Hjalmar, Knud werden modern und populär. Natürlich sind diese Sachen nie wirklich exklusiv gewesen und so sind es auch slawische Namen, die nach Deutschland ein wandern. Olga, Wanda und Ludmilla blieben hier als Frauennamen hängen und auch der slawische Namen Boris verliert zunehmend in deutschen Ohren seine Ungewöhnlichkeit und Fremdheit.
Durch die zunehmende Mobilität der Menschen und die immer weitere Verbreitung von modernen Medien, globalisierten sich letztendlich auch die Vornamen. So kann man in den letzten Jahren zum Beispiel beobachten, dass französische Vornamen bei uns in Deutschland immer beliebter werden. Aber nicht nur Frankreich ist ein Land, aus dem die Namen gerne genommen werden, sondern auch viele andere Länder und Sprachräume haben mittlerweile den deutschsprachigen Raum im Bereich der Vornamen erobert. Hierbei werden entweder die Urformen oder Abwandlungen manchmal sogar eingedeutschte Versionen des entsprechenden Namens verwendet. So ist aus dem ursprünglich hebräischen Namen Johannes einfach der Name Jens geworden. Aus Laurentius ist der Name Laura geworden, aus Kornelius wurde Niels. Doch auch viele slawische Namen haben sich mittlerweile bei uns eingebürgert. So stammt der beliebte Vorname Vera von dem russischen „Wjera“ ab, was so viel wie Glaube bedeutet. Bei dem deutschen Namen Theodor könnte man davon ausgehen, dass dieser tatsächlich deutsche Ursprung ist, doch in Wahrheit ist auch er nur eine Ableitung des Wortes Fedor, welches aus dem russischen kommt und übersetzt so viel wie das Geschenk Gottes bedeutet. Mittlerweile sind auch Doppel- und Mehrfachnamen sehr beliebt und die Namensgebung ist mittlerweile eine Art Individualismus geworden, der nicht selten das Ziel hat, sich bei der großen Bevölkerungsdichte möglichst einzigartig zu machen.
Heutzutage ist es in vielen Bereichen der Welt vollkommen üblich, dass man einen Vornamen und einen Nachnamen hat. Hierbei dient der Nachname der Familienzugehörigkeit, während der Vorname die individuelle Bestimmung des Menschen innerhalb der Familie möglich macht. Die Kombination aus Vornamen und Nachnamen macht uns genau bestimmbar und ziemlich einzigartig, auch wenn es bestimmte Kombinationen deutlich häufiger gibt als andere. Heutzutage wäre eine Benennung einer bestimmten Person ohne die Zuhilfenahme des Nachnamens und des Vornamens gar nicht mehr möglich. So dass der Vorname heute eine entscheidende Rolle im täglichen Miteinander einnimmt.
Natürlich stellt man sich immer wieder die Frage, wie die Eltern auf die Namen kommen, die sie ihren Kindern letztendlich geben. Welche Motivationen stecken dahinter, dem Kind einen Namen zu geben, der althergebracht ist, warum greift man auf Modenamen zurück, die aktuell sehr viel vergeben werden oder warum greift man auf Namen zurück, die in unseren Breitengraden gar nicht so weit verbreitet sind? Gründe sind hier vielfältig, wir wollen sie alle einmal kurz beleuchten. Einer der wichtigsten Gründe ist die eigene Erfahrung. Es ist nun einmal so, dass wir mit bestimmten Namen bestimmte Personen verbinden und dementsprechend auch bestimmte Erfahrungen. Menschen, mit denen wir häufig Ärger hatten oder die Probleme bedeuten, deren Vornamen wählen wir in der Regel nicht aus, wenn es um die Namensvergabe für unser eigenes Kind geht. Anderen Namen von guten Freunden oder Bekannten können hierbei aber gleich viel interessanter sein. Natürlich spielt auch Individualität eine Rolle. Das Kind soll ja schließlich einen ganz besonderen und sehr individuellen Namen bekommen. Perfekterweise möglichst einen, der nicht dazu führt, dass es in der Schule gehänselt werden könnte. Darüber hinaus gibt es natürlich auch charakteristische Namen, diese stehen in ihrer Übersetzung in der Regel für ein bestimmtes Aussehen, einen bestimmten Charakter oder ein bestimmtes Attribut, das demjenigen zu eigen sein soll. Nicht wenige Eltern suchen sich hier etwas heraus, was sie ihren Kindern wünschen oder was sie sich selbst wünschen und wählen so den Namen ihres Kindes über den charakteristischen Hintergrund des Namens aus. Andere Eltern interessieren sich nur dafür, dass der Name möglichst gut klingt, und wählen den Namen einfach im Hinblick auf den Nachnamen und den Klang aus, den dieser hat. Christliche Namen werden vor allem von gläubigen Eltern gewählt, die damit ihre Zugehörigkeit zu ihrer Religion stärken wollen. Auch Vorbilder können für die Namensvergabe sehr interessant sein, denn nicht selten wählen Eltern die Namen von irgendwelchen Vorbildern, um sie dann dem eigenen Kind zu geben. Seltener, aber auch noch ab und an zu finden ist die Namenswahl mehr im Hinblick auf die Tradition oder andere Familienangehörige. So kann es zum Beispiel sein, dass die Vornamen von den Taufpaten ausgewählt werden oder es einfach Namen sind, die irgendwelche anderen Familienangehörigen schon haben, sodass die Namen quasi über die Generationen hinweg weiter vererbt werden.
Hier wollen wir einmal einige Vornamen nennen, die gerade Mittelalter besonders beliebt gewesen und hier häufig vorgekommen sind.
Frauennamen: Margret, Anna, Katherina, Barbara, Agnes, Dorothea, Christina, Adelheid, Agatha, Brigitta, Eva, Cecilia, Helena
Männernamen: Hans, Kunz, Heinz, Fritz, Jörg, Peter, Ulrich, Klaus, Michel, Linhard, Martin, Steffen, Paulus, Thomas, Kasper, Wendel, Bartholomeus, Bernhard, Simon, Wolfgang, Lukas, Walter, Rudolf, Max
Hier haben wir einige Namen zusammengestellt, die gerade im Zeitraum des Dreißigjährigen Krieges besonders beliebt gewesen sind.
Frauennamen: Margaretha, Anna, Elisabeth, Katharina, Ursula, Dorothea, Barbara, Emilia, Gertraud, Christina, Maria, Magdalena, Eva, Sophia
Männernamen: Johannes, Hans, Caspar, Moritz, Valentin, Heinz, Heinrich, Franz, Jakob, Pia Peter, Martin, Michael, Markus, Paul, Matthias, Georg, Christoph, David, Sebastian
[KaKra]
Ist Dir der Ursprung des Namens, den Du deinem Kind gegeben hast, bekannt?