Autoreninfo | Mag. Carina Runge-Mathis | |
aktualisiert: 19.11.2010 | Gründerin von Mamiweb, Mehrfache Mutter | |
Gesundheit, Familie, Soziales |
Als ich letztes Jahr aus meinem wohlverdienten Urlaub zurück kam, aufgetankt und voller Energie, beschloss ich mein Wohnzimmer zu renovieren. Beim Ausräumen meines Bücherschrankes fand ich, in einem kleinen Pappkarton, einen Mutterpass. Nun ist dieses ja für eine Hebamme nicht weiter verwunderlich, aber ich pflege die Mutterpässe meiner betreuten Frauen nicht bei mir zu archvieren.
Schlage also die erste Seite auf, um zu sehen, wessen ich denn nun in der Hand halte und dachte beim Lesen des Namens, mich trifft der Schlag!Da steht der Name meiner damals 18 jährigen Tochter Johanna. Ich weiß nicht, wie lange ich auf dem Sofa gesessen habe, mit offenem Mund und einem Türsteher im Kopf der zu meiner Großhirnrinde immer wieder sagte "ey, du komms hier nisch rein ey!!!"Fassungslosigkeit, zum einen ob der Tatsache, dass sie überhaupt schwanger ist, dann die Enttäuschung, dass sie nicht den Mut hatte, es mir zu sagen, Zorn, weil ich meine Kinder aufgeklärt habe und sie immer wieder nach vorhandenen Kondomen gefragt hatte.
Zu dieser Zeit war Johanna eine zornige Rebellin, die alle Menschen jenseits der 25 Lebensjahre als Spießer abstempelte und sich so einiges an Happymakern gezogen hat.Ich rief sie in ihrer Praktikumsstelle an, um sie zu fragen, ob es in irgendeiner Form wohl Neuigkeiten zu berichten gäbe. Sie brach weinend zusammen und ich holte sie dann abends ab, um mit ihr mal genauer über das zu sprechen, was denn da nun wohl an Entscheidungen zu treffen seien.
Um die Geschichte hier abzukürzen, sie hat sich für das Kind entschieden. Mit diesem Wissen hat sie die Szene sofort verlassen, keinen Joint, keine Zigarette, keinen Alkohol mehr angefasst. Die beste Entscheidung, die sie treffen konnte.
Die Schwangerschaft verlief ohne Probleme und die Vorsorgeuntersuchungen dann ausschließlich bei mir. Zwei Ultraschalluntersuchungen in meiner Belegklinik, mehr an Ärzten hat sie nie gesehen oder gebraucht.Da meine Kinder mit einer Hausgeburtshebamme als Mutter aufwachsen, stellte sich nie die Frage des Ortes. Sie wollte ihr Kind mit Mama in meiner Wohnung bekommen. Den werdenden Vater gab es zu dieser Zeit nicht mehr und das war gut so.
Da Johanna (ganz die Mama) ein eher, na sagen wir mal, neapolitanisches Temperament besitzt, hatte ich mich auf eine Geburt mit viel Zorn, Gezeter und Geschimpfe eingestellt. Ich war mir nicht sicher, ob Johanna wohl die Ebenen Hebamme/ Gebärende, Mutter/ Tochter würde trennen können.So bat ich als Absicherung eine Kollegin dazu, die im Notfall, sprich Johanna möchte ihrer Mutter an die Kehle springen, die Geburt übernommen hätte. Da Johanna nun keinen werdenden Vater zur Unterstützung dabei haben würde, bat sie ihre ältere Schwester Nina dazu.
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