Autoreninfo | Sylvia Koppermann | |
aktualisiert: 18.03.2011 | Mehrfache Mutter u. Autorin | |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Frühgeborene, also Babys, die vor der 37. Schwangerschaftswoche auf die Welt kommen, haben diese Zeit nicht. Sie müssen das Wachstums- und Entwicklungsdefizit außerhalb von Mamas schützendem Bauch bewältigen. Hierbei gilt, je kleiner und leichter die Babys auf die Welt kommen, desto gefährdeter sind sie. Auch auf längerfristige Sicht.
Da viele Frühchen vor Abschluss der Lungenreife auf die Welt kommen, haben sie besonders mit Problemen in Verbindung mit dem Atmungsapparat zu kämpfen. Aber auch gegen andere Folge- und Langzeitschäden sind sie leider nicht immun.Da bei Frühchen im Vergleich zu Termingeborenen die Lungenbläschen noch nicht voll entwickelt sind, sind sie besonders anfällig für Erkrankungen der Lunge. Das sogenannte Atemnotsyndrom (RDS: respiratory distress syndrome) tritt auf, wenn die noch nicht ausgereifte Lunge nicht genug Surfactant bildet. Dadurch entsteht ein Mangel, der die Lungenbläschen, auch Alveolen genannt, zusammenfallen lässt. Das Baby leidet an Sauerstoffmangel und Atemnot und muss in vielen Fällen künstlich beatmet werden.
In Folge der Lungenunreife und der künstlichen Beatmung kann es aber auch zu einer bronchopulmonalen Dysplasie, einer chronischen Erkrankung der Lunge kommen. Bei dieser muss dem Baby über einen längeren Zeitraum hinweg zusätzlicher Sauerstoff verabreicht werden und es wird zudem mit Medikamenten behandelt. Da die Blutgefäße ebenfalls durch mangelnde Reife sehr empfindlich sind, kann es bei Frühchen, die vor der 32. Schwangerschaftswoche geboren werden, auch zu Hirnblutungen kommen.
Hier hat sich allerdings das als Dopingmittel bekannte EPO bewährt. Wird es extremen Frühchen mit Hirnblutung verabreicht, schützt es diese offenbar vor den Folgen der Hirnblutung. Frühchen mit EPO waren im Vergleich zu anderen Frühgeborenen, die kein EPO bekommen hatten, deutlich intelligenter und weniger oft behindert. Zu diesem Ergebnis kommt eine Langzeitstudie (Stand 2010).
Nicht nur die Organe Frühgeborener sind unreif, auch das Immunsystem ist unvollständig ausgebildet, wodurch es in der Folge zu erhöhter Infektanfälligkeit und -überwindung der Babys kommt. Erkrankt es an einem Infekt mit bakteriellen Erregern oder Viren, wie dem RS-Virus, führt das zu schweren Atemwegserkrankungen. Das Kind muss dann frühzeitig behandelt werden, um Folgeschäden zu vermeiden.
Dadurch, dass der Darm nicht richtig ausgereift ist, sich in ihm aber krankheitsverursachende Keime befinden, erkranken Frühchen wesentlich häufiger an nekrotisierender Enterokolitis (NEC). Hierbei handelt es sich um eine Darmentzündung, die in ihrer schwersten Ausprägung einen Darmdurchbruch zur Folge haben kann.
Auch Herzanomalien gehören zu den gesundheitlichen Problemen, denen sich Frühchen ausgesetzt sehen wie beispielsweise Defekte der Herzscheidewände. Vor der Geburt verbindet der sogenannte Ductus Botalli die Lungen- und Körperschlagader miteinander, womit die Umgehung der noch funktionsunfähigen Kinderlunge ermöglicht wird. Wird nach der Geburt der Ductus Botalli nicht geschlossen, kann es zu Störungen des Blutkreislaufes kommen. Dies wird persistierender Ductus ateriosus Botalli (PDA) genannt und muss mittels Medikamenten oder chirurgisch behandelt werden.
Schwache Atemregulationszentren verursachen kurzzeitige Atemstillstände und eine Verlangsamung des kindlichen Herzschlages. Je nachdem, wie stark sie ausgeprägt sind, werden sie genau beobachtet oder mit Medikamenten behandelt. In der Regel wächst sich dieses Problem bis zum Zeitpunkt des errechneten Geburtstermins aber aus.
[AKH]
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