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Vater und Sohn: eine ganz besondere Verbindung.
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Autoreninfo | Sylvia Koppermann |
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aktualisiert: 15.12.2014 | Mehrfache Mutter u. Autorin |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Kinder brauchen ihre Väter
In der Entwicklung der menschlichen Gesellschaft ging es lange Zeit um den Kampf, überleben zu können. Die Versorgung mit genug Nahrungsmitteln war schwierig und eine hohe sowie frühe Sterblichkeit, insbesondere der Kinder, erforderte andere Prioritäten für Eltern, als es in der heutigen Gesellschaft der Fall ist, in der die grundlegende Existenz weitestgehend gesichert ist.Während Mütter den Haushalt versorgten und die Kinder großzogen, war es Aufgabe der Väter, die Familie zu versorgen. Es blieb den Vätern also kaum Zeit, sich ihrem Nachwuchs intensiv zu widmen, ohne dabei dessen Überleben zu vernachlässigen.
Vaterrolle im Wandel
Zudem entwickelte sich, auch in der wohlhabenden Gesellschaft, eine Sichtweise der Vaterrolle, die man durchaus mit „Distanz“ bezeichnen kann. Der Vater war das Familienoberhaupt, hatte das Sagen und seine Aufgabe, neben der Versorgung der Familie, lag in der Einbindung seiner Nachkommen in eine möglichst vielversprechende politische Ordnung.
Über viele Jahrhunderte und sogar Jahrtausende blieb der Vater also weniger eine Einfluss nehmende Person in der Entwicklung der Persönlichkeit seiner Kinder. Er galt als ein Wegweiser, dessen Entscheidungen nicht hinterfragt wurden.
Neues Denken im Zuge der Industrialisierung
Was änderte sich mit der Industrialisierung, bezüglich der Vaterrolle? Bei dieser Frage mag man verständnislos nach dem Zusammenhang suchen, was die Industrialisierung denn überhaupt mit der Vaterrolle und dem Einfluss der Väter auf ihre Kinder zu tun hat, denn auf den ersten Blick erscheint es keine Zusammenhänge zu geben.
Doch diese sind tatsächlich vorhanden und darüber hinaus, miteinander verknüpft. Gehen wir in der geschichtlichen Entwicklung zurück und sehen den Vater in der Rolle des schwer arbeitenden Ernährers oder eben des wohlhabenden Familienoberhaupts, das seine Kinder politisch führte, um der eigenen Blutlinie ein wachsendes und gefestigtes Ansehen zu sichern. Dann wird uns deutlich, dass die Distanz zwischen Vätern und Kindern meist notgedrungen oder aber, der gesellschaftlichen Norm unterliegend, der notwendigen Ebnen sozialer Strukturen, unterlag.
Mit der Industrialisierung bekamen Väter, die um die Versorgung ihrer Familien kämpfen mussten, eine Regelmäßigkeit, mit der sie planen konnten. Nicht immer reichte der Lohn eines Arbeiters aus, um die Kinder satt zu bekommen, aber durch festen Lohn und Arbeitszeiten, war es dem Vater möglich, in den mehrheitlichen Fällen, eine Grundversorgung sicher zu stellen, die zumindest ein Überleben am Minimum sicherte.
Zudem traten erb- und heiratspolitische Faktoren für die grundlegende Absicherung der Sippe immer mehr in den Hintergrund, denn auch einfache Arbeiter konnten sich auf der Karriereleiter empor arbeiten und immer mehr war der Verstand eines Menschen und nicht sein familiärer Einfluss Wegweiser in eine finanziell besser gestellt Zukunft.
Väter nehmen mehr am Familienleben teil
Im Laufe der industriellen Entwicklung war es Vätern also möglich, immer mehr aktiv am Familienleben Teil zu haben, die eigenen Kinder nicht mehr als Altersversorgung oder Absicherung des Ansehens zu betrachten. Sowohl Väter als auch Mütter kamen immer mehr in den Genuss, sich für Kinder entscheiden zu können, eben weil sie sich einfach Kinder wünschten.
Während also über viele Jahrhunderte der Wunsch nach Kindern irrelevant war, weil primär das Überleben auch von Kindern abhängig blieb und somit die Gründung einer Familie rein aus existenziellen Gründen geschah, entwickelte unsere Gesellschaft, eben durch die Industrialisierung, einen bis dahin ungekannten Luxus: Kinder in die Welt zu setzen, weil man sich wünschte, eigene Nachkommen zu haben, sie aufwachsen zu sehen und ihnen Begleiter auf ihren Lebenswegen zu sein.
Welche Einflüsse nehmen Väter auf die Kinder?
Studien zeigen, dass Väter meist die aktiveren Aspekte in die Familie einbringen. Wenn sie von der Arbeit heimkommen und sich auf die Kinder freuen, toben sie in der Regel ausgelassener mit diesen. Außerdem ermutigen Väter ihre Kinder oft, eher Risiken einzugehen und daraus etwas zu lernen.
Im Gegensatz dazu, stellt die Mutter eher die behütende Seite dar, die ihre Kinder vor Gefahren abschirmen möchte, statt sie lernen zu lassen, damit umzugehen.
Egal ob Töchter oder Söhne, beide Geschlechter profitieren vom väterlichen Einfluss.
Väter: Für Söhne eine besondere Vorbildfunktion
Für Söhne stellt der Vater häufig eine Vorbildfunktion dar. Selbst wenn es in der zwischenmenschlichen Beziehung zwischen Vätern und Söhnen eher konfliktreich zugeht, zeigen Beobachtungen, dass die Söhne dennoch in vielen Bereichen sehr am Vater orientiert bleiben und beispielsweise ähnliche Berufe ergreifen.
Töchter wünschen sich einen Beschützer
Für Töchter ist der väterliche Einfluss ebenso bedeutend. Er übernimmt in ihren Augen die Rolle des großen und starken Beschützers. Und nicht selten kämpfen gerade Mädchen in der Pubertät gegen ihre Väter an, die die Töchter für so viele Herausforderungen und Entwicklungen für zu jung halten.
Ob es dabei nun um Mode, Schminken oder einen ersten Freund geht, festigt auch der Konflikt mit dem Vater das Selbstbewusstsein der Tochter.
Das gilt ebenso für die Söhne. Zwar mit anderen Grundlagen für Streitigkeiten, aber dem selben Erlernen, die eigenen Interessen vertreten zu können.
Außerdem, selbst in einer guten und harmonischen Beziehung beider Elternteile, die sich in Erziehungsfragen weitestgehend einig sind, zeichnen sich immer auch Unterschiede in den Charakteren ab. Das bereitet Kinder zusätzlich auf eine Gesellschaft vor, in der sie später bestehen müssen und die einfach aus unterschiedlichsten Individuen zusammengesetzt ist, auf die es sich individuell anzupassen gilt.
Ist der Vater heute eine Erleichterung für die Mutter?
In der Geschichte trugen Mütter die Verantwortung für die Erziehung der Kinder oft allein. Sie mussten stets abwägen, was für das Kind das Beste sein könnte, aber auch für die Familie. Durch die Distanz des Vaters und dessen Aufgaben, die Existenz zu sichern, galt es, Probleme von ihm fern zu halten. Eine Mutter musste also meist allein entscheiden, was, gerade in Anbetracht der Größen von Familien in früheren Zeiten eine Herausforderung darstellte.
Je intensiver der Vater mit einbezogen werden konnte, je einfacher gestaltete sich eine Teilung der Erziehung. Die Mütter mussten nicht mehr nur allein entscheiden, sondern Väter forderten eine Mitsprache ein. Und damit entlasteten sie auch die Mütter, die nicht mehr allein die Verantwortung für Konfliktlösungen tragen mussten.
Getrennt lebende Elternpaare und das Kind
Sind auch Väter von getrennt lebenden Elternpaaren wichtig für die kindliche Entwicklung? Selbstverständlich sind Väter, die von den Müttern getrennt leben, besonders wichtig für die Entwicklung ihrer Kinder. Der Bruch der Partnerschaft entbindet keinen Elternteil aus der Verantwortung seinen Kindern gegenüber. Und unabhängig davon, ob der Vater nun regelmäßig Kontakt zu seinen Kindern hat, bleibt er ein wichtiger Einfluss.
Selbst am Verhalten desinteressierter Väter lernen Kinder. Sie hinterfragen schneller als Kinder, in deren Leben alles harmonisch und in gesellschaftlich bevorzugten Gefügen verläuft. Und auch der regelmäßige Kontakt mit dem Vater, der in den Augen der Mutter, alles so viel anders macht, als sie selbst, bringt Vorteile für die Kinder. Denn sie lernen wiederum, sich individuell auf Menschen und Situationen einzustellen.
Der Vater nimmt immer Einfluss
Egal ob der Vater also mit seinen Kindern zusammenlebt oder von ihnen getrennt ist, ob er aktiv die Teilnahme am Leben der Kinder sucht oder sich eher distanziert verhält, bleibt er eine Einfluss nehmende Persönlichkeit, von der die Kinder für ihr späteres Leben, in der Gesellschaft, geprägt werden.
Gilt Ähnliches auch für nicht leibliche Väter?
Auch Stiefväter üben einen vergleichbaren Einfluss auf die Kinder aus. Die Prägungen erfolgen meist aus Verhaltensweisen, Ansichten und Handhabung von Situationen heraus. Dabei spielen also gemeinsame Gene keine Rolle.
In der Regel entscheiden sich Männer ganz bewusst dafür, die Rolle des Stiefvaters zu übernehmen, wenn sie eine Partnerschaft mit der Mutter eingehen. Sie wollen also nicht nur die Frau, sondern auch deren Kinder als Teil ihrer Familie ansehen und gehen die Verantwortung, aus der gewählten Entscheidung heraus, ein.
Das Kind und der Stiefvater
Je älter die Kinder bereits sind, wenn der Stiefvater in die Familie kommt, je kritischer kann auch das anfängliche Verhältnis sein. Während sehr kleine Kinder den Stiefvater schnell wie einen leiblichen Vater ansehen, empfinden ältere Kinder den neuen Partner der Mutter eher als Eindringling. Können sie diese Konflikte beilegen, entwickelt sich eher ein freundschaftliches, als väterliches Verhältnis.
Dennoch nehmen die Stiefväter jedoch auch wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der Kinder, denn sie bringen eben andere Aspekte ein, als die Mutter allein es könnte.
Es gibt sogar Psychologen, die die Ansicht vertreten, dass Kinder, die einen neuen Mann an der Seite ihrer Mutter akzeptieren, später weniger Probleme haben, sich in der Gesellschaft anzupassen.
Das soll darauf basieren, dass Kinder, die ihre Mutter nicht teilen müssen, also deren alleinige und ausschließlich auf die Kinder konzentrierte Aufmerksamkeit erhalten, eben diese Zuwendung für selbstverständlicher erachten und weniger selbst einbringen, um der Mutter zu bestätigen, dass sie ihre Aufmerksamkeit mit Dankbarkeit annehmen.
Für Kinder ist also sowohl weiblicher als auch männlicher Einfluss in der Entwicklung wichtig.
Was, wenn keine männliche Einflussperson da ist?
Manchmal brechen Väter zu den Kindern den Kontakt ab und bleiben ihrem Nachwuchs fern. In anderen Fällen ist es die Mutter, die den Kontakt der Kinder zum Vater nicht fördert. Oder ein Schicksalsschlag hat der Familie den Vater genommen. Und in wiederum anderen Fällen, fehlt die Vaterfigur, da die Lebensumstände der Mutter diesem keinen Platz geben, wie beispielsweise in einer gleichgeschlechtlichen Beziehung.
Fehlt dann die Vaterfigur, wächst das Kind in der Regel zwar auch zu einem gesellschaftlich kompatiblen Menschen heran, muss sich aber, mangels des männlichen Einflusses, vieles stärker erkämpfen oder aneignen, da es Grundlegendes nicht automatisch mit auf den Weg bekommt.
Männlicher Freund kann Stütze sein
In diesen Fällen sollte ein guter Freund der Familie oder ein Verwandter, wie der Großvater, die Möglichkeit haben, den Kindern eine Art Ersatzvater oder väterlicher Freund zu werden, um die Entwicklung der Kinder positiv unterstützen zu können. Es kommt dabei nicht darauf an, dass der Vaterersatz ständig präsent ist, sondern eher, dass das Kind weiß, es hat immer auch einen männlichen Ansprechpartner neben der Mutter, wenn es das Bedürfnis hat.
[SyKo]