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In einem Launeplan kann Dein Kind seine Stimmung beschreiben.
Bild: mamiweb.de
Autoreninfo | Sylvia Koppermann |
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aktualisiert: 06.12.2011 | Mehrfache Mutter u. Autorin |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Jeder Mensch, ob Kind oder Erwachsener, kennt die Gefühle, die einen Tag entweder toll oder weniger toll sein lassen. Mal ist es der Stress, der für schlechte Laune sorgt, dann wieder ein nettes Wort einer besonderen Person, dass Sonnenschein in den Tag bringt.Oft können wir allerdings nicht sagen, warum genau ein Tag für uns besonders schön wirkt oder wir schlechte Laune haben. Ein Launeplan kann da helfen herauszufinden, wo die Ursachen liegen.
Uns Erwachsenen fällt es nicht immer leicht genau zu sagen, warum wir das Gefühl haben, dieser Tag ist besonders toll oder eben auch mal weniger schön. Dazu müssen wir meist in uns gehen und Szenen abrufen, die wir im Laufe des Tages erlebt haben. Dies ist uns meist zu aufwändig und so lassen wir das Nachdenken und ordnen Tage hauptsächlich nach 'guter Tag' und 'weniger schöner Tag' ein. Kinder machen das ähnlich. Für sie können schon winzige Momente zum Schlüssel werden, wie sie den ganzen Tag empfinden. Gut ist es da natürlich, wenn dieser Schlüssel für positive Laune sorgt. Ist er jedoch negativ, zieht er sich, wie bei uns Erwachsenen, wie ein roter Faden über den gesamten Tag, an dem dann nicht selten das gesamte Umfeld die schlechte Laune gleich mit abbekommt.
Kinder denken noch weniger gern als wir darüber nach, warum sie schlechte Laune haben. Kommt das Kind aus dem
Kindergarten oder Schule und ist schlecht gelaunt, fühlt es sich umso mehr genervt, wenn man nach den Gründen forscht. Dabei empfinden wir Eltern es doch als besonders wichtig, zu wissen, was in unseren Sprösslingen vorgeht. Eine gute Abhilfe mit Spaß kann ein Launeplan schaffen. Das Schöne daran ist, dass die ganze Familie ihn nutzen kann.
Was genau ist dieser Launeplan?
Wie ein Launeplan auszusehen hat, ist Geschmackssache. Geeignet ist ein Blatt pro Tag, auf dem ein Abschnitt für den Vormittag und Mittag, sowie ein Abschnitt für den Nachmittag und Abend unterteilt ist. In unserem Beispiel haben wir als 'Launebarometer' die Ampel gewählt. Sie eignet sich ganz gut, da sie gleich drei verschiedene Gemütszustände anzeigen kann. Rot steht dabei für Traurigkeit oder Wut, eben dafür, dass der Tagesabschnitt ein 'blöder' Zeitraum war. Gelb kann man als 'durchwachsen' bezeichnen. Eben eine Zeit, die nicht besonders toll, aber auch nicht übermäßig schlecht war. Grün steht wiederum für Freude und gute Laune.
Zweimal am Tag, wenn die Tagesabschnitte vorbei sind, nimmt jedes Familienmitglied seinen Launeplan und malt die jeweilige Farbe, die am ehesten die eigene Laune ausdrückt, in die Ampel. Im Feld neben dem Ampelbild ist etwas Platz, um über die Schlüsselsituationen, die Ursache der Laune sind, ein paar Worte zu schreiben oder zu malen. Die Launepläne sind keine Geheimdokumente. Die Familie legt sie am besten an einem gemeinsamen Platz ab und jeder darf den Launeplan der anderen Familienmitglieder ansehen. Hat nun das Kind am Mittag schlechte Laune, können Eltern am Launeplan sicher schnell erkennen, was am Vormittag für das Kind die Ursache der jetzigen Gefühle war. Man erspart sich und seinem Kind somit nerviges Bohren und eventuell Bockigkeit, weil es nicht den ganzen Vormittag Revue passieren lassen will. Man kann also ganz gezielt Ursachen erkennen und direkter auf das Kind zugehen, indem man beispielsweise fragt: „Ich habe gesehen, dass Dein Vormittag nicht so toll war, weil Dir jemand im Kindergarten die Spielsachen weggenommen hat. Magst Du darüber reden?“
Launepläne helfen also, sich zielgerichtet und ohne lange Vorreden zu verstehen. Ebenso kann aber auch das Kind erkennen, warum die Eltern vielleicht nicht so gute Laune haben. Denn oft fühlen sich Kinder schuldig, wenn sie eine traurige Mama oder einen wütenden Papa sehen, ohne dass sie wissen, warum die Eltern tatsächlich so empfinden. „Bist Du böse auf mich?“ ist ein Satz, den sicher viele Eltern bereits zu hören bekommen haben. Natürlich sollten Eltern darauf achten, die Faktoren ihrer schlechten Laune nicht unverständlich für das Kind auszudrücken. Es kann verstehen, wenn Mama wütend ist, weil sie sich die gute Bluse ruiniert hat. Aber beispielsweise der Streit mit Papa gehört nicht in den Plan, der dem Kind zugänglich sein sollte. Gerade Beziehungsprobleme lassen Kinder nämlich oft verschlossener werden.
In den Launeplänen der Kinder hingegen können sich Eltern selbst häufig wiederfinden und werden erstaunt sein, wie oft sie selbst die Ursache der schlechten Laune des Kindes waren. Manchmal reicht dazu schon, dass wir uns am Morgen durchgesetzt und resolut 'Nein' gesagt haben, als das Kind im strömenden Herbstregen nur mit den dünnen kurzen Sommersachen nach draußen wollte. An anderen Stellen ist vielleicht unsere eigene Laune beim Kind der Auslöser gewesen, den Tag nun selbst nicht mehr so schön zu finden. Das herauszufinden kann vielfach im Vorfeld verhindern, dass Fronten zwischen Eltern und Kindern entstehen. Man kann Gespräche führen, sich erklären und sollte auch bereit sein zu erkennen, dass etwas für andere belastend sein kann, was einem selbst vielleicht gar nicht so sehr bewusst ist.
Mit einem Launeplan lernt man also vieles über die anderen Mitglieder seiner Familie, setzt sich selbst gezielt mit erlebten Situationen auseinander und kann sowohl Stress abbauen, als auch besondere Freude zum Ausdruck bringen. Der Launeplan ist kein Hilfsmittel zum Lösen von Problemen, aber er kann es etwas leichter machen, über Dinge zu reden, die man sonst in sich verschließen würde. Dabei besitzt der Launeplan ja auch einen Spaßfaktor, denn zumindest malen mögen doch die meisten Menschen.
[SyKo]