Symptome von PolioDas Poliomyelitis-Virus befällt vorwiegend die Nervenzellen im Rückenmark, die für die Muskelkontrolle zuständig sind. In vielen Fällen verläuft die Infektion leicht und weist Symptome wie ein grippaler Infekt mit Durchfall auf. In mindestens einem Prozent der Fälle bleiben jedoch Lähmungen der Arme, der Beine und der Atmung sowie Gehirnschäden zurück.
Kinderlähmung - auch bei Erwachsenen
Die Bezeichnung Kinderlähmung ist irreführend, da das Virus sich ebenso auf Erwachsene überträgt. Werden diese mit Polio infiziert, treten die beschriebenen Komplikationen sogar vermehrt auf. Bei der früher verbreiteten Schluckimpfung, die mit einem Stück Würfelzucker oral verabreicht wurde, handelte es sich um einen Lebendimpfstoff mit abgeschwächten Viren. Dieser konnte in äußerst seltenen Fällen durch eine Rückmutation des Virus eine Impf-Poliomyelitis verursachen. Seit 1998 wird in Deutschland und den meisten anderen europäischen Ländern daher nur noch ein Totimpfstoff mit komplett inaktivierten Viren verwendet, der in den Muskel des Oberarms oder Oberschenkels gespritzt wird.
Vorteil des oralen Impfstoffes
Der Vorteil des oralen
Lebendimpfstoffes, der aufgrund der einfachen Handhabung in einigen Polio-Risikogebieten noch zur Anwendung kommt, ist allerdings, dass dieser nicht nur im Blut sondern auch im Magen-Darm-Trakt für die Bildung von Antikörpern sorgt. Somit ist für einen längerfristigen und wirksameren Schutz gesorgt als bei der Injektion. Für einen sicheren Impfschutz wird eine dreimalige Impfung zur Grundimmunisierung sowie eine Auffrischung vor dem 18. Lebensjahr empfohlen.
Was tun bei einer Erkrankung?
Tritt ein Polio-Fall auf, müssen alle Kontaktpersonen des Erkrankten unabhängig von ihrem jeweiligen Impfstatus schnellstmöglich geimpft werden, um eine Weiterverbreitung zu verhindern. Eine routinemäßige Auffrischungsimpfung ist in den meisten europäischen Ländern nicht unbedingt nötig. Allerdings sollten Menschen, die in Länder mit hoher Polio-Quote reisen, ihre Impfung regelmäßig auffrischen lassen. Polio-Ausbrüche kommen unter anderem in Nigeria, Indien, Pakistan und Afghanistan vor.
Die Polio-Impfung
Der Polio-Impfstoff ist heute meist in dem
Sechsfach-Impfstoff gegen Diphterie, Tetanus, Keuchhusten,
Haemophilus influenzae Typ B (HiB) und Hepatitis B enthalten, den Kinder nach STIKO-Empfehlung bereits ab dem vollendeten 2. Lebensmonat, also etwa in der 9. Lebenswoche, erhalten sollen. Hält man diese Empfehlung ein, sind die Folgeimpfungen mit vollendetem 3. und vollendeten 4. Lebensmonat (etwa im Rahmen der
U4 Untersuchung), die 4. Impfung zwischen dem 11. und 14. Monat fällig. Bei Verwendung eines Einzelimpfstoffs kann die vierte Impfung entfallen. Eine einmalige Auffrischung sollte zwischen dem 9. und 17. Lebensjahr erfolgen. Wurde diese ausgelassen, kann sie im Erwachsenenalter zusammen mit einer Diphterie- und Tetanus-Auffrischung als Dreifach-Impfung gegeben werden.
Der Totimpfstoff kann auch bei Personen mit Immundefekten angewandt werden. Bei einer bekannten Unverträglichkeit gegen einen Bestandteil des Impfstoffs sollte die Impfung jedoch besser unterbleiben. Auch bei bestehenden Infekten mit hohem Fieber sollte die Impfung verschoben werden.
[BS]