Autoreninfo | Sylvia Koppermann | |
aktualisiert: 05.11.2019 | Mehrfache Mutter u. Autorin | |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Wie es das Weihnachtsfest in die christliche Tradition geschafft hat und welche Einflüsse anderer Religionen in die Details des Weihnachtsfestes, so wie wir es heute kennen, mit eingeflossen sind, das erfährst du gleich hier in diesem Artikel.
Obwohl Weihnachten heutzutage die Geburt Christi markieren soll, es ist doch interessant zu verstehen, dass Weihnachten gar kein christliches Fest ist und sich die Kirche einfach bereits vorhandene Feste zu Nutze gemacht hat. Übrigens hat sich die Kirche sehr lange gegen die Weihnachtsbaumtradition gewehrt. Wichtig beim Weihnachtsfest ist es, zu verstehen, dass es nicht hundertprozentig nachvollziehbar ist, wie genau dieses Fest und dieser Kult rund um dieses Fest sich entwickelt hat. Natürlich gibt es einerseits jene, die glauben, dass die Kirche einfach ihren Mantel über die heidnischen Kulte gelegt hat und so die bekannten Feste anderer Religionen einfach übernommen hat, doch das entspricht nur in ganz groben und vereinfachten Zügen der Wahrheit. Die Geschichte um das Weihnachtsfest und die Einflüsse, die dieses mitgeprägt haben, sind durchaus komplizierter, als es auf den ersten Blick den Anschein haben mag.
Etwa ein Jahrhundert, vor Christi Geburt kam eine neue Religion über Persien nach Griechenland und schließlich bis nach Rom. Diese Religion nannte sich Mithraskult und verehrte den persischen Sonnengott, der zur Wintersonnenwende Geburtstag hatte. Interessant hierbei ist zu verstehen, dass nach unserem Kalender die Wintersonnenwende, also der kürzeste Tag des Jahres am 21. Dezember zu finden ist. Doch durch verschiedene Kalenderreformen, die unter anderem durch Julius Caesar, aber auch durch Gregor XIII im 16 Jahrhundert durchgeführt wurden, ergaben sich hierbei schnell einige Diskrepanzen, zwischen der tatsächlichen Sommersonnenwende und dem 25. Dezember. Der 25. Dezember wurde unter Julius Caesar, nach dessen Kalenderreform als neuer Geburtstag des Mithras festgelegt. Der Mithraskult selbst weist sehr große Ähnlichkeiten mit dem Christentum auf. Auch er war von Männern dominiert, was letztendlich bedeutet, dass es nur Männern gestattet war ihm beizutreten. In ihm gab es sieben Sakramente, die da waren: Keuschheit, Askese, Taufe, Kommunion, Firmung, Nächstenliebe und Frömmigkeit. Auch das Bekreuzigen war Bestandteil der Messen und der römische Höhlentempel für Mithras stand auf dem Berg des heutigen Vatikan. Über die römischen Legionäre wurde der Mithraskult bis ins germanische Reich, Spanien und sogar bis nach Schottland verbreitet. Für die Römer war die Mithras so etwas wie der Sol Invictus also der unsterbliche Sonnengott. Im Jahr 312 nach Christus siegte Kaiser Konstantin über den Kaiser Maxentius und gilt als Wegbereiter für das Christentum zur vorherrschenden Religion im römischen Reich. Da es für die Christen nur einen Gott und nur einen Sohn gibt, musste der Geburtstag des unsterblichen Sonnengottes auch gleichzeitig der Geburtstag von Jesus Christus sein, denn im Christentum war es diese Figur, die mit dem Sonnengott verglichen wurde. Interessant ist, dass bis zu diesem Zeitpunkt der Geburtstag Jesus am 6. Januar gefeiert wurde. Dies hatte im Jahre 336 nach Christus Papst Julius I festgelegt. Interessant ist aber, dass weder der 6. Januar, noch der 25. Dezember als tatsächlicher Tag der Geburt von Jesus Christus infrage kommen, denn historischen Überlieferung zufolge deutet alles auf eine Geburt im Herbst hin.
Im Jahr 376 nach Christus wurde der Berg mit dem Höhlentempel des Mithras in Rom schließlich von der christlichen Kirche übernommen. Unter dem Kaiser Theodosius erklärte man das Christentum zur Staatsreligion und die Feiertage wurden fortan als rein christliche Feiertage zelebriert. Die erste schriftliche Überlieferung für das christliche Weihnachtsfest entstammt einer Predigt von Johannes Chrysostomos am 25. Dezember 386 nach Christus.
Da die Wintersonnenwende nicht nur im Mithraskult eine Rolle spielte, sondern häufig auch in heidnischen Kulturen und Religionen von nicht geringer Bedeutung war, fiel es den christlichen Missionaren nicht besonders schwer, den 25. Dezember einfach in ihre Missionierung mit einzuflechten. Im Zuge dieser Missionierung kam es dann schlussendlich auch dazu, dass wir den Heiligen Abend dazu bekommen haben. Diesen verdanken wir dem heiligen Bonifatius aus Wessex in England, der im achten Jahrhundert vor allem germanische Volksstämme zum Christentum bekehrte. Er übernahm damals den Brauch der germanischen Stämme, den 24. Dezember als ersten Tag, der wieder länger ist, zu feiern.
Somit kommt man also zu dem Schluss, dass die christliche Kirche nicht etwa die heidnischen Feiertage durch eigene Feiertage ersetzt hat, sondern es einfach geschafft hat die Feiertage nett miteinander zu verflechten und so einen fließenden Übergang zwischen den eigentlich ursprünglichen, heidnischen Bräuchen und Feiertagen und dem modernen Christentum zu schaffen. Offiziell wurden die Festtage allerdings erst im Jahr 813 zu verbindlichen Feiertagen erklärt.
Auch der dänische König Hakon, der ebenfalls ein überzeugter Christ war, erließ im Jahre 940, dass das skandinavische Wintersonnenwendfest das sogenannte Julfest ebenfalls ab sofort auf den 25. Dezember zu verlegen sei. So erklärt sich nun auch, die Übernahme von einigen typischen Bräuchen des Julfests in die skandinavische Weihnachtstradition.
Auch das Wort Weihnachten ist ein Begriff, der in dieser Zusammensetzung erst ab dem Jahr 1170 zu finden ist und vorher nicht wirklich existent war. Er ergab sich aus einer Passage eines Gedichts von Spervogel, das im damals geläufigen Mittelhochdeutsch geschrieben war. Hierin ist die Rede von “ze den wîhen nähten”, was übersetzt so viel bedeutet wie “zu den geweihten/heiligen Nächten”. Die ‘wîhen nähten’ wurden dann zu ‘Weihnachten’. Wir verdanken den Begriff Weihnachten also einem Dichter.
Weihnachten hat also seine Tradition seit jeher in religiösen Bereichen. Doch das Weihnachtsfest hat sich auch um ja Laufe der Zeit geändert. Entstammt der Brauch der grünen Zweige und der Wintersonnenwende bereits als heidnischer Vorzeit, sind viele andere Dinge erst im Laufe der Jahrhunderte dazukommen. Erst im 18. Jahrhundert kam es zu weiteren, neuartigen Traditionen wie zum Beispiel des Weihnachtsbaumes und schließlich auch des Advent Kranzes. Interessant ist auch, dass das gegenseitige Beschenken und die Figur des Weihnachtsmannes erst im 18. und 19. Jahrhundert als Tradition Einzug hielten. Vieles was wir heute mit Weihnachten verbinden, fußt auf sehr jungen Ideen, die wohl maßgeblich dem Konsum geschuldet sind.