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Die Bindung zwischen Eltern und Kind wird von Beginn an aufgebaut
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Autoreninfo | Katharina Krause |
|
aktualisiert: 06.11.2018 | Vierfache Mutter und Autorin |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Kinder brauchen Geborgenheit, Nähe und Zuwendung, um glücklich und zufrieden sein
zu können. Dieser Wunsch nach Nähe begründet sich im Bindungsverhalten eines
Kindes. Was es damit auf sich hat, kannst du hier lesen.
Was du hier lesen kannst:
- Was genau ist diese Bindung?
- Wann entsteht diese Bindung?
- Was passiert, wenn die Bindung vorhanden ist?
- Wie lange hält das Bindungsverhalten?
- Bindungsverhalten nicht nur beim Kind
- Auflösung des Eltern-Kind-Beziehungsverhaltens
Kinder haben ein ausgeprägtes Bindungsverhalten und hierfür gibt es auch eine ganze Reihe
von guten Gründen: Etwa 15 Jahre lang sind Kinder auf die Fürsorge der Eltern oder anderer
Bezugspersonen angewiesen und in dieser Zeit wollen sie umsorgt und beschützt sein. Das
Bindungsverhalten hat aber auch den Zweck, komplexe soziale Verhaltensregeln, wie sie in
unserer Gesellschaft vonnöten sind, zu vermitteln. Da unsere Gesellschaft nicht gerade nach einfachen Richtlinien funktioniert, brauchen Kinder
viele Jahre und passende Beziehungen zu Bezugspersonen wie die Eltern, Verwandte,
Bekannte, Geschwister und natürlich auch zu anderen Kindern, um diese als Vorbilder zu
nutzen und von ihnen zu lernen. Doch auch wenn es um Kulturtechniken, wie zum Beispiel
das Lesen und Schreiben geht, muss eine dauerhafte Beziehung mit einem engagierten
Lehrmeister eingegangen werden, damit diese Techniken einfach und korrekt erlernt werden
können.
Hierin unterscheiden sich unsere Kinder nicht von den Kindern aller höher entwickelten Tiere.
Genau wie diese bleiben sie mindestens so lange an ihre Eltern und Bezugspersonen
gebunden, bis sie schließlich selbstständig in der Lage sind, zu überleben. Im Falle von unseren
Kindern ist dieser Zeitpunkt im Verlauf der Pubertät zu erwarten, denn dann hat sich der Zweck
der Bindung aus verhaltensbiologischen Aspekten erfüllt und eine weitere Bindung ist nicht
mehr notwendig, um nicht sogar zu sagen, dass eine längerfristige Bindung sogar als störend
anzusehen wäre.
Was genau ist diese Bindung?
Grundsätzlich handelt es sich hierbei um hormonelle und neurophysiologische Mechanismen,
die dafür sorgen, dass sich Kindern auf ihre Eltern prägen. Dies geschieht in der Regel in einer
fest vorgegebenen Zeitspanne. Bei Menschen spielen diese Vorgänge jedoch keine so extrem
wichtige Rolle mehr, da sich die Bindung beim Menschen vorrangig durch gemeinsame
Erfahrungen in den ersten Lebenswochen und -monaten ausbildet.
Wann entsteht diese Bindung?
Im Verlauf des ersten Lebensjahres des Kindes bildet sich aufgrund dieser Erfahrungen eine
emotionale Abhängigkeit heraus, die schlussendlich dann auch in der Suche nach Nähe,
Trennungsängsten, aber natürlich auch dem Fremdeln Ausdruck findet.
Grundsätzlich und zusammenfassend kann man also sagen, dass diese Bindung in direkter
Abhängigkeit zu der Zeit zu sehen ist, die das Kind mit seinen Eltern verbringt. Hierbei sollte
man sich allerdings nicht dem Trugschluss hingeben, dass es rein um die Quantität der Zeit
geht, sondern vielmehr ist die Qualität der Eltern-Kind-Beziehung für die Bindung entscheidend.
Was passiert, wenn die Bindung vorhanden ist?
Bei der Bindung sprechen wir aus Sicht des Kindes von einem bedingungslosen Instinkt. Das
Kind wird sich also auf jeden Fall an seine Eltern binden und dabei ist es vollkommen egal, ob
es sich bei den Eltern um gute Eltern handelt, die liebevoll und mit viel Verständnis auf ihr Kind
einwirken, oder ob es sich um sogenannte Raben-Eltern handelt, die sich nicht weiter um die
Belange ihres Kindes scheren. Dies erklärt auch, warum ein Kind, das stark von seinen Eltern
vernachlässigt wird, diese trotzdem bedingungslos liebt und die Beziehung zu ihnen über viele
Jahre hinweg nicht infrage stellt.
Allerdings hat eine Bindung, die einmal hergestellt ist nicht für
die gesamte Kindheit bestand, da sich die Bedürfnisse des Kindes mit der Zeit verlagern und so
die Bindung immer wieder durch neue Erfahrungen angepasst werden muss.
Wie lange hält das Bindungsverhalten?
Innerhalb der ersten zwei Lebensjahre werden sich das Bedürfnis und die Möglichkeiten der
Bindung an seine Eltern erst kontinuierlich steigern, um nach dem zweiten Lebensjahr, quasi auf dem Höhepunkt, stetig aber kontinuierlich wieder abzunehmen.
Schlussendlich bleibt das Bindungsverhalten zu den Eltern in der Regel bis in die Pubertät
hinein erhalten und wird sich erst dann langsam wieder auflösen, um dem jungen Menschen die
Möglichkeit zu geben, neue Bindungen einzugehen.
Bindungsverhalten nicht nur beim Kind
Doch nicht nur das Kind bindet sich emotional an seine Eltern, auch die Eltern binden sich
emotional an das Kind. Hierbei muss man verstehen, dass die elterliche Bindung an das Kind
nicht ganz so bedingungslos ist wie die Bindung des Kindes an seine Eltern. Trotzdem sollte
man nicht unterschätzen, wie wichtig und vor allen Dingen mächtig diese Bindung doch sein
kann. Eltern nehmen, wenn es sein muss, über einen sehr langen Zeitraum enorme
Belastungen auf sich, um dafür zu sorgen, dass es ihrem Kind gut geht. Bei vielen Eltern gibt es
zudem einen ausgeprägten Beschützerinstinkt, der dafür sorgt, dass sie nichts und niemanden an ihr Kind lassen, der potentiell gefährlich ist und nicht selten drückt sich
dieser Beschützerinstinkt durch eine gewisse passive Aggressivität aus. Doch auch für dieses
Bindungsverhalten gilt grundsätzlich, dass die gemeinsame Erfahrung und die gemeinsam
verbrachte Zeit letztendlich bestimmen, wie intensiv und ausgeprägt das Verhältnis zwischen
Eltern und Kind ist.
Auflösung des Eltern-Kind-Beziehungsverhaltens
Irgendwann im Laufe der Entwicklung des eigenen Kindes kommt der Punkt, an dem sich die
Bindung zwischen Eltern und Kind löst. Dies ist zum einen wichtig, damit das Kind in der Lage
ist in seinem weiteren Leben andere Beziehung eingehen zu können, zum anderen aber auch,
damit die Eltern zulassen können, dass ihr Kind irgendwann zu einem eigenständigen
Erwachsenen wird. Diese Phase, die sich meistens im Laufe der Pubertät herausbildet, ist
weder für das Kind noch für die Eltern einfach. Während das Kind recht schnell versucht seine
Freiheiten zu erweitern und seine Bindungen nun nicht mehr im familiären Umfeld sucht,
sondern unter Gleichaltrigen, fällt es den Eltern schwer diese Veränderung zu akzeptieren und
loszulassen. So kommt es dazu das die Pubertät nicht nur aufgrund des Verhaltens des Kindes
und der hormonellen Umstellungen zu einer anstrengenden Phase wird, sondern auch deshalb,
weil sich das Bindungsverhalten von Eltern zu Kind ebenfalls drastisch verändern muss, damit
das Kind seine eigenen Wege gehen kann.
[KaKra]