Die Umstellung auf Beikost ist für manche Kinder eine willkommene Abwechslung. Für andere allerdings
ein großes Theater, gegen das sie sich teilweise mit Händen und Füßen wehren. Es gibt eine
Vielzahl an Gründen, die letztendlich dafür sorgen, dass das Kind die Nahrungsaufnahme bei
Beikost plötzlich verweigert und im Endeffekt dafür sorgen, dass es zu Kämpfen, Tränen und
Frust auf allen Seiten am Essenstisch kommt.
Keinen Druck aufbauen
Gleich zum Anfang wollen wir direkt den einen wichtigen Punkt ansprechen, der niemals aus
den Augen verloren gehen darf, da es sonst zu noch mehr Reibereien, Stress und zum
Ausbleiben von Erfolgen kommen wird: Druck. Wenn dein Kind den Eindruck
hat, dass es gezwungen ist etwas zu tun, dass es keine Möglichkeit hat, etwas zu umgehen, wird
es sich mit Händen und Füßen wehren. Wenn du immer mehr Druck bei dem Kind aufbaust,
dann wird es in der Regel darauf so reagieren, dass es einfach keine Lust mehr haben
wird, kooperativ mitzuarbeiten. Baust du Druck bei deinem Kind auf, kannst du davon
ausgehen, dass in den allermeisten Fällen dies nur dazu führen wird, dass das, was auch
immer du nun genau von deinem Kind möchtest, dein Kind schon aus Prinzip nicht mehr tun
wird.
Dies ist eine Lektion, die schon im Babyalter relevant ist, die aber auch später im Verlauf
der nächsten Jahre immer mehr an Bedeutung zunimmt und spätestens im Teenageralter
seinen Höhepunkt erreicht. Druck in der Erziehung sorgt meistens nur für einen gewissen
Gegendruck vom Kind und ist hauptverantwortlich dafür, dass die Kinder unkooperativ an alles
herangehen, von dem sie glauben, dass sie es tun müssen. Also auch beim Umstellen auf
Beikost ist Druck immer grundsätzlich zu vermeiden.
Kranke Kinder essen schlecht
Ein sehr häufiger Grund, warum Babys die Beikost komplett verweigern, vollkommen losgelöst,
ob sie sie vorher schon gegessen haben oder nicht, ist die Tatsache, dass das Kind einfach
krank sein könnte. Jeder von uns weiß wie es ist, krank zu sein und allen von uns ist bewusst,
dass man nicht immer großen Appetit hat, wenn man krank ist und so kann es durchaus sein,
dass dein Kind nur deshalb nichts isst, weil es kränkelt und dementsprechend keinen
Appetit hat. Solltest du also bemerken, dass dein Kind plötzlich nicht mehr essen möchte, so ist
es durchaus möglich, dass du vielleicht zwar noch nichts von der Erkrankung bemerkt hast,
diese aber schon auf dem Vormarsch ist und die Appetitlosigkeit quasi nur ein Vorbote dieser
Infektion ist, die sich dein Kind eingefangen hat und die es jetzt auskurieren muss.
Geschmäcker sind verschieden
Gerade zu Beginn der Beikosteinführung kann es durchaus sein, dass das Kind einfach den
ungewohnten Geschmack nicht mag. Nicht jedes Kind ist begeistert von der Idee, dass es
pürierte Kartoffeln essen oder womöglich sogar mit Frühkarotten beginnen soll. Nicht
wenige Kinder können den Geschmack von Frühkarotten oder ähnlichem nicht ausstehen und
verweigern aus diesem Grund die Beikost. Warum das Kind den Geschmack nicht besonders
mag, lässt sich genauso wenig erklären wie der Grund, warum der eine von uns
wahnsinnig gerne rohe Zwiebeln isst, während der andere allein bei der Vorstellung schon
würgen muss. Du solltest definitiv dafür sorgen, dass die Sorte, die dein Kind immer verweigert einfach eine Weile verschwindet und
später noch einmal probiert werden kann.
Genauso wie jeder Mensch einen unterschiedlichen
Geschmack hat, verändert sich der Geschmack auch bei Kindern im Laufe der Zeit ganz
drastisch und Dinge, die heute noch zu den Gerichten gehören, die das Kind überhaupt nicht
mag, gehören womöglich morgen schon zu den Lieblingsspeisen dieses Kindes. Hier hilft es
wirklich nur, die Vorlieben zu akzeptieren und jene Dinge, die verweigert
werden, einige Tage wegzulassen und sie gegebenenfalls später noch einmal auszuprobieren,
da sich der Geschmack bis dahin womöglich geändert haben könnte.
Überforderung senkt den Appetit
Ebenso interessant ist es, dass Kinder, die überfordert sind im Normalfall auch recht schnell
ihren Appetit verlieren. Dies passiert gerade immer dann, wenn du zu schnell zu viele Dinge von
deinem Kind verlangst. Gerade bei der Einführung von Beikost kann es durchaus sein, dass das
plötzliche Essen mit dem Löffel zu einer Überforderung führt, die dann nicht selten
darin resultiert, dass das Kind einfach keine Lust mehr zum Essen hat und sein Appetit stark
reduziert wird. Überforderung sollte, wenn möglich, grundsätzlich vermieden werden, da sie in
der Regel nur zu Problemen führt. Natürlich kann eine Überforderung auch auftreten, wenn sich das
Kind aus irgendwelchen Gründen nicht mehr in der Lage fühlt, mit den an ihm gestellten
Anforderungen beim Essen klar zukommen. Dies muss nicht einmal unbedingt sinnvolle Gründe
haben, sondern das kann ein subjektives Überforderungsgefühl sein. Überforderung ist in den
meisten Fällen ein sehr subjektives Gefühl, bei dem es nicht unbedingt eine echte
Überforderung im herkömmlichen Sinne geben muss, sondern das Kind nur den Eindruck
bekommen hat, dass es überfordert wird. Hier muss man einfach aufpassen, vor allem auf
die Signale des Kindes achten und im Zweifelsfall ruhig mal für einige Tage ein paar Schritte
zurückgehen, sodass sich das Kind wieder entspannen kann.
Ausgehungerte Kinder haben keine Geduld
Je jünger die Kinder sind, desto weniger können Sie sich gedulden. Hat ein Kind Hunger, ist
dies für die meisten Kinder immer direkt ein Weltuntergang und sie wollen möglichst schnell,
dass dieses unangenehme Gefühl beseitigt wird. Bisher haben die meisten Kinder in der Regel
auch gelernt, dass sie etwas zu essen bekommen, sobald sie ihren Hunger äußern. Dieses Gefühl länger
aushalten zu müssen, finden die meisten Kinder nicht so besonders gut.
Im Gegensatz zur
Flasche oder zur Brust ist das Füttern mit Beikost eine eher langwierige Sache und es braucht
viele Löffel und viel Arbeit auf Seiten des Kindes, um den ersten Hunger unter Kontrolle zu
bekommen. Dementsprechend kann man beobachten, dass gerade ausgehungerte Kinder, also
Kinder, die über ihre Zeit sind und starken Hunger haben, absolut unentspannt sind und in der
Regel keine Geduld mehr haben, Beikost zu essen, sondern lieber eine Flasche oder
irgendetwas anderes, was schnell geht, in den Mund nehmen und mal eben leer machen. Das
Essen mit dem Löffel ist gerade in der Anfangszeit eine Sache, wo man nur dann erfolgreich mit
ist, wenn es einem gelingt dafür zu sorgen, dass die Umstände immer passend sind.
Verwirrte Kinder verweigern die Nahrung
Darüber hinaus fühlen sich viele Kinder in der Regel auch stark verwirrt, weil die Art der
Nahrungsaufnahme sich plötzlich so verändert. So kann es zum Beispiel sein, dass das Kind
mit dem Füttern durch die Mutter verbindet, dass es eine Flasche oder Brust bekommt und
absolut überfordert ist mit der Überlegung, dass es jetzt von einem Löffel essen soll. Diese
Verwirrung lässt sich in einigen Fällen dadurch umgehen, dass zum Beispiel der Vater des
Kindes versucht, mit der Beikost anzufangen. Dann kann das Kind den Papa im Bezug auf
Essen mit dem komischen Löffel und dem Kram aus dem Gläschen in Verbindung bringen und gerade für die Übergangszeit ganz genau trennen und sagen "Mama plus Füttern
bedeutet Flasche oder Brust" oder eben "Papa und Füttern bedeutet Löffel und Gläschen".
Gerade bei sensiblen Kindern ist das wichtig.
Brei ist nicht jedermanns Sache
Pürierte Speisen sind in der Regel nicht jedermanns Sache und so gibt es durchaus einige
Kinder, die es bevorzugen würden, wenn sie von der Milchnahrung direkt zu wirklich fester
Nahrung übergehen könnten, da ihnen dieser Zwischenschritt des Breis einfach nicht schmeckt
oder nicht geheuer ist. Zwar kommt dies nur relativ selten vor, doch du kannst durchaus
versuchen, wenn dein Kind die Beikost komplett verweigert, zu schauen, ob es tatsächlich an
der Konsistenz oder dem Geschmack liegt und dein Kind vielleicht besser auf ein paar kleine
Stücke Brot oder gekochtes, abgekühltes Gemüse reagiert. Es gibt einige Kinder, die lieber
Dinge essen, die sie vorher etwas beißen müssen, als einfach nur den Brei vom Löffel zu
schlürfen.
Unsicherheiten können stören
Essen ist für die meisten Kinder eine ziemliche Herausforderung, denn das Essen ist auf einem
komischen Löffel, muss dann in den Mund gebracht werden, muss mithilfe der Zunge
irgendwie zum Hals kommen und dann muss das Zeug auch noch heruntergeschluckt werden
und das idealerweise auch alles noch in der richtigen Reihenfolge. Dabei läuft es nicht wie Milch
einfach so gut herunter und die ganze Art und Weise sich zu bewegen ist beim Essen ganz
anders. Dies führt in der Regel dazu, dass die Kinder verunsichert sind und durch diese
Unsicherheit mögen sie häufig nicht essen. Hier gilt es, Ruhe zu bewahren und dem Kind
Zeit zu lassen, denn gerade unsichere Kinder brauchen eine gefühlte Ewigkeit, um jeden der
einzelnen Teilschritte auszuführen und man könnte fast den Eindruck haben, dass sie kein
wirkliches Interesse daran haben, dies zu tun. Hier hilft wirklich nur sich Zeit nehmen und dem
Kind so viel Zeit lassen, wie irgendwie möglich ist. Auch bei vorhandenen Unsicherheiten ist es
wieder ganz wichtig, keinen Druck aufzubauen, denn das würde die Unsicherheiten nur
verschlimmern und schließlich zu Ablehnungen führen.
Ablenkungen sind selten gut
Auch Ablenkungen können dafür sorgen, dass dein Kind nicht richtig essen möchte. Im
Gegensatz zu uns Erwachsenen, für die das Essen vom Löffel, das Beißen, Kauen und
Schlucken etwas ganz Natürliches ist, ist es für das Kind etwas Neues. Läuft jetzt ein Radio
oder der Fernseher im Hintergrund, so kann es durchaus sein, dass das Kind abgelenkt und einfach nicht mehr in der Lage ist, noch zusätzlich diese motorisch anspruchsvollen
Bewegungen des Kauens und Schluckens korrekt auszuführen. Hier hilft es eigentlich nur,
Ablenkungen zu vermeiden und das Kind in einer ruhigen, stillen und vor allem reizarmen
Umgebung zu füttern, wo es sich komplett auf den Löffel und das, was es tun soll, konzentrieren
kann.
Anspannung und Stress – Kinder spüren es
Auch Zeitdruck oder Stress können dafür sorgen, dass das Kind nicht essen möchte. Kinder
haben sehr feine Antennen dafür, wenn es darum geht, herauszufinden, dass Mama oder Papa
oder vielleicht auch beide irgendwie unter Zeitdruck stehen oder gestresst sind. Vermutlich
kennt jeder das Dilemma, das gerade dann, wenn man es besonders eilig hat, die Kinder am
meisten trödeln oder Theater machen. Dies liegt meistens daran, dass die Kinder durchaus
mitbekommen, dass eine gewisse Anspannung herrscht und es ist ihre Art, mit dieser
Anspannung umzugehen. Das heißt nun aber nicht, dass die Kinder Stress machen, sondern
sie spiegeln nur das wieder, was sie von uns aufnehmen. So kann es auch beim Essen sein,
wenn du stark unter Stress oder Zeitdruck stehst, dass dein Kind diese Stimmung
aufnimmt und versucht, diese Gefühle irgendwie zu
kompensieren. Das führt nicht selten dazu, dass das Kind die Nahrung verweigert und plötzlich
ein riesen Theater am Essenstisch macht.
12. Arzt aufsuchen
Sollte das Kind nicht essen und du der Meinung sein, dass nichts von diesen genannten
Punkten zutrifft, so kann es durchaus nützlich sein, einmal einen Arzt aufzusuchen, der sich das
Kind ansieht. Dies ist wichtig, da es durchaus möglich sein kann, dass es körperliche
Einschränkungen oder Probleme gibt, die einfach bisher nur noch nicht aufgefallen sind und die
dein Kind daran hindern, zu essen.
[KaKra]