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Baby Blues oder Postnatale Depression

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Baby Blues oder Depression?
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AutoreninfoSylvia Koppermann
aktualisiert: 24.07.2021Mehrfache Mutter u. Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung
Die Geburt eines Babys ist ein Ereignis, das mit überwiegend positiven Emotionen erlebt wird. Endlich ist das Baby angekommen! Und dann plötzlich ist dieses Gefühl da. Es überrollt uns ohne Vorwarnung und ohne dass wir es gleich erkennen: der Baby Blues.

Die kleinste Kleinigkeit bringt uns zum Weinen, wir sind gereizt, übel gelaunt, von so vielem um uns herum genervt und irgendwie gibt es nichts, was man und wir selbst uns recht machen können. Der Baby Blues - im Volksmund auch Heultage genannt - hat uns voll erwischt.

Woher kommt der Baby Blues?


Was geschieht in dieser Zeit mit uns und wie können wir diesen Zustand überwinden?

In den Monaten der Schwangerschaft hat unser Hormonhaushalt sich sehr verändert. War er zunächst auf das Austragen des Babys ausgerichtet, muss er sich dann zur Geburt schlagartig umstellen. Die Hormone, die zuvor die Schwangerschaft schützten und Komplikationen für das Heranreifen des Babys vermieden, verändern sich nun völlig um das Baby auf die Welt zu bringen.

Kaum ist die Entbindung abgeschlossen, bekommt der Körper der Mutter die Mitteilung der Hormone, dass nun Schwangerschaft und Geburt vorbei sind. Erneut stellt sich der Hormonhaushalt um, diesmal auf die Funktionen wie vor der Schwangerschaft.

Was ist der Baby Blues?

Dieser Prozess geschieht innerhalb so kurzer Zeit, dass es im Körper der Frau sehr turbulent zugeht. Die Veränderungen und Schwankungen belasten auch die Psyche, denn hormonelle Umstellungen machen vor allem dem Gemüt zu schaffen. In einem Moment möchte man lachen und singen, das Baby pausenlos küssen und im nächsten Augenblick laufen uns die Tränen herunter. Wir haben vielleicht sogar Angst, der Mutterrolle nicht gewachsen zu sein. Fühlen uns gegenüber dem kleinen Wesen, das wir in die Welt gesetzt haben, schuldig.

Auch der Partner bleibt vom Baby Blues nicht verschont. Ein einziges Wort von ihm kann von uns so falsch verstanden werden, dass die Tränen fließen oder ein Streit ausbricht. Mal möchten wir Nähe und Geborgenheit spüren, dann schieben wir den Partner wieder weg, weil wir die Zärtlichkeit nicht ertragen können.

Dauert dieser Zustand etwas länger an, kommt häufig die Frage: Habe ich eine postnatale Depression? Und was ist das überhaupt? Wichtige Informationen und Therapievorschläge zum Thema Schwangerschaftsdepression findest du im Medizinportal Dr. Gumpert.

Baby Blues vs. postnatale Depression

Diese weist gewöhnlich nur wenige Ähnlichkeiten zum Baby Blues auf. Doch was genau unterscheidet den Baby Blues von der postnatalen Depression?

Baby Blues

Der Baby Blues tritt meist um den dritten Tag nach der Entbindung auf und dauert in etwa zwei bis drei Tage. Da die Hormone nicht nach Stoppuhr laufen, ist es möglich, dass wir erst am fünften oder sechsten Tag in die Heultage rutschen. Sie können auch durchaus eine Woche anhalten.

Spätestens nach den ersten zwei Wochen nach der Geburt hat sich meist alles wieder eingependelt und die Stimmungsschwankungen werden weniger. Auch wenn die vollständige Rückanpassung des Hormonhaushalts weit länger dauert.

Postnatale Depression

Eine postnatale Depression kann Wochen oder sogar Monate nach der Geburt auftreten. Bei ihr verstärken sich Ängste und innere Unruhe immer mehr und die Frau fällt seelisch in ein tiefes Loch.

Im Gegensatz zum Baby Blues, bei dem man zwischen den weinerlichen oder gereizten Phasen auch sehr euphorische Momente hat, wird bei der postnatalen Depression alles zunehmend düsterer.

Starke Ängste um das Baby und seine Gesundheit, die eigene Konstitution, Kraftlosigkeit, Erschöpfung und manchmal auch das Gefühl, dass eigene Kind sei einem fremd treiben immer dunklere Wolken in uns hoch, bis es uns kaum mehr möglich ist auch nur zu lächeln.

Während der Baby Blues ein eigentlich ganz normaler Zustand ist, der fast jede Mutter mehr oder weniger überfällt, können frühere traumatische Erlebnisse die postnatale Depression begünstigen. Dies könnten der frühe Verlust der eigenen Mutter, eine Frühgeburt, Einsamkeit, materielle Belastungen oder eine frühere Tendenz zur Depression sein.

Weder Baby Blues noch postnatale Depression lassen sich durch bloßen Willen verhindern, aber es gibt Möglichkeiten beidem gut vorbereitet zu begegnen. Wir alle kennen unsere Vergangenheit und wissen, ob wir traumatische Erlebnisse zu verarbeiten haben. Halten unsere Heultage nach der Geburt ungewöhnlich lange an oder treten erst lange nach der üblichen Zeit auf, sollten wir uns in ärztliche Hilfe begeben.

Was tun bei Depression nach der Geburt

Je früher wir uns professionell unterstützen lassen, desto schneller überwinden wir diese Phase auch. Keine Mutter darf diesen Zustand ignorieren und sich erst recht nicht dafür schämen.
  • Viele betroffene Frauen neigen dazu, sich nach Außen nichts anmerken zu lassen und holen sich erst recht keine medizinische Hilfe. Doch durch Medikamente oder Gesprächstherapien lässt sich die postnatale Depression schnell bekämpfen.
  • Sich für den Baby Blues zu wappnen ist wesentlich einfacher. Denn bereits vor der Geburt kann man mit Partner und Familie besprechen, was zu tun ist, falls der Baby Blues einsetzt.

    Befreundete Mütter wissen, wie man sich im Baby Blues fühlt und werden Verständnis zeigen. Der Partner kann sich vorbereiten und erkennt so oft schneller als die frisch gebackene Mutter, dass die Heultage eingesetzt haben.

  • Am leichtesten für alle ist jedoch, wenn der Mutter einfach die Zeit gegeben wird, nach der Geburt wieder zu sich selbst zu finden. Sie zu bestärken, ihr zu zeigen wie stolz man auf sie ist und wie stolz sie vor allem auf sich selbst sein kann. Je liebevoller die Familie die Mutter auffängt, desto leichter wird auch der lauteste Baby Blues erträglich und schnell ausgesungen sein.
Der Babyblues, gilt im medizinischen Sinn nicht als Krankheit und muss fast nie behandelt werden. Ruhe, Zuwendung und Unterstützung reichen in den meisten Fällen, damit sich das Nervenkostüm der Wöchnerin wieder stabilisiert.

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