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Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen

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Ein Besuch beim HNO-Arzt kann Klarheit bringen
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AutoreninfoKatharina Krause
aktualisiert: 19.03.2018Vierfache Mutter und Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung
Ist eine der auditiven Teilfunktionen fehlerhaft, so kann das betroffene Kind einem Gespräch nicht folgen, oder missversteht einfach vieles. Was sonst noch zu einerf auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) gehört und wie diese behandelt werden kann, erfährst du hier.
Was du hier lesen kannst:
  • Was ist eine AVWS?
  • Welche Ursachen gibt es?
  • Häufigkeit
  • Diagnose
  • Behandlung
  • Rat und Hilfe für Eltern

Was ist eine auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung?


Bei auditiven Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen, im Weiteren als AVWS oder als auditive Verarbeitungsstörung (AVS) bezeichnet, handelt es sich um Störungen bei der Weiterverarbeitung gehörter Informationen. Es liegt hierbei aber weder eine Störung des Hörorgans selbst vor, noch eine Intelligenzminderung. Meist betreffen die Störungen den Hörnerv, welcher die Informationen an das Großhirn leitet. Dort werden diese dann weiter verarbeitet. Dieser Prozess der Weiterverarbeitung wird in auditive Teilfunktionen unterteilt, die in jeweils unterschiedlicher Art und Ausprägung von dieser Störung betroffen sein können.

Zu den auditiven Teilfunktionen gehören:

  • Lokalisation (Richtung und Entfernung einer Schallquelle)
  • Diskrimination (Unterscheiden)
  • Selektion (Herausfiltern)
  • Dichotisches Hören (beidohriges Hören)

    Beispiele: Liegt eine Selektionsstörung vor, so kann beispielsweise ein Gespräch nicht weiter verfolgt werden, wenn gleichzeitig Hintergrundgeräusche wie Verkehrslärm zu hören ist. Bei Kindern mit einer Selektionsstörung fällt es zum Beispiel schwer, aus dem Umgebungslärm die Laute herauszufiltern, die Worte darstellen. Somit verstehen sie nicht, was der Lehrer sagt.

    Bei einer Diskrimination kommt es vor, dass ähnlich klingende Laute oder Silben nicht als verschieden wahrgenommen werden. Dies führt dann dazu, dass Gesprochenes gar nicht verstanden oder missverstanden wird.

    Welche Ursachen gibt es?

    Medizinische Faktoren oder Umwelteinflüsse werden als Ursachen dieser Störung vermutet. Unter den medizinischen Ursachen werden vor allem lang anhaltende Mittelohrentzündungen im frühen Kindesalter, frühkindliche Hirnschädigungen oder Hirnreifungsverzögerungen diskutiert. Diese Ursachen können oft nur vermutet aber nicht klar belegt werden. Als mögliche Umwelteinflüsse kommen ein Unterangebot, also zu wenig kommunikative Beschäftigung mit dem Kind, als auch ein Überangebot, wie zum Beispiel lang anhaltender Fernsehkonsum, parallele Gespräche zu Radio- oder Fernsehkonsum in Frage.

    Häufigkeit

    Nur etwa 2 bis maximal 3% aller Kinder weisen Probleme mit der zentralen, auditiven Verarbeitung auf. Hierbei sind Jungen in etwa doppelt so oft betroffen wie Mädchen. Sehr häufig treten diese Auffälligkeiten in Zusammenhang mit einer Sprachstörung auf. Unklar ist bisher allerdings, ob die AVWS Teil einer Sprachentwicklungsstörung sind oder ein eigenständiges Störungsbild darstellen. In der Regel werden Störungen in diesem Bereich erst im Verlauf einer Sprachentwicklungsstörung bemerkt.

    Diagnose

    Sobald man ausschließen kann, dass eine Schädigung des Hörorgans selbst vorliegt, können zentrale Hörtests (audiometrische Verfahren) Aufschluss über das Vorhandensein einer AVWS geben. Speziell geschulte Hals-Nasen-Ohrenärzte und phoniatrisch-pädaudiologische Zentren können solche Untersuchungen anbieten. Sprachaudiometrie im Störgeräusch oder dichotische Diskriminationstests (beidohriges Hören) sind hierbei häufig eingesetzte Testverfahren.
    Eine sichere Diagnosestellung kann allerdings ein audiometrisches Verfahren allein nicht gewährleisten, da es jeweils nur auf einzelne oder wenige auditive Teilfunktionen ausgerichtet ist. Deshalb ist es immer erforderlich, viele verschiedene audiometrische Verfahren anzuwenden. Dies wird als Testbatterie bezeichnet.
    Eine logopädische Diagnostik ist zusätzlich zur ärztlich-pädaudiologischen Diagnostik durchzuführen. Hierbei werden nicht nur die einzelnen Teilfunktionen untersucht, sondern auch die Art und der Schweregrad der Problematik erfasst.

    Behandlung

    In der Regel sind 10 bis 20 Therapiestunden für die Behandlung vorgesehen. Unter der Voraussetzung, dass keine zusätzliche Sprachentwicklungsstörung vorliegt. Diese Stunden erfolgen ein- bis zweimal in der Woche als Einzeltherapie. Auch kann zusätzlich eine Gruppentherapie stattfinden, wenn darauf geachtet wird, die individuellen Schwierigkeiten des jeweiligen Kindes in der Sitzung adäquat zu berücksichtigen.

    Die Beratung der Eltern und der mit dem Kind beschäftigten Pädagogen ist ein zentraler Bestandteil der Therapie. Auch die Modifikation der Hörumgebung, sowie die gezielte Therapie der individuell beeinträchtigten Teilfunktionen gehören in den Therapieplan.

    Ebenfalls können sprachtherapeutische Computerprogramme die Behandlung unterstützen. Der Einsatz von technischen Geräten wie Ordnungsschwellentrainer, Hörwahrnehmungstrainer, Lateraltrainer und auch das Hochtontraining nach Tomatis ist nach derzeitigem wissenschaftlichen Stand nicht sonderlich empfehlenswert.

    Die Wirksamkeit einer AVWS-Behandlung ist generell umstritten, da systematische, umfassende und wiederholte Studien zu den Therapieverfahren fehlen. Von daher sollte ein Therapieerfolg durch einen Logopäden immer kritisch reflektiert werden. Stellt sich demgegenüber kein Therapieerfolg ein, so steht die Anpassung an die noch bestehende Problematik im Vordergrund der weiteren Bemühungen.

    Rat und Hilfe für Eltern

    Eltern sollten ärztlichen oder logopädischen Rat einholen, wenn der begründete Verdacht auf eine auditive Verarbeitungs- oder Wahrnehmungsstörung besteht. Hierzu kann es notwendig sein, eine spezielle, ärztliche Untersuchung des zentralen Hörens machen zu lassen. Sollte dies der Fall sein, so ist es wichtig, frühzeitig einen Termin zu vereinbaren, da viele Untersuchungszentren lange Wartelisten haben, damit jedes Kind ausführlich untersucht werden kann. Weitere Informationen können die Eltern bei der Hoerbar-Ev oder der Stiftung-Zuhoeren erhalten.

    [KaKra]
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