Achtsamkeit ist ein Bewusstseinszustand, der es uns erlaubt, jede innere und äußere Erfahrung im gegenwärtigen Moment ohne Vorurteile zu registrieren und zuzulassen. Mit Achtsamkeit kann man automatische und unbewusste Reaktionen reduzieren. Dies führt in seiner Konsequenz zu einem situationsabhängigen, authentischen und selbstbewussten Handeln.
Weniger kompliziert ausgedrückt könnte man sagen: Achtsamkeit lehrt uns, im Hier und Jetzt zu leben, Dinge wahrzunehmen und mehr zu genießen. Achtsamkeit ist ein Stück weit eine Lebensphilosophie und bringt mehr Lebensqualität mit sich.
Was bewirkt Achtsamkeit?
Viele Menschen glauben immer noch, dass ihr Glück und ihre Lebensfreude von äußeren Faktoren abhängig sind. Doch das ist Unsinn, denn wenn man beginnt achtsam zu leben, so erkennt man schnell, dass die wahre Freude und das wahre Glück immer aus uns selbst entspringt. Keine Umstände oder materiellen Güter verschaffen uns wirklich wahre Lebensfreude. Echte und wirklich nachhaltige Lebensfreude ist unabhängig von materiellen Gütern. Jeder, der anfängt achtsamer zu leben, wird einen klareren und stabileren Geist sein Eigen nennen können, der es ihm auch erlauben wird. in schwierigen Phasen und Situationen mit sich selbst in Einklang zu sein und hieraus enorme Kraft schöpfen zu können.
Ein paar Vorteile sind:
- Klareres Verständnis von und über sich selbst und das eigene Leben
- Zugang zu inneren Ressourcen finden
- Selbstgesteckte Grenzen erweitern
- Beruhigung und Stabilisierung des Geistes
- Loslassen von Zukunftsängsten oder Selbstvorwürfen
- Stresssituationen besser meistern
- Geduldiger werden
- Sich selbst mehr und besser akzeptieren mit all den Fehlern und Macken, die man nun einmal so hat
- Weniger furchtsam in die Welt blicken
- Depressionen vorbeugen
- Impulskontrolle entwickeln, um weniger aufbrausend zu sein
- Negative Emotionen in sinnvolle, konstruktive Bahnen lenken
- Selbstbestimmter und selbstbewusster handeln
- Grenzen ziehen
- Gleichgewicht, Stabilität, Lebensfreude auch in schwierigen Situationen behalten
Woher stammt die Achtsamkeitspraxis?
Wie nicht anders zu erwarten war, stammt diese Praxis in ihrer Urform aus einer buddhistischen Lehre namens Satipatthana-Sutra. 1979 entwickelte der Medizinprofessor Jon Kabat-Zinn ein medizinisches, systematisches Programm zur Stressbewältigung. Er hatte erkannt, welchen Nutzen diese rund zweieinhalbtausend Jahre alte Praxis für die Menschen im 21. Jahrhundert haben könnte. Sein Programm wurde unter dem Namen Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) oder zu deutsch: Stressbewältigung durch Achtsamkeit, bekannt.
Gibt es wissenschaftliche Beweise?
Da das MBSR-Programm mittlerweile seit mehr als dreißig Jahren vor allem an der Universität Massachusetts wissenschaftlich erforscht wird, liegen auch schon zahlreiche Studien vor, die die Wirksamkeit des Programms belegen. Auch die darin enthaltenen Achtsamkeitsmeditationen haben eine belegbare Wirkung.
Gründe für Achtsamkeitsübungen bei Kindern
Grundsätzlich sind vor allem kleine Kinder aus sich selbst heraus schon vollkommen achtsam. Sie spielen oft mit solcher Hingabe, dass es fast wirkt, als haben sie die Welt um sich herum vergessen. Doch dann kommen sie irgendwann in die Schule und müssen anfangen zu vergleichen, zu bewerten und sich mit immer neuen Eindrücken und Technologien auseinandersetzen. Hierbei verändert sich ihre Wahrnehmung stark. Sie werden sich im Zuge dieser Veränderung leichter ablenken lassen und sind stark beeinflussbar.
Gerade in der Pubertät kann es für Kinder sehr hilfreich sein, wenn sie einen Ort in sich selbst kennen, an den sie sich zurückziehen können. An dem sie selbst vollkommen und unverletzbar sind. Es kann sehr hilfreich sein, wenn die Kinder wissen, wie sie mit starken Gefühlen umgehen können, ohne diese zu verdrängen und womöglich in Wut umzuwandeln.
Muss Meditation sein?
Meditationen könne auch für Kinder sehr viele Vorteile mit sich bringen. Hierbei geht es vor allem um geführte Meditationen, welche kurz sind und die Kinder somit nicht überfordern. Es ist nicht nötig, Druck auszuüben oder Kinder dazu zu zwingen, stundenlang zu meditieren. Im Gegenteil: es geht darum, dass Kinder Meditation als etwas Schönes und Entspannendes erleben. Demnach lautet die Antwort: Nein! Wenn das Kind nicht möchte, dann kann es auch Achtsamkeitsübungen ohne Meditationen machen.
Tipps für mehr Achtsamkeit
Hier sind einige Ideen, bei denen man ganz im Hier und Jetzt sein kann und seine Achtsamkeit somit schult. Die Ideen sind für Kinder unter Anleitung ebenso geeignet, wie für ihre Eltern. Wichtig ist nur eines: Egal was ihr tut, tut es mit Hingabe. Nehmt euch Zeit, stresst euch nicht und seid bei dem, was ihr macht mit all euren Sinnen und auch eurem Verstand nur bei dieser Tätigkeit. Ihr werdet sehen, wie gut das tun kann.
Meditieren
Um den Tag ideal und in sich ruhend zu beginnen, könntest du zusammen mit deinem Kind jeden Morgen zwanzig Minuten meditieren. Grundsätzlich kann man sagen, je öfter man meditiert, desto ruhiger und entspannter kann man in den Tag starten. Es gibt kostenlose Apps, die helfen die Übungen durchzuführen.
Spaziergänge
Frische Luft und die Natur sind hervorragend, um nicht nur gesund und munter zu werden, sondern auch und zu bleiben. Ein Spaziergang regt das Herz-Kreislauf-System an und bietet die Chance, dass sich das Kind noch einmal ein wenig austoben kann. Egal, ob es in einen Park oder in die freie Natur geht, es verbessert deine Kondition und obendrein deine Stimmung und die deines Kindes enorm. Heutzutage bekommen Kinder viel zu wenig frische Luft. Es gibt mehrere Umfragen, aus denen hervorgeht, dass viele Kinder weniger draußen sind, als ein Häftling in einem Gefängnis. Dies sollte man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Also was hält dich auf? Schnappe dir dein Kind oder deine Kinder und streift mal wieder durch die Natur. Mach dein Smartphone aus und genieße das, was du draußen finden kannst.
Bewusst kochen und essen
Frisches Gemüse und Fisch sind gesund und bieten zahlreiche Zubereitungsmöglichkeiten. Wie wäre es also, zusammen mit seinen Kindern ein neues Gericht auszuprobieren? Wie wäre es mit einem regelmäßigen Tag, an dem ihr neue Rezepte ausprobiert? Vermeide dabei hohe Kochtemperaturen, um die Vitamine in den Lebensmitteln zu erhalten. Zusammen mit Freunden macht das Kochen übrigens noch viel mehr Spaß. Auch gemeinsames Backen kann dir und deinen Kindern gut tun. Tut es einfach bewusst und ohne Ablenkungen.
Massage
Nicht nur wir Erwachsene empfinden eine Massage als unglaublich angenehm. Auch deine Kinder mögen so etwas. Nehmt euch einmal ausreichend Zeit und massiert euch gegenseitig die Schultern und den Rücken. Auch könnt ihr dies mit Fingerfarben kombinieren. Es geht vor allem darum, mit allen Sinnen zu genießen und wahrzunehmen. Deine Kinder werden sicher einen riesigen Spaß daran haben.
Atemübungen
Versuche einmal, bewusst zu atmen. Egal ob beim Sport oder bei der Arbeit. Wichtig ist, tief durch die Nase einzuatmen, die Luft einige Sekunden in der Lunge zu behalten und anschließend langsam durch Nase oder Mund auszuatmen. Ein positiver Effekt ist, dass die Leistung des Gehirns angeregt wird und dass das negative Gefühl von Stress verringert wird.
Freier Tag
In unserer schnelllebigen Zeit haben wir kaum einen Tag, der wirklich komplett uns gehört. Wann hast du das letzte Mal einen Tag gehabt, der nicht fremdbestimmt gewesen ist? Egal, wie deine Antwort nun lautet, nimm dir in nächster Zukunft mal einen Tag frei. Gestalte ihn zusammen mit deinen Kindern, tut wonach euch der Sinn steht und tut es mit allen Sinnen. Mach aber nicht den Fehler, zu viel auf einmal zu wollen. Plant nichts Kompliziertes, sondern lasst es einfach so vor sich hintreiben.
Körperpflege
Viel Spaß kannst du auch dann haben, wenn du zusammen mit deinen Kindern einen Wellnesstag einlegst. Wohltuende Gesichtsmasken, entspannende Bäder, ruhige Musik und Kerzen. Verwöhne dich und deine Kinder und genießt es. Nehmt euch Zeit und genießt mit allen Sinnen.
Mediendiät
Sobald der Wecker aus ist und man die Augen halbwegs öffnen kann, greifen viele Menschen heute schon zum Smartphone. Noch vor dem Frühstück werden soziale Netzwerke gecheckt, E-mails beantwortet und geschaut, was der Nachbar gestern zum Abendessen hatte. Das Smartphone, Tablet, der Computer und der Laptop begleiten uns den ganzen Tag über und nebenbei gibt es ja noch den Fernseher, der auch ganz sicher jede freie Minute mit einem Hintergrundsummen füllt. Bei der Masse an Informationsquellen und der ständigen Erreichbarkeit wundert es wohl kaum jemanden, dass der Mensch von heute gestresst ist. Doch dieses Phänomen greift nun auch immer weiter auf die Kinder zu und das mit verheerenden Konsequenzen.
Schalte einfach mal ab. Auch wenn es kaum zu glauben ist, aber die Welt dreht sich weiter, auch wenn du mal nicht erreichbar bist. Nimm dir morgens und abends einfach mal ein wenig Zeit für dich und deine Kinder. Allgemein sollte es eine Regel geben, die besagt, dass kurz nach dem Aufstehen und kurz vor dem zu Bett gehen keine Elektrogeräte außer der Zahnbürste mehr genutzt werden sollen. Das Smartphone darf die Nacht gerne in der Küche oder der Stube verbringen und stirbt auch nicht an Vernachlässigung, wenn du dir erst einen Kaffee machst und diesen genießt, bevor du deine Aufmerksamkeit wieder auf die Belanglosigkeit der sozialen Medien lenkst.
Gerade auch bei deinen Kindern solltest du die Nutzung stark einschränken. Handys, Laptops und Tablets sollten nicht frei verfügbar sein, sondern festen Regeln unterliegen, sonst verlieren sich die Kinder darin womöglich.
Tagebuch
Du kannst zusammen mit deinen Kindern ein Achtsamkeitstagebuch führen. Hierbei geht es darum festzuhalten, wie ihr euch emotional gefühlt habt. Was hat besonders gut getan? Was war besonders ärgerlich? So kannst du lernen, Stress zu vermeiden und auch deine Kinder verstehen es so leichter, auf was sie achten müssen. Wenn du dir die Zeit zum Reflektieren nimmst, wirkt sich das positiv auf viele Bereiche deines Lebens aus. Schreibe auch Dinge auf, die du toll fandest. Schließlich sollst du dich nicht nur auf negative Dinge fokussieren.
Kreative Tätigkeiten
Egal ob Nähen, Backen, Basteln oder Malen, bei all diesen Tätigkeiten kann man wunderbar entschleunigen. Führt alle Tätigkeiten in Ruhe, ohne Stress aus und ganz wichtig: Der Verstand denkt nicht über sonst was nach, sondern ist vollkommen bei dem, was du gerade tust. Deine Kinder werden sicher Feuer und Flamme sein.
[KaKra]