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Das ist das leidige Thema. Wir sind erwachsen und haben immer noch Angst davor, was unsere Eltern zu unseren Entscheidungen sagen. Und offenbar hast du gute Gründe, Angst zu haben vor der Reaktion deiner Eltern, denn sie scheinen nicht sehr verständnisvoll zu sein, wenn es um Entscheidungen in deinem Leben geht, die du selber als erwachsene Frau zu treffen hast. Natürlich können wir auch mit 22 und auch mit 35 noch von der Lebenserfahrung unserer Eltern profitieren, aber es darf nicht sein, dass du eine Entscheidung triffst und deine Eltern belügst, nur weil du Angst vor deren Reaktion hast. Versteh es nicht falsch, ich kenne solche Gefühle. Vor allem, wenn es um den vermeintlichen Liebesentzug unserer Eltern geht, kommt das innere Kind in uns auch noch zum Vorschein, wenn wir viel älter sind und das, obwohl wir de facto auf die Liebe unserer Eltern nicht mehr angewiesen sind, um zu überleben. Aber dennoch jagen wir unser Leben lang der liebevollen Aufmerksamkeit unserer Eltern hinterher und versuchen es zu vermeiden, dass sie mit unseren Entscheidungen nicht einverstanden sind.
Nun scheinst du zudem noch sehr intolerante Eltern zu haben, die dir ihr Lebenskonzept aufdrücken wollen und nicht in der Lage sind, gelassen zu reagieren, wenn ihnen etwas nicht gefällt, was du tust. Das macht die Sache schwerer, ist für dich aber auch eine gute Gelegenheit, darüber nachzudenken, ob du darauf angewiesen bist, ihr liebes, kleines Mädchen zu sein, damit Frieden herrscht. Du bist in einem Alter, wo du anfangen musst, auf eigenen Beinen zu stehen und das nicht nur heimlich, sondern ganz offiziell. Das heißt, du musst lernen, zu deinen Entscheidungen zu stehen und sie ruhig und sachlich zu vertreten. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu. Und vielleicht ist das hier eine gute Gelegenheit, zu erproben, wie es sich anfühlt, zu deinen Entscheidungen auch vor den Eltern zu stehen.
Rede mit ihnen und verheimliche nichts. Du musst niemanden schützen, nicht sie und dich auch nicht. Wenn sie aggressiv werden, bleibe ruhig und sachlich und sage auch, dass du nicht bereit bist, unter diesen Umständen weiter mit ihnen zu reden. Die Würfel sind gefallen, daran wird ihr Gebrülle auch nichts ändern und du bist alt genug, die Konsequenzen für dein Handeln zu tragen. Das müssen auch deine Eltern lernen und das kannst du ihnen nur beibringen, indem du ruhig bleibst, zu dir stehst und ihnen vorlebst, dass ihr Lebensbild nicht deinem entspricht. Entweder sie lernen, das zu akzeptieren und dich ein bisschen loszulassen oder es wird zum Bruch kommen. Allerdings ist es fraglich, ob es Sinn macht, einen Bruch durch Lügen zu vermeiden und ob Eltern wirklich ein Eckpfeiler im Leben bleiben sollen, den es lohnt zu untermauern, wenn sie dir nicht zutrauen, dass du dein Leben selber in die Hand nehmen kannst. Darüber solltest du nachdenken, falls du das Gefühl hast, du kannst das Risiko nicht eingehen, dass sie sich abwenden.
Ich wünsche dir alles Gute und Kraft, zu dir zu stehen.