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Ich habe meinen Mann mit 21 kennen gelernt und ich hätte ihn ziemlich schnell geheiratet. Bis es dazu gekommen ist, hatten wir mehrere größere Krisen, auf die ich gerne verzichtet hätte, die aber für unsere Entwicklung einfach nötig waren, wenn auch schmerzhaft. 2007 haben wir nach 9 Jahren Beziehung geheiratet.
Mein Mann war immer meine große Liebe, aber ich habe natürlich auch vorher Partner gehabt. Allerdings war ich immer ein Beziehungstyp. Ich war nie mit jemandem einfach so zusammen, es steckten immer ernsthafte Absichten dahinter. Das ist vielleicht eine Typfrage.
Ich glaube, es ist völlig uninteressant fürs Lebensglück, ob man vor einer Heirat oder dauerhaften Bindung schon 20 bis 40 Sexualpartner hatte. Meiner Ansicht nach ist das Gefühl, man dürfte nichts verpassen und müsste noch wer weiß wie viele Partner haben, bevor man sich bindet, eher die verzweifelte Suche nach Liebe und Anerkennung und dem Wunsch, ein anderer möge die Defizite stopfen, die man selber fühlt. Heutzutage ist es tendenziell so, dass die Beziehungen jüngerer Leute kürzer werden, weil sie in der Beziehung nicht das finden, was sie suchen. Dahinter steckt die Illusion, der andere müsse einen glücklich machen, was er de facto aber gar nicht kann, weil wir uns nur selber glücklich machen können. Könnte dazu jetzt ausholen, warum das so ist, aber lassen wir das. Es ist ein Dilemma in der heutigen Zeit und spiegelt meiner Ansicht nach die Orientierungslosigkeit und auch das vergebliche Streben nach Glück mit Hilfe einer Suche im Außen wider, das viele Menschen antreibt. Unsere Partner sind aber nicht für unser Glück verantwortlich und können niemals so sein, dass wir zufrieden sind, so lange wir unser Glück an ihnen fest machen. Und DAS empfinde ich als das größte Problem. Meine Schwester ist 14 Jahre jünger als ich und ich glaube, sie würde sich schon binden, aber sie gerät immer an Kerle, denen keine Frau gut genug ist.
Meine Mann und ich hatten diverse Krisen zu bewältigen und ich hatte über Jahre immer mal das Gefühl, dass es nicht dauerhaft klappen kann mit uns, weil wir zu verschiedene Bedürfnisse haben. Trennungen standen mindestens zweimal sehr kurz bevor. Und heute sehe ich ihn mit ganz anderen Augen. Heute weiß ich, was wir aneinander lernen können und schon gelernt haben und ich finde es wunderbar, dass wir diese Zeiten überstanden haben, in denen wir uns weniger Achtung und Liebe entgegenbringen konnten. Ich möchte keinen anderen Partner als meinen haben. Er ist nicht perfekt, aber er ist perfekt für mich. Und das kann ich nach fast 17 Jahren Beziehung sagen. Ich liebe ihn anders als am Anfang, als einem alles weh tat vor Sehnsucht, aber ich glaube, ich liebe ihn auf eine viel tiefere, reifere Weise. Ich glaube, ich habe ihn nie so geliebt wie heute nach fast 17 Jahren. Ich für meinen Teil habe nichts verpasst und verpasse auch nichts. Das zu glauben, wäre eh nur eine wenig dienliche Illusion.