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@roterkakao
Den Zahn muss ich dir ziehen. Ich habe mich auch immer liebevoll um meine Kinder gekümmert. Darum geht es nicht. Ein Erstgeborenes hat in den ersten Lebensjahren eine Rolle übernommen, sich mit dieser Rolle identifiziert. Es hat die volle Aufmerksamkeit der Eltern, muss sie mit niemandem teilen. Dann kommt ein Geschwister und alles ändert sich.
Aus deiner erwachsenen Sicht ist das jetzt vielleicht nicht nachzuvollziehen, aber du musst dich von dem Gedanken frei machen, dass das aus seiner Sicht alles ganz unproblematisch ist. Das ist es für das erstgeborene Kind nicht, verlass dich drauf. Ich sehe das nicht nur bei meiner Großen, die gerade zwei war, als die jüngere Schwester auf die Welt kam. Ich sehe da auch bei allen Geschwisterkindern im Freundes- und Bekanntenkreis. Und dort, wo die Eltern da überhaupt kein Problem drin sehen, weiten sich die Probleme bisweilen aus. In meinem engeren Umfeld habe ich einen Fall, wo man deutlich sieht, was passiert, wenn eine Erstgeborene nicht klar kommt, weil sie ihre Rolle in der Familie nocht nicht gefunden hat. Neid, Eifersucht, ständiger Vergleich mit anderen und allem, übertriebene Schüchternheit, völlig fehlendes Selbstwertgefühl . und ich bin eng genug mit denen befreundet um zu erkenne, wo es da im Umgang hakt. Und die Eltern bemerken nichts.
Ich selber hatte mit meiner Großen auch eine Zeitlang solche Probleme, dass ich überhaupt nicht mehr wusste, was ich tun sollte. Bis mir jemand erklärt hat, was meine Tochter für ein Identikationsproblem hat und dass sie ihre Rolle in der Familie sucht. Da fiel es mir wie Schuppen aus den Haaren. Seit ich das verstanden habe, haben sich die Dinge grundlegend geändert.
Und glaub mir, ich habe mich um beide Kinder genug gekümmert, meine Große hat sogar viel mehr Aufmerksamkeit bekommen als das Baby damals, einfach weil sie sie in einer Form eingefordert hat, dass ich fast wahnsinnig daran geworden bin.
Der Psychologe wird dir mit Sicherheit ein paar Dinge dazu sagen und vielleicht schaffst du es dann, zu erkennen, in welcher Not deine Tochter zu sein scheint. Ich wünsche es euch.
Ich bin keiner, der draufkloppt, wenn jemand bereits auf dem Boden liegt. Aber ich muss schon sagen, dass ich mich wundere, dass du jetzt erst was unternimmt, wo dein Kind bereits 6 Jahre alt ist. "Wird schon werden" scheint zumindest lange dein Motto gewesen zu sein. Ist nicht böse gemeint, aber in Zukunft wäre es ratsam, in manchen Fällen etwas früher zu reagieren.