Noch giftiger als Zucker: Agavendicksaft – Und fünf bessere Alternativen
Neulich beim Einkaufen sah ich, wie jemand eine Flasche Bio-Agavendicksaft in den Einkaufswagen legte. Das erinnert mich an etwas, was mich schon seit langem ärgert: Die irreführende Vermarktung von Agavendicksaft als „gesunde“ Alternative zum Zucker. Dabei ist es genau umgekehrt: Agavendicksaft ist noch giftiger als Zucker!
Um das genau zu verstehen, müssen wir den Dingen auf den Grund gehen: Was ist in Agavendicksaft drin? Warum ist das für den Menschen giftig? Warum behauptet die Werbung das Gegenteil? Und welche Alternativen sind wirklich besser als Zucker?
Fruktose – Der böse Onkel des Traubenzuckers
Fangen wir von vorn an, beim Zucker. Inzwischen haben alle mitbekommen, daß Zucker nicht so toll ist. Was die meisten nicht wissen: Zucker ist richtig giftig. Hier eine Zusammenfassung:
Weißer Haushaltszucker (Sucrose) besteht zur Hälfte aus Glucose („Traubenzucker“), zur anderen Hälfte aus Fruktose („Fruchtzucker“).
Glucose ist der Grundbaustein für Stärke, also für die meisten Kohlenhydrate und daher in normalen Mengen harmlos.
Es ist die Fruktose, die den Zucker giftig macht: Sie reagiert deutlich schneller mit Proteinen in ihrer Umgebung als Glucose und kann daher im Blut die Blutgefäße schädigen. Daher wird Fruktose so schnell wie möglich über die Leber entsorgt. Die dabei anfallenden Abfallprodukte (u.a. auch Harnsäure) sind für den Körper problematisch und können langfristig zu verschlechterten Blutfettwerten, Übergewicht (Siehe auch „Metabolisches Syndrom“), Gelenkschmerzen (auch Gicht), Leberschäden (Leberzirrhose) und anderen Schäden führen. Nebenbei gaukelt Fruktose dem Körper vor, daß er hungert und verstärkt daher den Appetit. Fruktose ist für die Leber ungefähr so giftig wie Alkohol, die langfristigen Auswirkungen von Fruktose auf den menschlichen Körper sind zum Großteil die gleichen wie beim Alkohol.
Genaueres findet Ihr in diesem Video von Prof. Lustig von der Universität Kalifornien, samt Erläuterungen und Kommentaren auf Deutsch. Wer es ganz genau nachlesen möchte: Im Papier Fructose, insulin resistance, and metabolic dyslipidemia (Heather Basciano, Lisa Federico und Khosrow Adeli, 2005, Kinderhospital an der Universität Toronto, Kanada) werden die Zusammenhänge zwischen Fruktose, Insulinresistenz, Fettleibigkeit und Fettstoffwechselstörung wissenschaftlich fundiert dargestellt.
Fruktose ist fies!
Zurück zum Agavendicksaft: Der wird oft als „gesunde“ Alternative zum Zucker vermarktet. Warum?
Warum Agavendicksaft gesund sein soll – und das Gegenteil der Fall ist
Argument Nr. 1 der Agavendicksaft-Hersteller: Agavendicksaft ist süßer als Zucker, also braucht man weniger davon, ergo soll Agavendicksaft besser sein als Zucker, bei gleicher Süßung.
Argument Nr. 2: Agavendicksaft hat einen niedrigeren Glykämischen Index (GI) als Zucker und provoziert daher eine weniger starke Ausschüttung des Hormons Insulin, und wir wissen ja, dass weniger Insulin im Blut eine gute Sache ist. Daher wird Agavendicksaft oft auch für Diabetiker empfohlen.
Beide Argumente sind nicht falsch, aber irreführend. Um das zu verstehen, müssen wir genau hinschauen, woraus Agavendicksaft in Wirklichkeit besteht.
Agavendicksaft ist eine Mischung aus Glucose und Fruktose (also ähnlich wie Zucker), wobei die Glucose- und Fruktose-Moleküle nicht miteinander verbunden sind, sondern frei im Sirup herumschwimmen. Je nach Anbieter, Quelle und Qualität beträgt das Verhältnis von Fruktose zu Glucose im Agavennektar zwischen 7:1 und 9:1. Damit enthält Agavendicksaft pro Einheit bis zu 80% mehr Fruktose als Haushaltszucker.
Da es bei der Giftigkeit von Zucker auf den Fruktoseanteil ankommt, ist Agavendicksaft ironischerweise noch giftiger als Zucker. Von wegen „gesunde Alternative“!
Und was ist mit den Argumenten der Agavensirup-Industrie? Auch die lassen sich auf Basis des höheren Fruktose-Anteils leicht erklären:
Fruktose ist in der Tat 1, 73 mal süßer als Glucose, aber sie unterdrückt auch die Wirkung des Sättigungs-Hormons Leptin im Gehirn: Fruktose ist ein echter Appetitanreger! Genau deswegen ist Fruktose in der Industrie als Zusatz zu fast jedem Lebensmittel so beliebt. Paul Jaminet, Autor von Perfect Health Diet hat dazu ein schönes Papier gefunden, das die epidemische Ausbreitung von Zucker mit der von Übergewicht vergleicht: Fruktose führt nur zu noch mehr Fruktose!
Und was ist mit dem Glykämischen Index? In der Tat stimuliert Fruktose keinen Insulin-Ausstoß. Warum auch? Fruktose ist ja auch gar nicht für die Stoffwechselprozesse vorgesehen, die durch Insulin gesteuert werden. Fruktose ist sozusagen der ungeliebte Verwandte der Glucose. Sie darf gar nicht mit den anderen Körperzellen spielen, sondern wird schnurstracks über die Leber wieder rausgeschmissen — und das unter hohen Kosten. Aus diesem Grund hat das Deutsche Bundesamt für Risikobewertung explizit davor gewarnt, Fruktose als Alternative für Diabetiker zu empfehlen.
Soviel zur „gesunden“ Alternative. Jetzt versteht Ihr vielleicht, warum mich das so ärgert, wenn ich im Laden Leute sehe, die nach der Agavendicksaft-Packung greifen, oder „Paleo“-Rezepte mit Agavendicksaft im Netz finde. In Drogerien wird sogar reine Fruktose als Pulver verkauft. Da sollte man eine Giftstoff-Warnung draufkleben!