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Ich habe inzwischen viel darüber nachgedacht.
Ich habe hier eine Diskussion losgetreten, die mich sehr nachdenklich gestimmt hat. Nachdenklich und traurig, denn es scheint für manche Allesesser ein echtes Problem zu sein, mal einen einzigen Abend ohne Fleisch auszukommen. Ich beziehe mich da auf Gespräche, die ich über das hier hinaus geführt habe und auch auf Kommentare, die hier liefen. Ich kann meine Freunde da überhaupt nicht einschätzen und weiß nicht, ob ich mich überhaupt darauf einlassen möchte, dass man mir das aufs Brot schmiert, dass eine Party daran krankt, wenn man kein Fleisch auf den Grill legt. Ich glaube, ich würde an so viel Oberflächlichkeit kaputt gehen, denn eigentlich sollte es bei einem Geburtstag nicht ums Essen gehen sondern um Geselligkeit und darum, Spaß mit seinen Freunden zu haben. Nach dieser Diskussion hier und auch mit anderen Leuten ist mir klar geworden, dass in vielen Köpfen offenbar die Vorstellung herrscht, dass man nur mit Fleisch einen schönen Abend haben kann. So, wie manche auch nur mit Alkohol einen schönen Abend haben können.
Ich bin überhaupt nicht mehr bereit, mir weiter darüber Gedanken zu machen, weil ich einfach ganz große Probleme hätte, wenn einer meiner Freunde den Wert meiner Party daran fest macht, was es zu essen gibt.
Ich habe auf Geburtstagen schon oft nur Bockwurst mit Kartoffelsalat angeboten bekommen. Ich esse beides wirklich nicht gerne und habe nie das Gefühl gehabt, dass das deswegen eine schlechte Party war. Ich habe schon erlebt, dass jemand einen Pott Grünkohl hingestellt hat, der nach einer halben Stunde leer war, sodass ich nichts abbekommen habe. Das war zwar blöd, dann nur Brot essen zu können, aber deswegen war die Party nicht schlecht oder mein Freund ein Idiot. Er hatte einfach falsch kalkuliert.
In welcher Welt lebe ich, wenn ich hier sitzen und grübeln muss, ob ich meinen Freunden Fleisch anbieten muss, damit sie zufrieden gestellt sind? In welcher Welt lebe ich, wo man denkt, ich wolle mich rächen, wenn ich kein Fleisch anbiete? Diese Erkenntnis hat mich ziemlich erschüttert.
Nein, ich werde kein Fleisch kaufen und ich werde auch nicht ankündigen, dass es keins gibt. Ich werde es auch nicht Grillen nennen, vielleicht grille ich gar nicht. Ich werde einfach zu meinem Geburtstag einladen und etwas zu essen machen. Etwas, was MIR schmeckt und von dem ich mir vorstellen könnte, dass es auch anderen schmeckt. Wenn jemand meint, er müsste sich darüber beschweren, dann soll er meinen Geburtstag bitte verlassen. Ich bin nicht bereit, mich zu verdrehen, damit andere das Gefühl haben, ich bin ein guter Freund, wenn ich Fleisch auftische. Das ist das Bescheuertste, was mir je in den Sinn gekommen ist. Dass ich mir überhaupt über sowas Gedanken gemacht habe, zeigt einfach nur, wie sehr wir den Glaubenssatz abgespeichert haben, dass wir tun müssen, was andere erwarten, um gemocht zu werden. Den Kreis durchbreche ich!