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Meine Tochter . Sie verbessert sie auch dauernd in allem. Sie mutet bisweilen wie ein ziemlich unangenehmer Klugscheißer an und sie kann nur sehr schlecht damit umgehen, wenn die Dinge nicht so laufen, wie sie das will.
Ich glaube, man muss verstehen, warum das bei den Erstgeborenen oft so ist. Meine Tochter sucht immer noch ihren Platz in der Familie. Sie war zwei Jahre Einzelkind, so sehr gewollt und bekam so viel Aufmerksamkeit. Sie musste auf niemanden Rücksicht nehmen, allein schon wegen ihres Alters, aber auch, weil sie die Einzige war. Dann kam die kleine Schwester und sie musste Abstriche machen, bekam nicht mehr die alleinige Aufmerksamkeit. Ich will nicht alles aufführen, was ich an inneren Konfikten bei ihr beobachtet habe, aber sie ist eben so gepolt, dass sie immer noch um ihren Platz kämpft, sehr viel Lob und Aufmerksamkeit braucht, um sich gut zu fühlen. Ich arbeite dagegen, lobe weniger ihre Leistungen als vielmehr die Freude, die sie an etwas hat. Und in dem Punkt, dass sie versucht, andere in der Familie zu beherrschen , komme ich damit viel besser zurecht, seit ich verstanden habe, dass es etwas mit ihrer Suche nach ihrem Platz zu tun hat. Sie hat bisweilen das Gefühl, sie müsste ihre Schwester erziehen und sie verzweifelt schier, wenn die Schwester ihr nicht zuhört oder nicht tut, was sie will. Sie fängt dann völlig hysterisch an zu weinen und zu schreien, ist dann wirklich verzweifelt. Das zeigt nicht nur den Wunsch, andere zu gängeln, das zeigt auch den Zwang, sich ständig zu kümmern und zu erziehen. Was für ein immenser Druck das sein muss für sie, sie tut mir dabei oft sehr leid.
Ich habe mit ihr, seit ich es begriffen habe, öfter über diese Dinge geredet. Ich nehme sie dann in den Arm und bedanke mich bei ihr, dass sie sich solche Mühe gibt, die Kleine zu erziehen, aber dass das nicht ihre Aufgabe ist. Ich bin die Mama und ich kümmere mich darum, sie muss das nicht tun und soll das auch nicht immer tun. Ich zeige ihr meine Dankbarkeit für ihre Bemühungen, aber ich sage ihr auch deutlich, dass sie diese Bürde nicht tragen muss . Sie klammert sich dann immer an mich und ich spüre ihre Erleichterung, wenn ich ihr sowas sage.
Natürlich verfällt sie dennoch häufig in dieses Verhalten, aber es wird immer besser und vor allem kann sie reagieren, wenn ich ihr sage, dass sie die Jüngere bitte lassen soll und ich mich darum kümmere. Natürlich kann man das nicht eins zu eins aufs Spiel übertragen, in dem sie auch bestimmen will, aber in dem Maße, in dem sie versteht, dass sie nicht meine Aufgabe übernehmen muss, hat sie auch immer weniger den Zwang, im Spiel zu dominieren. Ich habe das Gefühl, diese beiden Dinge gehen Hand in Hand.
Vielleicht erkennst du das bei deiner Tochter wieder. Aber vielleicht ist es bei ihr auch ein anderes Problem.