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Insekten werden genauestens untersucht
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Autoreninfo | Katharina Krause |
|
aktualisiert: 15.07.2021 | Vierfache Mutter und Autorin |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Was du hier lesen kannst:
- Begreifen des Selbst
- Moralische Prinzipien
- Du und Ich
- Aus den Augen ist nicht mehr aus dem Sinn
- Mein Besitz
- Ordnung muss sein
- Fantasie lernen
- Spiele erfinden
- Kunstwerke schaffen
- Kommunikation
- Mein Zuhause
- Konzept Familie
- Verwandte, Bekannte und Freunde
- Physikalische Grundlagen
- Zeitempfinden
- Baukunst
- Es kreucht und fleucht
- Seltsame Ängste
Begreifen des Selbst
In seiner Entwicklung hat dein Kind nun einen elementaren Schritt vorwärts getan, denn es ist
sich seiner selbst nun wirklich bewusst. Es hat verstanden, dass es ein eigenständiger Teil der Familie ist,
genau wie auch seine Eltern und seine Geschwister.
Es hat nun auch verstanden, dass seine Wünsche, Bedürfnisse und Ideen nicht unbedingt
denen entsprechen müssen, mit denen seiner Familienmitglieder. Es wird lernen, dass es manchmal
Kompromisse eingehen muss und dass nicht unbedingt jeder die Welt mit den gleichen Augen
wie es selbst sieht. Es erkennt, dass es einen eigenen Körper hat, den es selbstständig
bewegen kann und mit dem es auch viele Dinge selbst tun möchte. Die Möglichkeit
eigenständig etwas zu erledigen, treibt dein Kind immer weiter an und du merkst, wie es
immer mehr versucht, selbstständiger zu werden und bestimmte Probleme selbst zu lösen.
Gleichermaßen begreift dein Kind aber auch, dass es einen eigenen Willen hat und manchmal
versucht es, diesen auch durchzusetzen. Dein Kind testet auch aus, wie weit es damit kommt,
Macht auszuüben und will hin und wieder auch einfach mal etwas zu sagen und zu
bestimmen haben. Für dein Kind ist dies eine unglaublich spannende aber auch sehr
anstrengende Phase, denn dadurch, dass es sich nun selbst als eigenständiges Individuum
wahrzunehmen beginnt, stößt es natürlich auch auf diverse Probleme, die mit dieser
Wahrnehmung einhergehen.
Moralische Prinzipien
Vielleicht ist dir schon aufgefallen, dass dein Kind bisher noch nicht in der Lage war, sich
wirklich für bestimmte Dinge zu schämen und dass dein Kind auch nicht wirklich einsichtig
war, wenn du mit ihm geschimpft hast, weil es überhaupt nicht verstanden hat, warum du
eigentlich mit ihm geschimpft hast. Erst jetzt ist es wirklich in der Lage zu erkennen, dass es
Regeln, Werte und Richtlinien innerhalb der Familie gibt, an die sich jedes Mitglied zu halten hat
und wer dieses nicht tut und dagegen verstößt, muss in der Regel mit Konsequenzen rechnen.
Diese moralischen Prinzipien, die die Umwelt, die Eltern, aber auch dein Kind selbst von sich
und von allen erwarten, sind etwas vollkommen Neues für dein Kind und es ist nicht weiter
verwunderlich, dass diese dein Kind verwirren.
Regeln sind in dieser Zeit ganz wichtig, denn du
musst deinem Kind irgendwie zeigen, bis wohin es gehen kann und wo die Grenzen sind, die es nicht
überschreiten darf. Hierbei sollte man grundsätzlich versuchen, so wenig Regeln wie möglich,
aber so viele wie nötig aufzustellen und ganz wichtig ist es, dass einmal aufgestellte Regeln
auch tatsächlich beibehalten werden. Es bringt niemanden etwas, wenn du deinem Kind heute
irgendetwas verbietest und es morgen dann plötzlich erlaubst. Tust du das, musst du damit
rechnen, dass es jedes Verbot und jede Regel, die du jemals aufstellen wirst immer auf Herz
und Nieren prüfen wird und diese über einen langen Zeitraum sehr intensiv immer wieder auf
die Probe stellt, um herauszufinden, ob du nicht eventuell auch hierbei irgendwann nachgeben
und es machen lässt, was es möchte.
Die meisten Probleme, die Eltern mit ihren Kindern in den
nächsten Jahren haben resultieren nicht zuletzt daraus, dass viele Eltern einfach zu bequem
sind, einmal aufgestellte Regeln tatsächlich auch durchzusetzen. Das ist ein Problem, welches
im ersten Moment nicht wirklich bewusst ist, sich aber hinterher zu einem riesengroßen Haufen
angestauter Probleme zusammenfindet, die du dann womöglich mit drei oder vier Jahren erst
richtig klären kannst und dafür dann aber umso dringender klären musst. Je früher du damit
anfängst, dass dein Kind merkt, dass es bestimmte Regeln und Verhaltensweisen gibt, an die
es sich zu halten hat, desto wahrscheinlicher ist es, dass dein Kind dich nicht in einigen Jahren
in den Wahnsinn treiben wird.
Du und Ich
Etwas, was sicher in den letzten Wochen und Monaten für etwas Verwirrung gesorgt hat, ist der
Unterschied zwischen dem "Du" und "Ich". Bisher hat dein Kind sich noch nicht als losgelöstes
Individuum wahrgenommen und hatte sehr große Schwierigkeiten zu verstehen, dass auch jede
andere Person, der es begegnet, ein eigenständiger Mensch ist, der vollkommen autonom
funktioniert und agiert. Nun, da es in der Lage ist, diese kleinen aber feinen Unterschiede
festzustellen, erkennt es auch genau die Unterschiede und natürlich auch die
Übereinstimmungen, die zwischen unterschiedlichen Personen oder zwischen Personen und
ihm selbst liegen.
Aus den Augen ist nicht mehr aus dem Sinn
Dein Kind hat nun verstanden, dass Gegenstände und Personen, die nicht mehr in seinem
Sichtfeld sind, trotz allem weiter existieren. Im gleichen Atemzug hat es auch verstanden, dass
es selbst, sowohl für Mama als auch für Papa weiter existiert, selbst wenn diese es auch nicht
mehr sehen können. Es versteht, dass die visuelle Wahrnehmung nicht so einen großen Einfluss auf die
Welt nimmt, wie es bisher angenommen hatte. So wundert es sich auch nicht mehr, dass du womöglich nicht einfach hinter
der Tür stehst, wo du gerade verschwunden bist, sondern irgendwo ganz anders im Haus unterwegs bist. So versteht es nun
vor allem auch, dass es, wenn es jemanden sucht, ob im innerhalb eines Spiels oder nicht, es
nicht nur dort nachsehen muss, wo es die Person oder den Gegenstand das letzte Mal gesehen
hat, sondern womöglich an vielen anderen Stellen im Haus ebenfalls, um ausschließen zu
können, dass sich die Person oder der Gegenstand nicht vielleicht doch irgendwo versteckt, wo
es vielleicht nur noch nicht hingesehen hat. Dies kannst du hervorragend trainieren, wenn du
mit deinem Kind abwechselnd verstecken spielst und ihm so die Gelegenheit gibst, dieses
Phänomen des "Weiter-Existierens" selbst dann, wenn man nicht mehr gesehen wird, ausgiebig
zu erforschen.
Mein Besitz
Mittlerweile hat dein Kind ebenfalls gelernt, was es bedeutet, wenn ihm etwas gehört. Dieses
Prinzip von Dingen, die einem gehören und die man dementsprechend auch davor schützen
muss, dass sie einem weggenommen oder beschädigt werden, ist deinem Kind in der Regel
noch ganz neu und dementsprechend wundert es auch keinen, dass es damit nicht besonders
gut umgehen kann. Es gibt nicht wenige Kinder, die nun anfangen, ihren Besitz mit allem zu verteidigen und nichts und niemanden mehr an ihre Spielzeugkisten heranlassen
wollen. Für sie geht immer dann eine Welt unter, wenn irgendjemand es wagt, ihren Besitz in
die Hand zu nehmen, damit zu spielen oder es gar forttragen zu wollen. Du kannst regelrecht
beobachten, wie dein Kind ein regelrechtes territoriales Verhalten an den Tag legt und sein
Revier, in dem Falle meist das Kinderzimmer, auch vor anderen Kindern und manchmal sogar
vor einigen Erwachsenen zu schützen versucht. Du solltest im gewissen Maße deinem Kind
diese Freiheit gestatten, denn es lernt in der Regel sehr schnell, dass man seinen Besitz gar
nicht so heftig zu verteidigen braucht.
Ordnung muss sein
Interessanterweise scheinen Kinder in diesem Alter extremen Wert auf Ordnung zu legen. Es ist
dementsprechend nicht verwunderlich, wenn du dich hin und wieder fragst, was in dein Kind
gefahren ist, dass es versucht, alles wieder aufzuräumen und jedes Teil an seinen richtigen
Platz zu packen. Allerdings solltest du dich nicht der Illusion hingeben, dass dies besonders lange anhalten wird. Meistens dauert diese Phase, in der dein Kind Ordnung in sein
Zimmer und am besten die ganze Welt bringen möchte, nicht allzu lange und womöglich wirst
du viele Jahre darauf warten müssen, bis solch eine Phase erneut eintritt. Im Moment jedoch
kann dir auffallen, dass es für dein Kind unglaublich wichtig ist, dass alles systematisch und
vernünftig aufgeräumt ist. Doch egal, was du tust, finde dich jetzt schon damit ab, dass irgendwann dieses Bedürfnis wieder verschwindet und dann wird es bei dir im Kinderzimmer genauso aussehen
wie in jedem anderen Kinderzimmer auch.
Fantasie lernen
Fantasie ist zwar grundsätzlich immer ein Teil der Grundausstattung jeden Kindes, doch
inwieweit diese Fantasie auch tatsächlich geschult wird und inwieweit sie sich ausprägen lässt,
ist individuell von Kind zu Kind verschieden. Dies hängt unter anderem ein wenig davon ab, wie
häufig und in welchem Zusammenhang dein Kind seine Fantasie benutzen muss. Kinder, denen
viel abgenommen wird, indem sie für alles quasi das richtige Gerät haben, wann immer sie
etwas tun wollen oder die viel Zeit vor dem Fernseher verbringen, haben in der Regel eine nicht ganz so ausgeprägte
Fantasie, wie Kinder, die versuchen mit relativ wenigen elementaren Spielzeugen auf sich
allein gestellt und ohne ständige Ablenkungen von einem Fernseher oder ähnlichem sich zu
beschäftigen. Hierbei geht es in keiner Weise
darum, dass du dein Kind vernachlässigen sollst,
doch Kinder brauchen den Freiraum und die Zeit, ihre Fantasie zu schulen und das können sie
nun einmal nur dann, wenn sie in die Lage kommen, dass sie sich etwas überlegen müssen.
Des Weiteren ist natürlich nicht jedes Kind gleich fantasievoll oder begabt und so fällt es den
einen deutlich einfacher, sich mit Hilfe ihrer Fantasie bestimmte Lösungen zu überlegen,
während andere zu überhaupt keiner Lösung kommen und eine recht eingeschränkte Fantasie
haben, die nicht so wirklich in die Gänge kommen will. Hierbei solltest du also darauf achten,
dass es deinem Kind bei allem, was du versuchst, gut geht und dass du ihm zwar genug "freie" Zeiten
einräumst, es aber nicht dazu zwingst, sich endlos zu langweilen, weil es nicht genug Fantasie
hat, um sich selbst etwas auszudenken. Manchmal ist dies eine Gratwanderung, doch
grundsätzlich lässt sich zumindest sagen, dass der Fernseher der größte Feind der Fantasie
deines Kindes ist. In der Regel sind Kinder deutlich fantasievoller veranlagt, als die meisten
Erwachsenen.
Spiele erfinden
Dein Kind ist in alle Richtungen kreativ und so verwundert es wohl auch kaum, dass es
ebenfalls versucht, seine ganz eigenen Spiele zu erfinden. Ob es sich hierbei um Variationen zu
schon bekannten oder vorhandenen Spielen handelt oder um das
Ausdenken von ganz neuen Spielkonzepten, ist vollkommen egal. Erstaunlicherweise
erfassen selbst Kinder in diesem Alter schon bestimmte Gegebenheiten und können diese so
aneinandersetzen, dass sie komplexe und in sich funktionierende Spiele kreieren können, deren
teilweise doch recht ausschweifenden Regeln selbst den Erwachsenen zu denken geben
dürften. Gerade wenn man das Spiel von mehreren Kindern beobachtet, so kann man
feststellen, dass es in der Regel durchaus komplexe Vorgaben an ein Spiel gibt, an die sich in
der Regel dann alle Kinder halten. Wie sie diese Regeln nun genau miteinander
kommunizieren, scheint dabei noch ein großes Rätsel zu sein, doch jedes Kind ist in der Lage,
sich ganz eigene Spiele auszudenken und diese mit passenden Regeln zu versehen. Warum
diese Fähigkeit im Laufe des Alterns immer weiter zurückgeht, ist noch nicht hinlänglich
untersucht. Fakt ist nur, dass gerade kleine Kinder am einfachsten dazu in der Lage sind, Spiele
zu erfinden, die es so noch nicht gegeben hat und die es so vermutlich auch niemals wieder
geben wird.
Kunstwerke schaffen
Kinder sind keine kleine Künstler. Nicht nur beginnen sie jetzt zu begreifen, was es mit den
Spielsachen und dem Besitz auf sich hat, sondern auch, dass sie sich
auf eine bestimmte Art und Weise selbst versuchen können auszudrücken, indem sie zum
Beispiel mit Farben auf einem Papier malen. In diesem Alter wird dein Kind nun
versuchen, die ersten Dinge, die real existieren, tatsächlich auf ein Blatt Papier zu bannen. Auch
das Selbstporträt deines Kindes wird nun nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Du
kannst davon ausgehen, dass du in der nächsten Zeit sehr viele Malbücher kaufen wirst und mit
dem Verwalten der Kunstwerke deines Kindes gar nicht mehr hinterherkommst.
Doch nicht nur im Bereich der Malerei und Farben hat dein Kind in diesem Alter ganz erstaunliche Fähigkeiten,
sondern ist dein Kind in diesem Alter schon zu einigen Dingen
befähigt, die uns Erwachsene immer wieder in Staunen versetzen. Wusstest du zum Beispiel,
dass es durchaus zweijährige Kinder gibt, die bereits Geige spielen können? Es sei nun einmal
dahingestellt, ob es sinnvoll und wünschenswert ist, dass ein zweijähriges Kind schon in der
Lage ist, ein solch komplexes Instrument zu beherrschen. Doch allein die Tatsache, dass es dies
kann und selbst das Klavierspielen von einem Kind in diesem Alter erlernt werden kann, zeigt
uns, was für erstaunliche Fähigkeiten schon kleine Kinder mit sich bringen. Egal, was dein Kind
also tut, du kannst davon ausgehen, dass es sich auf die eine oder andere Art und Weise immer um eine Art Kunstwerk handelt, das seinesgleichen sucht.
Kommunikation
Die Sprachentwicklung setzt bei Kindern in der Regel zwischen dem 17. und 22. Lebensmonat
ein und macht in der nächsten Zeit riesige Fortschritte. Dass dein Kind mittlerweile eine ganze
Menge Worte versteht und auch von vielen Dingen die Bedeutung genau kennt, hat bisher nur
bedeutet, dass es in der Lage war, Anweisung auszuführen, aber in keiner Weise konnte es
darüber hinaus mit dir kommunizieren. Dies ändert sich nun schlagartig und du wirst feststellen
können, dass sich die Sprachentwicklung in Riesenschritten den Sprachfähigkeiten eines
Erwachsenen annähert. Der aktive Wortschatz, also jener, mit dem sich dein Kind tatsächlich
verständlich machen kann, wird von Tag zu Tag größer und aus einzelnen Worten werden erst
Zwei-Wort-, dann Drei-Wort-Sätze und zum Schluss wird es gar nicht mehr aufhören zu reden.
Es ist nun zudem ebenfalls in der Lage, auch verschiedene Sprachen auseinanderzuhalten und
bestimmte Aspekte in seinem Umfeld, zum Beispiel störende Geräusche oder ein zweites
Gespräch, einfach zu ignorieren und sich auf das zu fokussieren, was es versteht. Wenn dein
Kind etwa 18 Monate alt ist, wirst du feststellen können, dass es einen interessanten
Entwicklungssprung macht, was auch das Verstehen von komplexeren Zusammenhängen, die
du ihm versuchst zu verdeutlichen, betrifft. Wichtig ist hierbei, sich immer vor Augen zu halten,
dass die Sprachentwicklung eine sehr individuelle Entwicklung ist und dass sich nur sehr
wenig über die konkreten Zeiträume sagen lässt. Einige Kinder können zu Beginn des zehnten
Entwicklungsschubs schon viele Wörter aussprechen, während andere noch nicht in der Lage sind, mehr als "Mama" oder "Papa" über die
Lippen zu bringen. Es lässt sich zu diesem Zeitpunkt auch absolut keine Prognose stellen, ob
das Kind weiterhin eher ein langsamer Sprecher bleiben wird und somit sehr lange braucht, bis
es seine Sprachfähigkeiten auf ein gewisses Niveau gehoben hat oder ob dein Kind irgendwann
plötzlich einen Riesensprung nach vorne macht und an anderen Kindern vorbeischießt,
die sonst immer in der sprachlichen Entwicklung vor ihm gelegen haben. Dies ist aber auch gar
nicht weiter interessant, da in der Regel spätestens mit dem Eintritt in die Grundschule die
meisten Kinder über einen ähnlichen Wortschatz und eine ähnlich gut entwickelte
Sprachfähigkeit verfügen sollten. In diesem Alter wirst du jedoch noch feststellen können, dass sich dein Kind häufig damit behilft, dir pantomimisch mit Händen und Füßen klarzumachen, was
es denn jetzt eigentlich möchte, wenn es dieses nicht vernünftig ausdrücken kann.
Mein Zuhause
Dein Kind begreift nun ebenfalls, dass euer Haus, die Umgebung in der es wohnt, eben sein
Zuhause ist. Es versteht, dass es in diesem Haus oder in dieser Umgebung bestimmte Regeln
gibt, die sonst nirgendwo gelten, dass alles einen festen Platz hat, dass es Orte und Dinge gibt,
an und mit denen es nicht spielen darf und Situationen, in denen es einfach nicht erwünscht ist. Das
Zuhause ist für dein Kind nun ein wohl bekannter Hort, der es nur noch selten aus der Fassung
bringt und an dem ihm alles vertraut ist. Von diesem sicheren Nest aus kann man hervorragend
anfangen, seine Streifzüge hinaus in die Welt zu machen und wenn man müde und erschöpft ist,
dann kann man einfach nach Hause zurück, wo man sich sicher und geborgen fühlt.
Konzept Familie
Seine Familie begreift es nun endlich zum einen als eigenständige Individuen, die alle ihre
eigenen Pläne, Ziele und Wünsche verfolgen, aber auch als geschlossenes Ganzes, das einen
ganz eigenen Regelsatz und eine ganz eigene Umgangsform hat und in der Regel nicht mit
anderen Gruppen zu vergleichen ist. Die Familie ist ebenfalls eine Art sicherer Hort, bei dem
dein Kind immer Zuflucht finden wird und zu dessen Mitgliedern dein Kind das meiste Vertrauen
aufbauen kann. Es begreift, dass seine Mutter, seine Geschwister und sein Vater zu seiner
Familie gehören, dass aber ein anderes Kind ebenso solch eine Gruppe an Menschen hat, die
eben zu dessen Familie gehören, die aber wiederum nichts mit deinem Kind selbst zu tun haben
muss. Was für uns recht logisch klingt, ist für ein Kind in diesem Alter ein wirklich kompliziertes,
soziales Gefüge.
Verwandte, Bekannte und Freunde
Auch versteht dein Kind nun, dass das Verhalten zu weiter entfernten Verwandten und
Freunden ein ganz anderes ist und ganz anderen Regeln folgt, als jenes Verhalten, welches es
tagtäglich innerhalb seiner Familie erlebt. Er stellt hierbei also fest, dass es innerhalb dieser Gruppen
verschiedene Regeln und Vorstellungen gibt, wie etwas zu funktionieren hat. Ihm ist auch
begreiflich, dass Dinge, die bei ihm zu Hause auf die eine Art laufen, bei seinen Freunden auf
eine ganz andere Art laufen können und wenn es dort zu Besuch ist, dass plötzlich die Regeln
dieses fremden Haushalts auch für es selbst gelten.
Physikalische Grundlagen
Solltest du dich beim Spielen deines Kindes, schon das ein oder andere Mal gefragt haben, ob
dein Kind vielleicht gerade mit physikalischen Phänomenen herumexperimentiert, so kannst du
ziemlich sicher sein, dass du dir das nicht nur eingebildet hast, sondern dass du tatsächlich
dein Kind dabei beobachtest, wie es hochkomplexe Untersuchungen anstellt, um den
physikalischen Gesetzmäßigkeiten auf unserem Planeten auf die Schliche zu kommen. Das
erste, was du diesbezüglich sicher schon bemerkt hast, ist, dass dein Kind wahnsinnig viel
Freude daran hat, bestimmte Gegenstände fallen zu lassen, damit du sie wieder aufhebst,
ihm zurückgibst, damit er sie dann erneut fallen lassen kann, um dann zu sehen, dass wieder genau das selbe
passiert, wie schon beim ersten Mal. Diese Spielchen können Kinder in diesem Alter immer
noch über Stunden hinweg spielen und es wird ihnen dabei nicht langweilig. Doch auch andere
physikalische Phänomene reizen dein Kind und so kannst du es ausgiebig seine Welt erkunden
lassen. Du kannst ihm zeigen, was passiert, wenn du eine kleine Schale mit Wasser ins
Gefrierfach stellst, kannst ihm einen Eiswürfel zum Spielen geben und ihm dadurch deutlich
machen, was passiert, wenn sich Eis wieder erwärmt und andere ganz tolle Dinge, die dir
einfallen und die bestimmten physikalischen Grundgesetzen folgen. In der Regel finden Kinder
solche Experimente unglaublich faszinierend und sind gerne sehr lange bei der Sache.
Zeitempfinden
Auch das Zeitempfinden deines Kindes nimmt nun deutlich mehr Gestalt an. Es vergisst nun
nicht mehr, was gestern war und versteht das Prinzip von etwas, was in der Zukunft passieren
wird. Zwar ist das alles für dein Kind noch recht nebulös, doch du wirst feststellen können, dass
es nun immer häufiger passiert, dass dein Kind sich an bestimmte Orte, Personen oder
Gegebenheiten erinnert und versucht, dir dieses klar zu machen. Darüber hinaus wächst sein
Verständnis für die Vorstellung, was genau es bedeutet, wenn etwas erst in der Zukunft
passieren soll. Hierbei solltest du dich nicht der Illusion hingeben, dass dein Kind vergessen
würde, dass du ihm etwas versprochen hast. Du kannst deinen Hintern darauf verwetten, dass
sich dein Kind ganz genau daran erinnern wird und dies dann auch gegebenenfalls einfordert.
Erhält es das Versprochene dann nicht, reagiert dein Kind beleidigt und womöglich sogar
wütend darauf. Viele Kinder verhalten sich dann ungezogen und versuchen, ihrer Frustration auf
irgendeine Art und Weise Ausdruck zu verleihen.
Baukunst
Alles, was mit Bauen zusammenhängt, finden Kinder in diesem Alter ebenfalls sehr
interessant. So können nicht gerade wenige Kinder stundenlang an einer Baustelle stehen und
beobachten, wie die Bauarbeiter dort ein Gebäude errichten. Es selbst wird ebenfalls viel Spaß
daran haben, Bauwerke aus Bauklötzen, Legosteinen oder vielleicht auch nur aus Sand zu errichten.
Hierbei wirst du deutlich feststellen können, dass das feinmotorische Geschick deines Kindes
deutliche Fortschritte macht und es schon bald wahre Kunstwerke zustande bringen wird.
Unterstützen kannst du dies, indem du dein Kind immer wieder versuchst dazu zu animieren, ein
größeres Projekt oder eine andere aufwändigere Bauart auszuprobieren und ihm hilfst, wenn
es irgendwo einmal nicht weiter kommt.
Es kreucht und fleucht
Andere Lebewesen funktionieren im Normalfall nach anderen Prinzipien und haben ganz eigene
Verhaltensweisen, die es zu erforschen gilt. In der Regel reagieren alle Kinder vollkommen
fasziniert auf sämtliche Arten von anderen Lebewesen. Ihnen ist es egal, ob es sich dabei
um eine kleine Stubenfliege, einen Fisch im Aquarium, eine Spinne im Keller oder einen Hund
im Garten handelt. Alles, was irgendwie lebendig ist und sich bewegt, wird von Kindern
vollkommen fasziniert begutachtet und sie könnten Stunden damit zubringen, herauszufinden,
wie dieses kleine Wesen genau funktioniert, was es alles kann und womit es dein Kind vielleicht
sogar noch überrascht.
Seltsame Ängste
Wie auch schon in den Schüben, die du schon hinter dir hast, wirst du auch hier feststellen
können, dass dein Kind wieder beginnt, Angst vor Dingen zu entwickeln, die in deinen Augen
vollkommen sinnlos sind. Dies liegt wieder einmal daran, dass sich die Welt deines Kindes
abrupt verändert und es deutlich mehr Zusammenhänge und Unterschiede wahrnehmen kann.
Durch seine Fähigkeit immer mehr zu erfassen, immer mehr Übereinstimmungen und
Unterschiede zu erlernen, teilweise schon zu wissen, was als Nächstes passiert oder sich
zurück an Dinge aus der Vergangenheit erinnern zu können, die deinem Kind widerfahren sind,
sorgt nun dafür, dass aus einer Mücke ein Elefant gemacht wird und dein Kind vor kleinen
Sachen, vor denen man vielleicht Respekt haben könnte, plötzlich eine echte Angst entwickelt. In
der Regel halten diese Ängste nicht besonders lange und verschwinden genauso schnell
wieder wie sie gekommen sind. Du solltest dich allerdings selbst bei diesen Ängsten
beobachten, denn viele Ängste schauen sich die Kinder von uns Erwachsenen ab. Wenn dein
Kind zum Beispiel feststellst, dass du direkt in Panik gerätst und schreiend davon läufst, wenn
du eine Spinne siehst, dann kannst du dich auch darauf verlassen, dass dein Kind dies
nachahmen wird und in seinem Gehirn abspeichert: Klein und acht Beine bedeutet große
Gefahr und damit Flucht. Grundsätzlich solltest du wie immer versuchen zu verstehen, wovor
dein Kind Angst hat und vor allem Mitgefühl zeigen, denn für dein Kind sind seine Ängste sehr
real, auch wenn das für dich teilweise lächerlich erscheinen mag.
[KaKra]