Je älter ein Kind wird desto größer werden die Unterschiede zwischen den einzelnen Kindern.
Ihr seid nun mitten in einem Alter, in dem die Persönlichkeitsbildung beginnt und sich immer
weiter differenziert. Was das eine Kind toll findet, kann das andere womöglich überhaupt nicht
mehr leiden und es gibt quasi keinerlei feste Regeln mehr, an die sich alle Kinder oder auch nur
die meisten Kinder halten. Diese Persönlichkeitsbildung solltest du dringend unterstützen und
du solltest nicht versuchen, dein Kind zu irgendetwas zu zwingen oder zu bewegen, was es
nicht möchte. Am besten ist es, wenn du dein Kind beobachtest und herausfindest, wofür es
sich interessiert, womit es seine Zeit verbringt und wovon es vor allem gar nicht genug
bekommen kann. Es ist nicht notwendig, dass du versuchst, hier regulierend oder wegweisend
einzugreifen. Dein Kind wird sich die Dinge heraussuchen, die ihm am meisten liegen und wird
in diese auch ein Großteil seiner Zeit stecken. Zu versuchen, dein Kind in eine andere
Richtung zu verbiegen wird nur zu Frust auf beiden Seiten führen. Grundsätzlich solltest du die
Persönlichkeitsbildung als etwas Wundervolles ansehen und dein Kind bei allem, für was es
sich interessiert unterstützen. Du wirst sowieso feststellen können, dass Dinge, die heute
unglaublich interessant sind, morgen schon ein schon ein alter Hut und Schnee von gestern sind.
Grundsätzlich sollte dein Kind selbst entscheiden dürfen, was ihm liegt und was nicht und seine Eltern sollten diese Entscheidungen nach Kräften unterstützen. Die Persönlichkeitsbildung ist
ein sehr wichtiger Schritt in der weiteren Entwicklung deines Kindes.
Experimentieren mit Gefühlen
Auch das Experimentieren mit den eigenen Gefühlen steht in dieser Entwicklungsphase an.
Dein Kind versucht zu ermitteln, welche Gestik und Mimik zu bestimmten Gefühlen
gehören und wie man diese am besten darstellt. Hierbei wirst du feststellen können, dass dein
Kind womöglich plötzlich aus heiterem Himmel merkwürdige Reaktionen zeigt, die nur dadurch
herrühren, dass es gerade versucht, irgend ein Gefühl passend auszudrücken. Da vieles in dieser Sache mit Übung zu tun hat, solltest du dein Kind ruhig werkeln lassen und es bei seinen
Versuchen unterstützen.
Vorausdenken
Erstmalig ist dein Kind nun in der Lage, tatsächlich Pläne zu schmieden und diese im Vorfeld
auch zu durchdenken. Es wird nun häufiger damit üben, bestimmte Dinge zu planen und dann
durchzuführen, um herauszufinden, ob die Reaktionen die sind, die es vorhergesehen hat.
Hierbei kann es natürlich schnell dazu kommen, dass die Reaktion der Eltern nicht der
entspricht, die es sich erdacht hat. Manche Kinder reagieren auf solche Rückschläge sehr
negativ und fangen vielleicht an zu weinen, obwohl du selbst absolut keinen Grund für diesen
Ausbruch kindlicher Emotionen entdecken kannst. Meist liegt das einfach daran, dass du die
Erwartung deines Kindes und das Resultat seines Planes nicht erfüllt hast. Das muss nicht
unbedingt etwas Negatives sein, doch da dein Kind in diesen Momenten damit spielt
vorauszusehen, wie das Resultat seines Planes aussehen wird, ist es natürlich
niedergeschlagen, wenn es erkennen muss, dass sein wohl durchdachter Plan zu einem ganz
anderen Ergebnis führt.
Nachahmen
Das Nachahmen von Verhaltensweisen und Tätigkeiten ist nun ebenfalls ein Feld, in dem sich
dein Kind austoben wird. Hierbei spielt es keine große Rolle, was dein Kind sieht und welche
Hintergründe hinter dem, was es gesehen hat liegen. Es wird einfach das, was dort geschehen
ist, kopieren. So kann es also durchaus sein, dein Kind versuchen wird, jemanden zu schlagen, nur weil es dies zuvor irgendwo beobachtet hat. Verhaltensmuster schaut sich
dein Kind überall ab, wo es irgendetwas zu sehen gibt. Bei Freunden, in der Familie, im
Fernsehen, beim Einkaufen oder im Zoo - überall gibt es Möglichkeiten, sich das Verhalten von
anderen Kreaturen und Menschen abzugucken und einfach einmal auszuprobieren, was
passiert, wenn man dieses Verhalten imitiert. In der Regel erhofft sich dein Kind beim
Nachahmen von Verhaltensweisen, dass es dadurch eine positive Resonanz bekommt. Hier
solltest du ganz konsequent darauf achten, dass du deinem Kind unmissverständlich klar
machst, was du von dem, was es da gerade getan hat, hältst. Dies ist sehr wichtig, denn du
möchtest ja nicht, dass dein Kind falsche Signale auf seine Verhaltensweisen aufnimmt.
Wenn dein Kind dir zum Beispiel das erste Mal vor dein Schienbein tritt, weil es dieses irgendwo
gesehen hat, so mag es durchaus lustig anmuten, wenn es sich vielleicht sogar in diesem
Moment durch einen spontanen Gleichgewichtsverlust auf den Popo setzt, aber wenn du jetzt
dabei lachst, dann wird dein Kind sein Verhalten als etwas Positives betrachten und erneut
versuchen, dir gegen das Schienbein zu treten. Es ist hierbei also ganz wichtig, dass
Verhaltensweisen, die du nicht haben möchtest, auch ganz deutlich zu keinerlei positiver
Reaktion bei dir führen. Einige Kinder können beim Nachahmen recht gewalttätig werden und
so ist vom Treten, Kneifen, bis hin zum Schlagen und Beißen alles möglich. Dem Ganzen
bekommst du am besten dann einen Riegel vorgesetzt, wenn es überhaupt keine Diskussion
über bestimmte Verhaltensweisen gibt und diese grundsätzlich negativ behaftet sind.
Manchmal hilft es, das Kind ebenfalls einfach einmal nachzuahmen und ihm zu zeigen, wie blöd das, was
es gerade getan hat ist. Doch dies sollte die Ausnahme und nicht die Regel sein. Allerdings finden
es die meisten Kinder überhaupt nicht lustig, wenn Mama oder Papa einfach einmal
zurückbeißen.
Nachspielen
Vermutlich hast du auch schon bemerkt, dass dein Kind derzeit alles nachspielt, was ihm unter
die Finger kommt. Du kannst beobachten, wie es kocht, sich um seine Puppen kümmert, den
Abwasch macht, die Wäsche aufhängt oder einkaufen geht. Dein Kind verbringt sehr viel Zeit
damit, Dinge, die es in seinem alltäglichen Leben sieht, nachzuspielen. Häufig wird dir auffallen, dass dein Kind hierbei relativ geschickt ist. Es schlüpft immer wieder in verschiedene
Rollen und experimentiert in diesen herum. Hier wechseln sich übertrieben liebes Verhalten, der
Versuch vorsichtig zu sein oder recht barsch zu reagieren meist ohne große Übergänge ab.
Grundsätzlich solltest du dich auf diese Spiele, deines Kindes, durchaus einmal einlassen, denn
so merkt es, dass es ernst genommen wird und mit seinen Spielereien auch vorankommt.
Problematisch kann es immer dann werden, wenn dein Kind gerade etwas versucht nachzuspielen, was gerade tatsächlich läuft. So kann es schnell passieren, dass es den Papa als
Konkurrenten ansieht, der das Kind im Moment nur stört, denn es den Papa gerade imitieren wollte, um herauszufinden, wie die Mama auf diesen neuen Papa reagiert, den es gerade nachspielt. Solange
sich dieses Verhalten im Rahmen hält, solltest du deinem Kind diesen Spaß lassen und, wie
eben schon erwähnt, ruhig einmal auf diese Spielchen eingehen.
Sprache
Die Sprachentwicklung deines Kindes hat mit 15 Monaten einen deutlichen Fortschritt erlebt.
Vermutlich ist es dir schon selbst aufgefallen, dass dein Kind nun deutlich mehr von dem
versteht, was du zu ihm oder zu anderen Leuten in seiner Umgebung sagst und dass du, wenn
du ihm kleine Aufträge erteilst, dich schon fast darauf verlassen kannst, dass dein Kind, wenn
es denn gerade Lust dazu hat, diese auch tatsächlich ausführt. Gerade kleinere Aufträge
begreift es in der Regel jetzt mühelos und die meisten Kinder haben so viel Spaß bei deren
Ausführung, dass sie quasi gar nicht genug davon bekommen können, etwas für dich zu tun.
Vielleicht gehörst du auch zu den Eltern, die sich ein wenig darüber wundern, dass dein Kind
sehr viel versteht, aber nur recht wenig davon selbst äußert. Dies ist nicht weiter verwunderlich,
wenn man sich vor Augen hält, dass die Sprachentwicklung deines Kindes auf zwei Ebenen
abläuft. Es gibt einen Bereich im Gehirn, der für das Sprachverständnis verantwortlich ist. Dieser entwickelt sich recht schnell und ist in der Lage, gehörte Laute zu übersetzen und den
Sinn hinter diesen Geräuschen oder besser gesagt Worten zu erkennen.
Der andere Teil des
Gehirns, der für die Sprachentwicklung zuständig ist, ist jener für die Sprachproduktion. Dieser ist jedoch nicht ganz so schnell und so kommt es häufig vor, dass dein Kind deutlich mehr Laute
versteht, als es selbst von sich geben kann. Der Bereich der Sprachproduktion wird sich erst in
der nächsten Zeit vergrößern und weiter ausbauen. Trotzdem wird es noch lange so
sein, dass dein Kind deutlich mehr begreift, als es in der Lage ist, selbst zu äußern. Dies ist also
kein Grund zur Besorgnis, sondern eine ganz natürliche Entwicklung, die einen
neurobiologischen Hintergrund hat. Helfen kannst du deinem Kind hierbei am besten, wenn du
versuchst dafür zu sorgen, dass ihr Spiele spielt, bei dem die Lautproduktion nicht so wichtig
ist. So könntest du zum Beispiel ein einfaches Zeigespiel mit ihm spielen, indem du ihm sagst
oder fragst, wo etwas ist und von ihm erwartest, dass es auf den passenden Gegenstand,
das Tier, die Person oder vielleicht auch einfach das passende Körperteil zeigt. Natürlich kann
man diese Spiele auch anders herum spielen, sodass dein Kind dir sagt, was du ihm zeigen
sollst. Ihr könntet euch auch einfach abwechseln. Die meisten Kinder haben allerdings den
meisten Spaß bei diesem Spiel, wenn du die Dinge bei ihrem Namen nennst und sie es sind, die zeigen. Spiele das Spiel einfach mit und erweitere so das Sprachverständnis deines
Kindes.
Abenteuerspielplatz draußen
Da das Erforschen seiner Umgebung nun eine der Haupttätigkeiten deines Kindes ist, wundert
es wohl kaum, dass es den Garten und allgemein alles, was draußen ist, toll findet. Du kannst
davon ausgehen, dass dein Kind überall herumstöbert und jede noch so kleine Ecke für sich
entdecken wird. Hierbei geht es allerdings nicht nur ums Spielen, sondern darüber hinaus ist
dein Kind gerade dabei, seine Umgebung zu erkunden und vor allem zu erforschen. Inwieweit
du als Elternteil hier gebraucht wirst, hängt extrem von deinem Kind ab. Einige Kinder ziehen
am liebsten ganz alleine los und machen, was ihnen gefällt und sinnvoll erscheint.
Andere wiederum haben ihre Eltern am liebsten die ganze Zeit direkt in Ihrer Nähe, da diese
ihnen Fragen beantworten können und die haben Kinder in diesem Alter ohne Ende. Du
solltest dich bei deinen Erklärungen allerdings immer recht kurz fassen, da die
Aufmerksamkeitsspanne deines Kindes noch nicht allzu groß ist.
Geschickt mit Gegenständen
Auch mit Gegenständen und deren Benutzung wird dein Kind nun immer geschickter. Immer
häufiger wirst du beobachten können, wie es sich Gegenstände zu Hilfe nimmt, um bestimmte
Ziele zu erreichen, die es ohne diese Hilfe nicht erreichen würde. Das Auffälligste hieran dürfte
sein, dass dein Kind nun tatsächlich in der Lage ist, mit einem Löffel oder einer Gabel
selbstständig zu essen. Doch auch einen langen Stock oder irgend ein anderes Spielzeug zu
Hilfe zu nehmen, um an etwas heranzukommen, an das es so mit seinen Händen noch nicht
herankommen würde, ist nicht ungewöhnlich. Hier wirst du durchaus auch feststellen können,
dass dein Kind mit Absicht Dinge an Orten platziert, an die es selbst nicht mehr herankommt,
und dann anfängt, nach Lösungswegen zu suchen, um den Gegenstand doch wieder hervor zu
bekommen. Nicht immer sind diese Experimente von Erfolg gekrönt und so musst du immer
damit rechnen, dass dein Kind frustriert zu dir kommt, weil es an irgendetwas nicht mehr
herankommt.
Recht unangenehm kann dieses Verhalten werden, wenn dein Kind sich plötzlich
für Dinge zu interessieren beginnt, die du mit Absicht außer Reichweite gestellt hast. So mag es
vielleicht noch ganz amüsant sein, wenn dein Kind mithilfe eines Stöckchens nach einem Apfel
oder einer Banane angelt, die auf einem Schrank außer Reichweite stehen, doch spätestens,
wenn es nach einer Tasse Kaffee auf dem Tisch angelt, hört der Spaß im Normalfall auf. Du
musst jederzeit damit rechnen, dass dein Kind auf die dumme Idee kommt, irgendetwas zu sich
heranziehen zu wollen, was gefährlich ist. Demnach gilt hier: Alles Gefährliche entweder immer
im Auge haben oder so hinstellen, dass dein Kind es auf keinen Fall erreichen kann. Ansonsten
kannst du dein Kind gerne experimentieren lassen. Du könntest ihm zum Beispiel zeigen, wie
es mithilfe eines Pinsels und Farben ein schönes buntes Bild malt. Bereite eine Schale mit Brei
zu, die dein Kind durchaus nun auch allein auslöffeln darf und erkläre ihm dabei auch, warum
es mehr Sinn macht einen Löffel als eine Gabel hierfür zu benutzen. Versuche, dein Kind bei
seinen Experimenten so weit wie möglich zu unterstützen, aber behalte den kleinen Forscher
vorsichtshalber immer sehr gut im Auge und rechne grundsätzlich damit, dass dein Kind dich
mit seiner Kreativität überraschen wird und du dir somit niemals sicher sein kannst, ob etwas
wirklich kindersicher verstaut ist.
Kleine Kunststücke
Da dein Kind nun versucht, sich erst einmal in dieser neuen Welt, in die es soeben eingetreten
ist, zurechtzufinden, ist es recht naheliegend, dass dies nicht nur für alles gilt, was um dein Kind
herum existiert, sondern auch für seinen Körper. Mit anderen Worten kann man also sagen,
dein Kind versucht nun herauszufinden, zu was es selbst alles imstande ist. Hierzu wirst du
beobachten können, dass dein Kind nun vermehrt ausprobiert, seinen Körper zu benutzen und
auszutesten. So wirst du beobachten können, dass dein Kind immer wieder damit spielt, Dinge
auf verschiedene Arten und Weisen zu tun, selbst wenn es die perfekte Art etwas zu erledigen
schon beherrscht. Sehr auffällig ist dies, wenn es zum Beispiel um das Thema Treppensteigen
geht. Vielleicht hast du auch schon beobachtet, wie dein Kind mal auf allen Vieren, mal auf der
rechten und mal auf der linken Seite oder vielleicht sogar rückwärts versucht, eine Treppe
hinauf zu kommen. Auch ob es in einen Zwischenraum passt wird ausgetestet. Hierbei
kann es durchaus passieren, dass dein Kind irgendwo hineinpasst, aber ohne fremde Hilfe nicht
wieder herauskommt. Einige Kinder finden es sogar witzig, im Rahmen dieses Austestens ihrer
eigenen Grenzen einfach mal auf dem Lattenrost des Bettes zu schlafen, weil sie die Matratze
hochgeklappt haben.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass dein Kind in diesem Alter sehr
erfinderisch ist, was den Umgang mit seinem eigenen Körper betrifft. Hierbei geht es nicht
immer vorsichtig vor und so manchem Elternteil ist bei diesen kleinen Experimenten schon
himmelangst geworden. Grundsätzlich gilt es, die Augen offen zu halten und zu versuchen,
wirklich ernst zu nehmende Bedrohungen von deinem Kind fernzuhalten, aber ansonsten seine
Experimente nicht zu unterbrechen.
Theater
Eine der mit Sicherheit unangenehmste Angewohnheiten, die dein Kind nach diesem
Entwicklungsschub an den Tag legt, ist jener, dass es direkt ein riesiges Theater probt, wenn
irgendetwas nicht so läuft, wie es sich das wünscht. Es versucht mit aller Kraft, seinen eigenen
Willen durchzusetzen und tut dies womöglich, indem es schreit, aufstampft oder vielleicht
sogar Dinge durch die Gegend wirft. Auslöser für dieses Theater kann so ziemlich alles sein. Ob das nun eine Spielunterbrechung ist, weil es an der Tür klingelt, das
Essen, welches zu früh oder zu spät kommt oder einfach ein Turm aus Bauklötzen, der in
sich zusammenbricht - dein Kind macht ein Riesentheater. Aus Sicht des Kindes ist dies ganz
natürlich, denn weder seine Eltern noch seine Spielsachen tun das, was sie seiner Meinung
nach tun sollten. Es ist daher wohl nicht sonderlich verwunderlich, dass dein Kind unglaublich
frustriert ist und sich durch diese Wutanfälle versucht, Luft zu machen. Es ist derzeit die einzige
Strategie, die dein Kind kennt, um womöglich doch noch an sein Ziel zu gelangen. Hierzu musst
du verstehen, dass dein Kind im Moment noch nicht in der Lage ist, seine Willensäußerungen
auf eine andere Art und Weise kundzutun. Da deinem Kind hierbei nur ein sehr begrenztes
Spektrum zur Verfügung steht, wird es in nächster Zeit häufig auf diese Art zurückgreifen müssen.
Während es damit einige Erfahrung sammelt, wird es auch erkennen, dass es durchaus
einfachere und bessere Wege gibt, mit denen man sein Ziel erreichen kann.
Um am
sinnvollsten durch diese Phase hindurch zu kommen, solltest du einfach versuchen zu
verstehen, dass dein Kind vor allem frustriert ist und das alles nicht böse meint. Dein Kind
versteht nicht, wieso die Menschen und Gegenstände seinem neu entdeckten Willen nicht
gehorchen wollen. Du kannst dein Kind am besten unterstützen, indem du ihm zeigst, dass es
andere Strategien gibt, um etwas Bestimmtes zu erreichen und selbst versuchst, etwas
Rücksicht auf seine Bedürfnisse zu nehmen, vor allen Dingen dann, wenn es diese deutlich
äußert.
In diesem Punkt unterscheiden sich Mädchen und Jungen teilweise enorm. Eltern von kleinen
Jungen sind in der Regel viel häufiger bereit, starke Gefühlsäußerungen wie Wut von ihrem Kind
zu akzeptieren, während von den Mädchen erwartet wird, dass sie sich brav und angepasst
verhalten. So kommt es, dass sich negative Gefühle wie Machtlosigkeit und Unzufriedenheit bei
Mädchen stärker nach innen kehren, während sie bei Jungen ausgelebt werden.
Meins und Deins
Eine weitere sehr interessante Entdeckung, die dein Kind in diesem Entwicklungsschub
gemacht hat, ist, dass es Dinge gibt, die ihm ganz allein gehören. Viele kleine Kinder entwickeln
nun so etwas wie einen Besitzerstolz und wollen die Dinge, die ihnen gehören am liebsten gar
nicht mehr abgeben. Nicht immer ist ihnen ganz klar, wo die Grenze von ihren zu allgemeinen
Gütern verläuft. Darüber hinaus gibt es in der Regel immer wieder Probleme damit, dass dein
Kind es fürchterlich findet, wenn jemand anderes sein Spielzeug anfasst oder sogar
wegnimmt. Bei Kindern, die viel mit anderen Kindern zu tun haben, kann man hierbei
beobachten, dass sie ihren Besitz regelrecht verteidigen und fremde Kinder gar nicht erst in die
Nähe ihres Territoriums oder ihrer Spielzeuge lassen. Dein Kind hat noch keine Vorstellung
davon, was es heißt, ein Spielzeug zu teilen, auszuleihen oder gemeinsam mit jemand anderem
zu spielen. In dieser Phase ist alles und jeder eine Gefahr für den wertvollen Besitz deines
Kindes, den es in seiner Vorstellung verteidigen muss.
Aggression
Da dein Kind in dieser Phase sehr viel über soziales Verhalten lernt, ist es nicht weiter
verwunderlich, dass dein Kind sich auch den Bereich der Aggressionen genauer ansieht und
herauszufinden versucht, wie jemand oder etwas darauf reagiert, wenn es schlägt, knufft, tritt,
beißt oder gar etwas mit Absicht zerstört. Wichtig ist es, richtig mit den Aggressionen deines
Kindes umzugehen. Grundsätzlich muss man wissen, dass die kindlichen
Aggressionen etwa kurz vor dem zweiten Geburtstag ihren Höhepunkt erreichen und dann
allmählich wieder abflauen, bis sie schließlich bis zum Kindergarten wieder größtenteils
verschwunden sein sollten. In dieser Phase ist es enorm wichtig, dass dein Kind lernt, dass
Aggressionen nichts sind, was irgendwie liebenswert ist oder ihm irgendwie hilft, an sein Ziel zu
kommen. In der Regel verstehen das die Kleinkinder recht schnell, sodass sie aggressives
Verhalten nur sehr selten an den Tag legen, da sie genau wissen, dass es sie nicht an das
gewünschte Ziel bringen wird und sie damit eher das Gegenteil des Gefordertem erreichen. Wie
stark aggressiv sich dein Kind verhält, ist individuell von Kind zu Kind unterschiedlich und
schwankt darüber hinaus stark aufgrund des familiären Umfelds.
Mitspracherecht
Dank des letzten Entwicklungsschubs, den dein Kind durchgemacht hat, hat es nun auch
erkannt, dass nicht alles unbedingt nach dem Willen seiner Eltern laufen muss. Und somit
kommt es nun vor, dass dein Kind sein Mitspracherecht einfordert und hierbei auch das ein oder
andere Mal über die Stränge schlagen wird. Es hat ja nun gelernt, dass es selbst auch schon
Dinge initiieren und veranlassen kann und genau dieses möchte dein Kind nun auch ausgiebig
tun. Es möchte, dass nun alles nach seiner Pfeife tanzt und dass Mama und Papa auch das
tun, was es selbst gerne tun möchte. Du solltest deinem Kind in Situationen, die dieses
zulassen, ein Mitspracherecht einräumen, sodass dein Kind lernt, dass es mit seinen Wünschen
und Bedürfnissen ernst genommen wird. Auch hierbei muss es natürlich noch lernen, dass es
nicht immer all die Dinge tun kann, die es gern tun möchte und dass es auch Rücksicht auf
andere nehmen muss, genau wie diese auch Rücksicht auf das Kind nehmen.
Verhandeln
Ein relativ neues Konzept in der Kindererziehung ist jenes des Verhandelns und Auslotens.
Noch vor einigen Jahren war es völlig normal, dass das Wort der Eltern absolut als etwas
Uanfechtbares angesetzt war. Widerspruch war weder geduldet noch erwünscht. Dies hat sich
in den letzten Jahren drastisch geändert, denn man hat festgestellt, dass Kinder zu besseren,
eigenständigeren Erwachsenen werden, wenn sie früh lernen, dass sie mit Verhandlungen
ebenfalls an ihr Ziel kommen können. In diesem Alter sind Verhandlungen noch recht einseitig
geprägt, da dein Kind in der Regel noch nicht in der Lage ist, seinen Wünschen und
Bedürfnissen sprachlichen Ausdruck zu verleihen. Trotzdem ist es schon in der Lage,
Verhandlungen über bestimmte Themen anzustreben, indem es einfach mit den ihm schon
bekannten Worten und vor allem dem "Ja" und "Nein" seine Wünsche und Bedürfnisse in
Diskussionen einfließen lassen kann. Du solltest deinem Kind die Möglichkeit geben, auf diesem
Gebiet ausreichend zu experimentieren und Erfahrungen zu sammeln und bereit sein, mit
deinem Kind über unwichtige Dinge zu verhandeln. Dies stärkt auf der einen Seite sein
Selbstvertrauen und bringt ihm auf der anderen Seite bei, wie man sich zivilisiert auf etwas
einigen kann.
Schabernack
Dass Kinder in diesem Alter sehr erfinderisch sind, zeigt die Tatsache, dass sie schnell
entdecken, dass ihre Eltern in der Regel nachgiebiger reagieren, wenn sie sie zum Lachen bringen. So ist es nicht
weiter verwunderlich, dass dein Kind viel Spaß an jeglicher Art von Schabernack hat und gerne
über andere oder auch sich selbst lacht. Schnell wird dieses zu einer Möglichkeit, um Regeln zu
umgehen oder seine Eltern abzulenken, indem es einfach versucht, diese zum Lachen zu
bringen.
Einbeziehen des Kindes
Wie du ja schon bemerkt hast, liebt es dein Kind, dir zu helfen und will immer und überall mit
dabei sein. Es gibt kaum etwas Interessanteres, als an deinem ganz normalen Tagesablauf
teilzuhaben. Dies solltest du auch, wenn möglich, unterstützen und dein Kind, wo immer es geht,
auch in die täglichen Planungen mit einbeziehen. Grundsätzlich solltest du mit ihm viel reden
und ihm erklären, was ihr noch vor habt, dann wirst du womöglich sogar feststellen können, dass
dein Kind bemerkt, wenn du etwas beginnst und dir direkt zur Hand geht, obwohl du gar nichts
gesagt hast. Wenn das passiert, so beweist dein Kind damit, dass es in der Lage ist,
vorauszudenken und sich an Situationen anzupassen. Du solltest dein Kind immer dann, wenn
es sich gut mit einbezogen lassen hat, geholfen hat oder vielleicht sogar vorausgesehen hat,
was du als Nächstes brauchen wirst, immer ausführlich loben, damit ein Kind merkt, dass das
etwas sehr Positives ist, das man häufiger machen kann.
Um Hilfe bitten
Wenn es darum geht andere für sich arbeiten zu lassen, dann sind Kinder in diesem Alter sehr
erfinderisch. Vermutlich ist dir auch schon aufgefallen, dass dein Kind damit
herumexperimentiert, wie es das Gewünschte am besten erreichen kann. Manchmal versucht
es dies mithilfe eines kleinen Späßchens oder vielleicht sogar, indem es einen Befehlston
anschlägt. Hier heißt es sehr aufmerksam zu sein, darauf zu achten, wie dein Kind dies umsetzt
und welche Reaktionen es damit erntet. Grundsätzlich solltest du deinem Kind erklären, dass es
doch einfach um Hilfe bitten kann, wenn es Hilfe benötigt. Ziel sollte es sein, die kleinen
Manipulationen, mit denen sich dein Kind immer wieder behilft, loszuwerden und dafür zu sorgen,
dass dein Kind erkennt, wie praktisch es ist, einfach um Hilfe zu bitten, statt sie sich durch
Manipulationen zu ergattern.
Hilfsbereitschaft schulen
Auch wenn dies schon in einigen vorangegangenen Punkten erwähnt wurde, soll es hier noch
einmal ganz explizit aufgeführt werden: Die Hilfsbereitschaft eines Kindes zu schulen ist für dein
Kind unglaublich wichtig. Niemals wieder wird dein Kind so viel Spaß daran haben, etwas für
dich oder andere Leute zu tun wie in diesem Alter. Je nachdem wie du auf diese
Hilfsbereitschaft von deinem Kind reagierst und wie sich der Charakter deines Kindes
weiterentwickelt, wird sich das Ausmaß der Hilfsbereitschaft deines Kindes verändern.
Grundsätzlich schadet es überhaupt nicht, wenn du deinem Kind in dieser Phase deutlich
zeigst, dass Hilfsbereitschaft eine ganz tolle Sache ist, von der man quasi nie genug haben
kann. Dass es Situationen gibt, in denen man auch einmal "Nein" sagen muss, das ist eine
Lektion, die du deinem Kind in späteren Jahren, wenn es etwas älter ist und die verbale
Kommunikation besser funktioniert ausführlicher erklären kannst.
Sorgfältig sein
Genau wie mit allen anderen Dingen experimentiert ein Kind auch damit, sorgfältig zu sein. So
kannst du vermutlich beobachten, wie es manchmal ganz vorsichtig und hochkonzentriert mit
manchen Dingen umgeht und das auch wirklich schon richtig gut macht und dann im nächsten
Moment wirft es die Sache nur so durch die Gegend und hat keine Zeit oder Geduld, um auch
nur im Ansatz vernünftig oder ordentlich zu arbeiten. Das liegt in der Regel daran, dass dein
Kind mit dem Sorgfältigsein experimentiert und versucht herauszufinden, wie viel Zeit
und wie viel Sorgfalt es walten lassen muss, damit Dinge so funktionieren, wie es sich das
wünscht. Die meiste Zeit wird dein Kind in diesem Alter allerdings noch recht ungestüm sein
und du solltest vor allem darauf achten, dass du dein Kind nicht überforderst, indem du ihm zu
viele Dingen gibst, die es nur mit großer Sorgfalt behandeln kann. Mit der Zeit wird sich ein
gewisses Maß an Sorgfalt fast von selbst einstellen und du kannst auch weiterhin noch
regulierend darauf einwirken. Lass dein Kind in diesem Alter nun erst einmal den Freiraum
damit zu experimentieren, was Sorgfalt überhaupt ist und mit wie viel Aufwand man sie
betreiben muss. Alles andere kommt in der späteren Entwicklung deines Kindes.
Seltsame Ängste
Wie auch in den vorangegangenen Entwicklungsstufen zeichnet sich auch diese wieder
dadurch aus, dass dein Kind die Welt um sich herum deutlich besser versteht und somit nun
auch beginnt Gefahren zu sehen, wo früher keine waren. Dies kann gerade in diesem Alter zu
recht interessanten und amüsanten, wenngleich auch teilweise recht nervigen Ängsten deines
Kindes führen. Hierbei geht es weniger darum, deinem Kind die Angst zu nehmen, als vielmehr
Verständnis aufzubringen und Mitgefühl zu signalisieren. Die meisten dieser kuriosen Ängste
werden sich innerhalb weniger Tage oder Wochen meist von selbst wieder legen. Es ist nicht
unbedingt nötig, dass du deinem Kind zwanghaft versuchst zu zeigen, dass dieses oder jenes
doch gar nicht wirklich gefährlich ist. In den Augen eines Kindes hat jede Angst, die es
empfindet auch tatsächlich einen realen Hintergrund und das solltest du akzeptieren, damit
dein Kind lernen kann, mit seinen Ängsten umzugehen.
Zeit für Regeln
Mit nun knapp 15 Monaten hat dein Kind ein Alter erreicht, in dem es durchaus in der Lage ist,
sich an feste Regeln zu halten. Das wird deinem Kind vermutlich gerade zu Anfang nicht
sonderlich gefallen, aber ganz ohne Regeln geht es einfach nicht. Es ist also die richtige Zeit,
um endlich ein paar Regeln für das friedliche Miteinander und das soziale Zusammenleben
aufzustellen. Hierbei ist es unglaublich wichtig, dass du als gutes Beispiel vorausgehst und ihm
zeigst, was sich einfach gehört. Deinem Kind wird es einfacher fallen sich an bestimmte Regeln
zu halten, wenn sich jeder in der Familie an diese Regeln zu halten hat. Dies kann sein, dass
man nicht schlägt, tritt oder beißt, dass man sich die Hände nach dem Toilettengang wäscht
oder einfach sein Spielzeug nach dem Spielen tatsächlich wieder einräumt. Natürlich wird das
Kind in diesem Alter viel Unterstützung brauchen, um diese ganzen Regeln zu lernen und vor
allen Dingen auch einzuhalten. Je konsequenter du dies allerdings durchziehst, umso schneller
und besser wird sich dein Kind an ein Leben mit gewissen Regeln gewöhnen und das ist auch
gut so, denn nur wo Regeln sind, ist ein friedliches Nebeneinander möglich.
[KaKra]