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Vorzeitiger Blasensprung: potenzielle Gefahr für Mutter und Kind
Bild: lydia margerdt / pixelio.de
Autoreninfo | Sylvia Koppermann |
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aktualisiert: 31.07.2021 | Mehrfache Mutter u. Autorin |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Platzt die Fruchtblase statt kurz vor oder während der Geburt bereits einige Zeit vor dem errechneten Entbindungstermin, spricht man von einem vorzeitigen Blasensprung.Der vorzeitige Blasensprung ist keine Seltenheit
Hierbei geht, wie beim normalen Blasensprung auch, das Fruchtwasser tröpfchenweise oder schwallartig ab. Zwischen 3 und 20 Prozent aller Geburten beginnen mit einem vorzeitigen Blasensprung. Da dieser gefährlich für das Baby und die werdende Mutter sein kann, sollte möglichst schnell ein Arzt oder Krankenhaus aufgesucht werden.Zu den möglichen Komplikationen in Verbindung mit einem vorzeitigen
Blasensprung zählen Lageanomalien des Kindes, eine Fehl- oder Unterentwicklung der Lunge, die ungenügende Sauerstoffzufuhr durch die Nabelvene und der
Nabelschnurvorfall. Bei der werdenden Mutter besteht das Risiko für das Amnioninfektionssyndrom (Infektion, die zu einer Blutvergiftung führen kann), eine Gebärmutterentzündung sowie Harnwegsinfekte.
Die Vaginaluntersuchung
Um einen vorzeitigen Blasensprung zu diagnostizieren oder gegebenenfalls auszuschließen, führt der Arzt eine vaginale Untersuchung durch. Während dieser wird mit einem so genannten pH-Indikatorpapier den pH-Wert der abgehenden Flüssigkeit bestimmt. Hierdurch lässt sich Urin von Fruchtwasser unterscheiden.
Nach der Diagnose "vorzeitiger Blasensprung" wird die werdende Mami per Blutbild auf ein Amnioninfektionssyndrom (AIS) untersucht. Eine Infektion der Eihaut, der Plazenta, der Fruchtblase oder des Fötus selbst, die durch Erreger wie Streptokokken oder Chlamydien ausgelöst werden kann.
Was sind die Ursachen für einen vorzeitigen Blasensprung?
In der Regel wird er durch eine verminderte Stabilität der Wand der Fruchtblase (auch Eihaut genannt) ausgelöst oder aber wenn der Innendruck der Fruchtblase stark erhöht ist. Beides kann durch eine vaginale Infektion ausgelöst werden. Auch Rauchen oder der Genuss von Alkohol während der Schwangerschaft kann einen vorzeitigen Blasensprung auslösen.
Zu den weiteren Risikofaktoren für einen vorzeitigen Blasensprung zählen außerdem die vermehrte Bildung von Fruchtwasser, vorausgegangene Fruchtwasseruntersuchungen, vorherige Fehlgeburten oder Ausschabungen der Gebärmutter, Blutungen während der Schwangerschaft oder wiederholte Abtreibungen.
Bei mir wurde ein vorzeitiger Blasensprung diagnostiziert, was kommt jetzt auf mich zu?
Die Therapie eines vorzeitigen Blasensprungs hängt vom jeweiligen Stadium der Schwangerschaft ab. Ziel ist es, die Geburt möglichst hinauszuzögern und das Baby so lange wie möglich in der Gebärmutter zu belassen, damit es sich schonend entwickeln kann. Je weiter die Schwangerschaft fortgeschritten ist, desto besser stehen die Überlebenschancen für das Ungeborene. In 65 Prozent der Fälle muss jedoch eine Frühgeburt eingeleitet werden.
Vor der 24. Schwangerschaftswoche
Tritt der vorzeitige Blasensprung vor der
24. Schwangerschaftswoche auf, ist die Prognose für den Fötus schlecht. Liegt kein Infekt vor und ist es noch zu keinen vorzeitigen Wehen gekommen, wird die Schwangere in eine Klinik mit einer Spezialabteilung für Frühgeburten verlegt. Hier heißt es dann abwarten, wobei die Schwangere das Bett hüten und sich schonen muss. Alle sechs bis 24 Stunden wird per Blutkontrolle überwacht, ob AIS auftritt oder nicht. Außerdem werden die Vitalzeichen des Kindes und die Fruchtwassermenge kontrolliert. Ab der
20. SSW kann eventuell auch eine AIS-vorbeugende Antibiotika-Therapie sinnvoll sein. Kommt es zu Komplikationen in der Entwicklung des Kindes oder tritt AIS auf, muss die Schwangerschaft eventuell abgebrochen werden. Erst ab der
23. SSW wird bei AIS die Geburt eingeleitet.
Zwischen der 24. und der 34. Schwangerschaftswoche
Bei vorzeitigem Blasensprung zwischen der 24. und der 34. Schwangerschaftswoche wird, sofern kein AIS-Verdacht besteht, ebenfalls unter Bettruhe abgewartet. Die werdende Mutter erhält Antibiotika, Mittel zur Wehenhemmung sowie Medikamente zur Lungenförderung des Babys. Alle 6 bis 24 Stunden wird Blut abgenommen und Babys Herzfrequenzüberwacht. Leidet die Schwangere unter AIS, leitet der Arzt zügig die Geburt ein. Parallel dazu bekommt die werdende Mutter Antibiotika.
Ab der 32. SSW wird heute ein Kaiserschnitt präferiert, da so schwere Komplikationen wie der Nabelschnurvorfall und Infektionen verhindert werden können.
Zwischen der 33. und 35. Schwangerschaftswoche
Zwischen der 33. und 35. Schwangerschaftswoche versucht man die Geburt so lange hinauszuzögern, bis die Lungenreife erreicht ist. Wenn nötig auch durch das Verabreichen von Wehen hemmen. Besteht bei erfolgtem Blasensprung nach der
35. SSW kein Verdacht auf AIS, wird das Einsetzen der Wehen abgewartet. Sollten diese ausbleiben, wird die Geburt nach 12 bis 24 Stunden nach dem Blasensprung eingeleitet. Bis zur 37. Schwangerschaftswoche erfolgt zudem eine Antibiotika-Therapie. Ein Kaiserschnitt ist nötig bei eindeutiger AIS-Diagnose, wenn keine schnelle Geburt zu erwarten ist. Auch hier erfolgt eine Therapie mit Antibiotika.
[AKH]