fezailc / pixabay.com
Ein Risiko: Vorzeitige Wehen
Bild: fezailc / pixabay.com
Autoreninfo | Mag. Birgit Schulz |
|
aktualisiert: 21.07.2021 | Online Redakteurin |
Gesundheit und Homöopathie |
Gebärmutterkontraktionen
Gelegentliche Gebärmutterkontraktionen können bereits ab der 20. Schwangerschaftswoche wahrgenommen werden, ohne dass dies ein Grund zur Besorgnis wäre.Meist handelt es sich um Übungs- oder Senkwehen, auch als Braxton-Hicks-Kontraktionen bekannt, welche die Gebärmuttermuskulatur für die Geburt trainieren. Treten Wehen jedoch heftiger auf, sollten diese auf jeden Fall ärztlich untersucht werden, da vorzeitige Wehen zu Früh- oder Totgeburten führen können.
Doch wie unterscheidet man
vorzeitige Wehen von Übungswehen? Welche Ursachen können sie haben, was erhöht das Risiko für vorzeitige Wehen und welche Maßnahmen werden allgemein gegen verfrühte Wehentätigkeit ergriffen?
Indiz für echte Wehen
In einem späteren Stadium der Schwangerschaft deutet ein vier- oder fünfmaliges Auftreten innerhalb einer Stunde auf "echte" Wehen, um die
26. SSW sollte jedoch schon ein zweimaliges Auftreten innerhalb einer Stunde ein Warnsignal sein. Senkwehen verschwinden bei Entspannung, zum Beispiel durch Ruhe oder ein warmes Bad, während vorzeitige Wehen weiterhin regelmäßiger und heftiger werden.
Vor allem bei vermehrtem Ausfluss oder einer begleitenden Blutung sollte die Frau unbedingt die Klinik aufsuchen, um eine frühzeitige Öffnung des Muttermundes zu vermeiden. Wenn man nicht sicher ist, ob es sich tatsächlich um vorzeitige Wehen handelt, sollte man im Zweifelsfall lieber einmal zu oft die Klinik aufsuchen als einmal zu wenig.
Ursachen für vorzeitige Wehen
Vorzeitige Wehen können zahlreiche körperliche Ursachen haben, die auf jeden Fall abgeklärt werden sollten. So ist bei früheren Früh- oder Fehlgeburten oder häufigen vorangegangenen Schwangerschaften das Risiko für vorzeitige Wehen erhöht. Mehrlingsschwangerschaften oder eine zu große Menge an Fruchtwasser erhöhen die Spannung in der Gebärmutter und können so ebenfalls zu verfrühten Wehen beitragen.
Häufige körperliche Ursachen für vorzeitige Wehen:
- Plazentainsuffizienz, die eine Mangelversorgung des Fötus zur Folge hat
- Infektionen der Scheide oder des Muttermundes
- Schwäche des Muttermundes (Zervix-Insuffizienz)
- Urologische Komplikationen und Infektionen
- Bluthochdruck durch Präeklampsie
- Schlecht eingestellter Diabetes
- Myomknoten oder Fehlbildungen der Gebärmutter
Weitere Risikofaktoren für vorzeitige Wehen
Fehlende Rücksichtnahme von Partner und Familie, seelische Belastung, Überforderung und körperliche Überanstrengung der Mutter erhöhen ebenfalls das Risiko für vorzeitige Wehen und
Frühgeburten. Allgemein gilt ein ungünstiges soziales Umfeld als zusätzlicher Risikofaktor, so bei Alleinstehenden oder Frauen mit niedrigem Sozialstatus. Auch Frauen unter 18 oder über 35 Jahren und Raucherinnen sind tendenziell stärker gefährdet.
Beim Auftreten vorzeitiger Wehen wird der behandelnde Arzt bei einer
Ultraschalluntersuchung die Länge des Gebärmutterhalses messen und prüfen,
ob dieser noch fest verschlossen ist oder ob er bereits weich ist und beginnt, sich zu öffnen.
Je nach Lage wird der Mediziner unterschiedliche Maßnahmen anordnen, um die frühzeitige Wehentätigkeit bestmöglich in den Griff zu bekommen.
Bettruhe, schonen und kein Geschlechtsverkehr
So sind Bettruhe und konsequente Schonung die ersten Maßnahmen, an die sich Frauen bei verfrühten Wehen strikt halten sollten. Gegebenenfalls kann hierfür auch ein vorübergehender Klinikaufenthalt angeordnet werden.
Um Gebärmutterkontraktionen zu vermeiden, sollte bei vorzeitigen Wehen zudem bis zur
abgeschlossenen 37. SSW kein Geschlechtsverkehr stattfinden. Liegen Scheideninfektionen
oder andere Erkrankungen vor, müssen diese mit Antibiotika oder Pilzmitteln behandelt werden. Um verfrühte Wehen zu unterdrücken, werden Magnesium in hoher Dosierung und falls nötig, so genannte Wehenhemmer (Tokolytika) eingesetzt. Hierbei handelt es sich um Asthma-Medikamente, die nicht nur auf die Bronchial-, sondern auch auf die Gebärmuttermuskulatur eine entspannende Wirkung haben.
Die Frühgeburt ist nicht mehr vermeidbar?
Lässt sich eine vorzeitige Geburt langfristig nicht mehr verhindern, wird die Mutter nötigenfalls Medikamente gespritzt bekommen (vor allem Kortison zur Lungenreifestimulation), die die Organreifung beim Fötus beschleunigen und dessen Überlebenschancen außerhalb des mütterlichen Körpers erhöhen. In Ausnahmefällen kann der Muttermund auch unter Narkose durch eine Cerclage mit einem Faden verschlossen werden.
Möglichkeiten der Verhinderung einer Frühgeburt
Liegen keine organischen Ursachen für vorzeitige Wehen vor, kann die werdende Mutter vor allem durch ihr eigenes Verhalten viel dazu beitragen, um eine Frühgeburt zu verhindern. So gilt Stress als eine der häufigsten Ursachen dafür, dass jedes 10. Baby zu früh geboren wird. Liegen, unter Umständen mit erhöhtem
Becken, und vor allem
absolute Ruhe sind daher in vielen Fällen die besten Mittel, um eine vorzeitige Geburt zu verhindern. Wenn möglich, sollte man auch den Kopf abschalten und für seelische Entspannung sorgen. Sich bewusst auf die Schwangerschaft und ihre Bedürfnisse einzustellen, sich ganz dem Kind zu widmen und ihm gut zuzureden, noch etwas im Bauch zu bleiben, kann hierbei wahre Wunder wirken.
Jeder Tag zählt
Jeder zusätzliche Tag im Körper der Mutter ist dabei grundsätzlich ein
Gewinn für das Kind. Denn trotz moderner medizinischer Versorgung ist das Überleben zu früh geborener Kinder noch immer keine Selbstverständlichkeit.
Vor der
24. SSW kann ein Fötus außerhalb des Mutterleibs nach wie vor kaum überleben,
in der 24. Schwangerschaftswoche geborene Kinder haben eine Überlebenschance von 60 Prozent, behalten jedoch durch die Frühgeburt in vielen Fällen bleibende Schäden zurück.
Auch um die 28. SSW geborene Kinder weisen noch deutlich häufiger eine verzögerte motorische Entwicklung oder ein geschwächtes Immunsystem auf als später geborene.
[BS]
Quellen:
https://www.apotheken.de/
Vorzeitige Wehentätigkeit und drohende Frühgeburt: Grundlagen, Klinik, Diagnostik und Therapie - von:
D. Pieber, P. Afschar (Journal für Fertilität und Reproduktion 2003; 13 (4) (Ausgabe
für Österreich), 34-39)