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Hat die Familie Mitspracherecht?
Bild: Stihl024 / pixelio.de
Autoreninfo | Sylvia Koppermann |
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aktualisiert: 13.10.2010 | Mehrfache Mutter u. Autorin |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Viele werdende Eltern beginnen bereits in dem Moment mit den Überlegungen, welchen
besonders schönen Vornamen ihr Baby bekommen soll, wenn der Schwangerschaftstest positiv anzeigt. In Gedanken geht man all die tollen Namen durch, die man kennt, achtet verstärkt im Umfeld darauf, wie andere Eltern ihre Kinder benannt haben und fragen im Bekanntenkreis nach, wer vielleicht einen Vornamen weiß, den man selbst noch nicht in Betracht gezogen hat.
Und schon stellt man die
Unterschiede all der Geschmäcker fest. Ist für die Tante vielleicht Paul der absolut tollste Jungenname, hat der Onkel möglicherweise nur einen entsetzten Blick für Paul übrig. Mag die Oma kurze, englischstämmige Vornamen, hat der Opa eventuell eine Vorliebe für klangvolle französische Namen. Bevor man sich versieht, wird aus der familiären Kaffeerunde eine Diskussionsgruppe, in der jeder seinen Namensgeschmack verteidigt und nur selten die werdenden Eltern gefragt werden, was ihnen denn nun gefällt.
Häufig kommen dann Einwürfe, dass doch das Baby zumindest einen zweiten Vornamen bekommen soll, da dies zu Ehren der Oma oder des Opas traditionell einen besonderen Stellenwert besäße und häufig macht der tagende Rat der Verwandtschaft aus der simplen Frage der werdenden Eltern "Wie findet ihr Nele?" einen mehrstimmigen Beschluss, dass Nele dann doch "Carlotta Elisabeth Marianne" zu heißen habe.
Jede Mutter und jeder Vater, die genau diese Debatten schon einmal erlebt haben, werden an dieser Stelle wahrscheinlich seufzen und in Erinnerung an all die "unverbindlichen" Familienratsbeschlüsse denken, sowie später die mehr oder weniger enttäuschten Gesichter all der Anverwandten, wenn diese fragen "Warum heißt der Kleine den nun Lukas? Ich dachte, Ihr wollt ihn unbedingt Theodor, nach Opa, benennen!?"
So wird häufig die Namenswahl zu einer Qual für die Eltern, die es dem Einen Recht machen wollen, einem Anderen nicht vor den Kopf stoßen möchten, gleichzeitig aber den eigenen Geschmack nicht aus den Augen verlieren mögen. Und es gehört schon eine Menge Energie dazu, den lieben Verwandten klar zu machen, dass am Ende nur einer entscheidet, wie das Baby heißen wird: das Elternpaar. Ein kleiner Tipp, um all die guten Ratschläge zu umgehen, ohne jemandem vor den Kopf zu stoßen, wäre von Anfang an zu sagen "Wir werden dem Baby einen wunderschönen Namen geben, den wir allein aussuchen. Lasst Euch überraschen!"
Dabei sollten die werdenden Eltern sich immer vor Augen halten, dass es schon gar nicht so einfach ist, sich zu zweit auf einen Namen zu einigen und es umso mehr Wirrwarr geben würde, wenn sie der gesamten Familie ein Mitspracherecht einräumen. Je mehr Mitmenschen sie also bei der Auswahl mit einbeziehen würden, je umfangreicher zeigten sich dabei auch all die Geschmäcker und würden die werdenden Eltern eher verwirren, anstatt eine Hilfe sein.
Auch wenn es Verwandten und Bekannten eine große Ehre wäre, den Namen für das Kind aussuchen zu dürfen, sollte man niemals vergessen, dass Eltern und Kind tagtäglich mit eben diesem Vornamen leben müssen. Tante Adelheid wäre sicher stolz, wenn das Baby, auf ihren Wunsch, nach ihrer ersten großen Liebe Adalbert benannt würde, doch ist die auch ein Name, mit dem sich das Kind sein ganzes Leben identifizieren könnte? Und auch für die Eltern sollte das Aussprechen des Namen des Kindes, nicht mit einem unwohligen Gefühl verbunden sein, weil sie "Adalbert" eigentlich gar nicht so schön finden.
Bis zur Geburt des Babys könnte es öfter passieren, dass ein Mensch aus dem Umfeld ein wenig pikiert wirkt, weil sein Namensvorschlag keine Anerkennung findet, aber um allen werdenden Eltern Mut zuzusprechen: Sobald das Baby da ist und seinen Namen hat, für welchen sich die Eltern auch immer entscheiden mögen, wird kaum jemand übel nehmen, dass Mutter und Vater sich eigenständig für einen Vornamen entschieden. Denn nach der Geburt wird für alle nur der süße Fratz zählen, nicht aber der Name, der ihn nicht weniger süß in ihren Augen machen würde.
[SyKo]