Autoreninfo | Mag. Julia Simsch | |
aktualisiert: 15.12.2019 | Online Redakteurin | |
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Es ist gar nicht so selten, dass sich eine Vaterschaftsfrage stellt. Um diese beantworten zu können, wird in der Regel ein Vaterschaftstest gemacht. Was das genau ist, wie er funktioniert und wie sicher dieser ist, das alles und noch mehr erfährst du hier in diesem Artikel.
Immer wieder kommt es zu Situationen, in denen nicht ganz klar ist, wer der Vater eines Kindes nun eigentlich ist. Nicht immer muss diese Situation von beiden Seiten unklar sein, manchmal reicht es schon, dass der potentielle Vater an die eigentliche Vaterschaft nicht glaubt. Will man hier auf Nummer sichergehen oder hat andere gute Gründe, wieso es potenziell unsicher sein könnte, wer der eigentliche Vater ist, ist es möglich, die Vaterrolle durch einen Vaterschaftstest nachweisen zu lassen. Vaterschaftstest werden in der Regel anhand von DNA Proben verglichen, die man vom Vater und Kind und eventuell sogar von der dazugehörigen Mutter nimmt. Heutzutage kann man davon ausgehen, dass ein Vaterschaftstest ein fast zu 100 % sicheres Ergebnis liefert, sodass ein positiver Vaterschaftstest in der Regel als gegeben hingenommen werden kann.
Nun könnte man sich fragen, wie genau ein Vaterschaftstest eigentlich funktioniert, genau das wollen wir hier nun einmal beleuchten. Grundsätzlich erst einmal ist ein Vaterschaftstest kein Gentest. Denn über die eigentlichen vererbten Gene gibt ein Vaterschaftstest in der Regel keine Auskunft. Ein Vaterschaftstest bestimmt stattdessen die Länge einzelner DNA Abschnitte und verrät hierbei viel über die Abstammung.
Um das zu verstehen, müssen wir verstehen, dass die Hälfte des Erbguts eines Kindes vom Vater stammt, der andere Teil von der Mutter. Die eigentlichen Gene machen hierbei aber nur einen kleinen Teil aus, denn die Erbinformationen bestehen etwa zu 98 % aus nicht codierten Bereichen, deren Funktion auch heute noch nahezu unbekannt ist. In einigen dieser Abschnitte wimmelt es nur so von Wiederholungen das bedeutet kurze Folgen von DNA Buchstaben, die sich immer auf die gleiche Art und Weise aneinanderreihen. Unter DNA Buchstaben versteht man im Endeffekt nur die Abkürzung für die Basen Guanin, Cytosin, Thymin und Adenin. Aus diesen Basen bildet sich unser gesamter DNA-Strang aus.
Kommen wir aber zurück zum Vaterschaftstest und den verräterischen Wiederholungen, die zur Bestimmung herangezogen werden. Wissenschaftler bezeichnen diese Wiederholungen mit dem englischen Ausdruck Short Tandem Repeat (STR). Diese können sich Dutzende Male wiederholen und bestehen in der Regel aus 2-7 DNA Buchstaben (Basen). Nun kann es also sein, dass sich eine Basenfolge wie zum Beispiel „AGTA“ bei dem einen Menschen ein dutzendmal wiederholt und bei einem anderen diese Wiederholung zwei dutzendmal auftritt. Jede dieser Wiederholungen gibt es bei jedem Menschen in der Regel unzählige und sie sind individuell jedes Mal neu zusammengewürfelte, sodass sie wie ein Fingerabdruck sind und es ermöglichen, eine eindeutige Identifizierung von Menschen zu ermöglichen. Eine Ausnahme bilden hierbei natürlich eineiige Zwillinge, die einen exakt identischen DNA-Satz haben.
Ursprünglich tauchte dieser genetische Fingerabdruck bei den Kriminologen das erste Mal auf, die durch die Analyse dieser Wiederholungen einen genetischen Fingerabdruck von einem kriminellen Bekommen haben, den sie mit dessen Hilfe auch überführen konnten. Grundsätzlich braucht man für einen Vaterschaftstest zwei Proben nämlich die vom Kind und die vom möglichen Vater. Perfekt ist es natürlich, wenn auch die Mutter in die Analyse mit einwilligt, dass das ganze deutlich einfacher macht. Die Forscher müssen dann sorgfältig vergleichen und herausfinden, ob eine Vaterschaft ausgeschlossen werden kann oder ob diese sehr wahrscheinlich ist. In der Regel wird für die DNA-Analyse natürlich Probenmaterial in Form vom Körpergewebe benötigt. Es ist hierbei vollkommen egal, ob es sich um eine Blutprobe, ein Abstrich der Mundschleimhaut oder ein einzelnes Haar handelt. Selbst nach dem Ableben einer der betroffenen Person kann diese Testreihe noch durchgeführt werden.
Letztendlich werden 15-40 DNA Marker in ihrer Länge bestimmt und dann in einer Laboranalyse anhand dieser Vielzahl von Messpunkten miteinander verglichen. Hierfür gibt es eine statistische Auswertung von Daten mithilfe von speziellen Programmen, die am Ende ziemlich sicher sagen können, ob der Mann, dessen DNA zur Verfügung stand, der Vater des Kindes sein kann oder nicht. Wichtig hierbei ist zu verstehen, dass diese Testreihe im Endeffekt nur aussagen kann, ob ein Mann nicht der Vater des Kindes ist. Eine Vaterschaft bestätigen kann der Test nämlich nicht. Allerdings sind die Wahrscheinlichkeiten, hier ausschlaggebend da diese in der Regel mitunter sehr hoch sind und so kann man die Vaterschaft mit dem Test zwar nicht zu 100 % beweisen, aber man kann annehmen, dass es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit so ist, wenn der Test entsprechend ausfällt.
Beim Vaterschaftstest ist es unglaublich wichtig zu wissen, dass er klare Grenzen gesetzt hat und vor allem, dass man sich mächtigen Ärger einhandeln kann, wenn man nicht sinnvoll mit diesen umgeht. Vor dem Gesetz ist ein Vaterschaftstest ein Eingriff in das Persönlichkeitsrecht und somit muss man einige Punkte beachten, will man nicht hinterher womöglich eine ganze Menge Ärger haben. Die wichtigste Regel hierbei ist, ohne Einverständnis geht im Endeffekt gar nichts. Ein Vaterschaftstest darf nur dann durchgeführt werden, wenn alle Beteiligten schriftlich ihre Zustimmung erteilen. Da in der Regel gerade kleine Kinder ihre Zustimmung natürlich nicht selbst geben können, ist es hier notwendig, dass alle Sorgeberechtigten dem Test zustimmen. Das bedeutet auch, dass die Mutter, die in der Regel immer das Sorgerecht für das Kind hat, hier letztendlich also ein großes Mitspracherecht hat. Erst wenn das Kind volljährig wird, kann es seine Zustimmung selbst geben.
Man sollte es auch tunlichst vermeiden, sich über diese Regelung hinwegsetzt zu wollen, denn ohne die notwendigen Einwilligungen muss man mit einer empfindlichen Strafe rechnen. Heimliche Tests können mit einer Geldstrafe von bis zu 5000 € geahndet werden. Dies gilt übrigens auch, wenn der Vaterschaftstest in einem ausländischen Labor bearbeitet wird.
Die Frauen haben es hierbei etwas leichter als die Männer, denn in der Regel passiert gar nichts ohne ihre Einwilligung. Auch die Männer haben nicht das Recht einfach einen Vaterschaftstest durchführen zu lassen, sondern müssen auch hier die Einwilligung erhalten. Allerdings steht dem gesetzlichen Vater das Recht auf einen Vaterschaftstest zu. Dafür muss allerdings ein Familiengericht seinem Antrag zustimmen, es sei denn, dass aus irgendeinem Grund das Wohl des Kindes hierdurch gefährdet wird. Kommt es hierbei zu der Tatsache, dass der Richter dem Vater Recht gibt, ersetzt die richterliche Anweisung das mütterliche Einverständnis und der Test kann ganz legal durchgeführt werden. Wichtig hierbei ist allerdings auch wieder zu wissen, dass das Recht auf einen Gerichtstermin allerdings nur jemand hat, der vor dem Gesetz schon als Vater gilt. Wer also glaubt, ein Kind gezeugt zu haben, aber nicht als Vater bei den Behörden gemeldet ist, der muss den Weg über eine Vaterschaftsfeststellungsklage gehen, aber auch hier ist dies nur dann zulässig, wenn das Wohl des Kindes hierbei nicht beeinträchtigt wird.
Auch schon vor der Geburt ist es möglich einen Vaterschaftstest durchführen zu lassen. Hierzu muss man zum Glück nicht mit größeren, aufwändigeren oder gar risikoreichen Eingriffen für das Baby rechnen, da es lediglich einen Wangenabstrich des Vaters und etwas Blut der Mutter braucht, um die Vaterschaft für das Kind zu klären. Im Gegensatz zu Gewebeproben vom Baby, die das Risiko einer Fehlgeburt um etwa 2 % erhöhen würden, wird die DNA des Kindes einfach aus dem Blut der Mutter isoliert, sodass es dann möglich ist, mit Hilfe eines herkömmlichen Vaterschaftstests die Vaterschaft während der Schwangerschaft noch zu klären. Hierbei ist das Verfahren relativ sicher und bietet eine Zuverlässigkeit von etwa 99,99 %.
Nun könnte man sich sicher fragen, wie es sein kann, dass man aus dem Blut der Mutter die DNA des Kindes gewinnen kann. Das ist ganz einfach erklärt, denn mit einer Schwangerschaft tritt nach etwa acht Wochen die DNA des Babys über die Plazenta in das Blut der Mutter ein. Aus diesem Grund ist es möglich, die DNA des ungeborenen Babys aus dem Blut der Mutter zu isolieren und dann mit der DNA des vermeintlichen Vaters zu vergleichen. Ein Risiko für das Baby besteht bei dieser Variante zum Glück nicht. Mittlerweile ist auch der pränatale Vaterschaftstest anerkannt.
[KaKra]