Autoreninfo | Sylvia Koppermann | |
aktualisiert: 16.12.2014 | Mehrfache Mutter u. Autorin | |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
In Ausnahmefällen kann es sogar zu Aussagen wie „Wäre es möglich, die Uhr noch einmal zurück zu drehen, würde ich mich gegen ein Kind entscheiden“ kommen. Wie kann der Vater nur so etwas über sein Kind sagen? Liebt er es gar nicht so, wie er immer behauptet?
Ist das wirklich so?
Am Anfang der Beziehung sind noch viele Unsicherheiten Begleiter des Paares. Erst im Laufe der Zeit weichen diese und machen der Sicherheit Platz, die man mit dem Partner empfindet.
Gemeinsam baut man sich eine Zukunft auf, bereitet alles für das Leben an der Seite des Anderen auf und sieht sich, blickt man in die erträumte Zukunft, auch noch in vielen Jahrzehnten, als das gealterte, aber noch immer miteinander glückliche Paar.Alles will man zusammen er- und durchleben, zusammenhalten, glücklich sein.
Einem Paar, das sich liebt , käme nie in den Sinn, dass es bei den Wegen des gemeinsamen Lebens auch Momente geben kann, in denen sie nicht das Gefühl der innigsten Verbundenheit haben könnten. Das darf es nicht geben, denn vom Gefühl her, könnte das ja bedeuten, in Gefahr zu laufen, den Anderen zu verlieren.
Die Pläne sind hoch. Mann und Frau beschließen, wie eine Einheit in der Elternrolle zu sein, gemeinsam zu entscheiden, Seite an Seite zu stehen, was die Versorgung des Nachwuchses angeht und ihrem Kind vorzuleben, dass Eltern ein grundsätzlich zusammen gehörendes Team sind. Sie sehen häufig das Kind nicht als einen kleinen Menschen, der seine eigenen und individuellen Bedürfnisse hat, sondern eher wie eine Auszeichnung ihrer Gefühle zueinander.
All die hormonellen Schwankungen, die eventuell Stimmungswechsel verursachen, machen der Partnerin zu schaffen. Wohl jeder Mann, der bereits Vater ist, kann sich daran erinnern, dass er sich in der Schwangerschaft manchmal fragte, ob diese Veränderungen im Verhalten der Frau möglicherweise dauerhaft sind.
All die Sicherheit, mit der der Mann in die Vaterrolle startete, scheint auf einmal Verunsicherung zu weichen. Ängste kommen auf, die sich darauf beziehen, ob er überhaupt ein guter Vater sein wird und die Partnerin, die mit sich und der Schwangerschaft eins zu sein scheint, will der Mann nicht mit den Ängsten belasten.
Ihr gegenüber will er dieses Versprechen halten. Aber dieses Kind macht es ihm nicht leicht. Es fordert die Mutter, beansprucht sie scheinbar für sich und entfremdet sie dem werdenden Vater.
Das sind Gefühle, die vielen Männern nicht fremd sind. Dahinter steckt keine Boshaftigkeit. Nicht einmal zwangsläufig Egoismus, die Partnerin nicht teilen zu wollen, sondern, in den meisten Fällen, nichts als pure Angst, die Zweisamkeit zu verlieren.Wird das Baby dann geboren, vertieft sich, in den Augen des Vaters, die Distanz zwischen ihm und der Partnerin noch. Sie ist ständig um das Kind bemüht, unterbricht die Gespräche mit dem Mann, sobald das Baby sich bemerkbar macht, scheint übermüdet, weil sie in der Nacht mehrfach aufstehen und das Kind füttern oder beruhigen muss und irgendwie erlebt der Vater es, als sei das Kind nicht nur die Krönung der Beziehung, sondern auch eine Prüfung für eben diese, an der sich entscheidet, ob das Paar tatsächlich füreinander bestimmt und seine Liebe stark genug ist.
Die Mutter erkennt dies meist instinktiv. Sie hatte auch körperlich, in der Schwangerschaft und durch die verstärkte Ausschüttung von Hormonen, die ihre Muttergefühle intensivieren, eine Vorbereitung auf die Rolle der Mutter.
Das fehlt dem Mann. Er fühlt sich ausgeschlossen, nicht als der Teil, der er in der Theorie, bei der Planung des Kindes, noch sein wollte.Ohne Zweifel liebt er sein Kind, ist stolz auf dieses kleine Wesen. Aber die Angst, die Aufmerksamkeit seiner Partnerin und vielleicht sogar ihre Zuneigung zu verlieren, blockiert ihn teilweise.
Sie fühlt sich mit dem Baby im Stich gelassen, spürt die Eifersucht in ihrem Partner und stellt sich instinktiv schützend vor ihr Kind.
Für den Mann ein weiterer Beweis, dass dieses Kind eben nicht nur glückliche Verbindung seiner Eltern ist. Und so entwickelt sich ein scheinbar endloser Kreislauf aus Ängsten, Missverständnissen und Zweifeln, die nicht nur die Beziehung des Paares zueinander, sondern auch die des Vaters zu seinem Kind belasten.Jedoch muss er selbst auch Bereitschaft zeigen, für sie Verständnis aufzubringen und anerkennen, dass es für die werdende Mutter, körperlich und seelisch, auch eine Belastung sein kann, die Verantwortung für das in ihrem Körper wachsende Leben zu tragen.
Sie möchte diese Verantwortung vielleicht teilen. Er kann ihr dabei helfen, indem er versteht, was sie belastet und ihr zur Stütze werden. Die Schwangerschaft sollte keinen der beiden Elternteile ausschließen.Es zählt die Zeit, die Mann und Frau miteinander finden, wie kleine Inseln, auf die sie sich für einen Augenblick verkriechen und dort nichts anderes sind, als das Paar, dass sie vor dem Elterndasein waren.
Auf diese Weise baut der Mann meist schneller seine Ängste und Eifersucht ab. Er sieht, dass er nicht ausgeschlossen ist, sondern Teil dieser, seiner Familie. Noch immer geliebt und respektiert, sowohl von seiner Partnerin, als auch seinem Baby.
So wie ein Paar sich dazu entschließt, Eltern zu werden, sollte beiden Partnern bewusst sein, dass sie als Paar gefordert sind, an sich zu arbeiten. Das war vor dem Kind selbstverständlich. Früher hätten Mann und Frau nicht zugelassen, dass sie sich voneinander entfernen und sich gegenseitig immer wieder ihre Gefühle füreinander bewiesen.„Störenfried“ einer Beziehung ist wohl kaum ein Kind, sondern vielmehr verhindert ein Defizit in der Kommunikation des Paares, dass sie zu dem Team werden, das sie einst planten zu sein.
Auch wenn die Frau dabei eine wichtige Schlüsselrolle inne hat, ihrem Partner zu zeigen, wie wichtig er nach wie vor für sie ist, benötigt es jedoch auch vor allem Stärke des Mannes, sich seiner Gefühle bewusst zu sein und den Willen zu besitzen, daran zu arbeiten.Ja, ein Kind zu bekommen ist eine Umstellung und erfordert von beiden Elternteilen, das Leben ein Stück weit zu ändern. Aber es fordert in keinem einzigen Punkt, dass Vater und Mutter sich entfremden.
[SyKo]
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