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Wenn die Chemie stimmt
Bild: pixelio.de - @Rainer Sturm
Autoreninfo | Sylvia Koppermann |
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aktualisiert: 01.03.2011 | Mehrfache Mutter u. Autorin |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Die Tätigkeit der Tagesmutter - oder auch des Tagesvaters - gehört pädagogisch gesehen zur Kindertagesbetreuung. Dabei wird das Kind für ein paar Stunden oder aber den ganzen Tag gegen Bezahlung außer Haus beaufsichtigt. Es ist die Hauptaufgabe der Tagesmutter, die Entwicklung und Erziehung des Kindes durch geeignete Spiele, Aktivitäten und Bildungsangebote zu fördern und berufstätige Eltern zu entlasten.Allerdings ist es oft gar nicht so leicht, die richtige Bezugsperson zu finden, in deren Hände man letztendlich sein Kind geben will. Es empfiehlt sich also, eine möglichst genaue Prüfung der Fähigkeiten und Kompetenzen der Tagesmutter vorzunehmen. Denn die Qualität der Betreuung ist in ganz besonderem Maße von der Persönlichkeit der Bezugsperson abhängig.
Qualifikation der Tagesmutter
Für die Ausübung der Kindertagespflege benötigt die Tagesmutter die Erlaubnis des Jugendamts, sofern sie ein oder mehrere Kinder mehr als 15 Stunden wöchentlich für länger als drei Monate betreuen will. Die Erlaubnis ist dann auf insgesamt fünf Jahre befristet, wobei die Anzahl der zu betreuenden Kinder die Gruppengröße von fünf nicht überschreiten darf.
Pädagogische Ausbildung
Verfügt die Tagesmutter zusätzlich über eine pädagogische Ausbildung, kann allerdings die Erlaubnis zur Betreuung von mehr als fünf fremden Kindern erteilt werden. Insgesamt dürfen aber nicht mehr Kinder als in einer vergleichbaren Gruppe in einer Tageseinrichtung betreut werden. Tagesmütter und -väter, die die Kinder im Haushalt der Eltern betreuen, benötigen übrigens keine Erlaubnis.
Zusammenarbeit mit dem Jugendamt
Was die Qualifikationen der Tagesmutter angeht, kann es von Jugendamt zu Jugendamt große Unterschiede geben. Es wird allgemein jedoch verstärkt auf Qualität geachtet. Soll heißen, Pflichtnachweise wie Führungs- oder Gesundheitszeugnis reichen oft nicht mehr aus. Vielmehr muss man die Teilnahme an Schulungen, Lehrgängen und/oder Seminaren vorweisen können. Der Bundesverband für Kinderbetreuung in Tagespflege e.V. empfiehlt eine Qualifizierung von mindestens 160 Unterrichtsstunden, inklusive eines Kurses für Erste Hilfe bei Babys. Am Ende eines Lehrgangs erhält die Tagesmutter dann das Zertifikat „Qualifizierte Tagespflegeperson“.
Darüber hinaus muss die Tagesmutter, sollte sie nicht im Haushalt der Eltern arbeiten, über „kindgerechte Räumlichkeiten“ verfügen, womit ausreichend Platz für Spielmaterialien, gute hygienische bzw. unfallverhütende Verhältnisse sowie das Vorhandensein von Schlafgelegenheiten gemeint ist. Oft prüft das Jugendamt vor der Erteilung der Pflegeerlaubnis die Räume der Tagesmutter eingehend.
Wo wird das Kind betreut?
Prinzipiell lassen sich zwei Arten der Tagesmutterschaft unterschieden, je nachdem, von wo aus die Tagesmutter „operiert“. Findet die Tagespflege im eigenen Haushalt statt, wird das fremde Kind in ihrer Familie zusammen mit etwaigen eigenen Kindern betreut. Bequemer für berufstätige Eltern ist allerdings, wenn die Tagesmutter zu ihnen ins Haus kommt.
Weiterhin besteht die Möglichkeit, die Kinderaufsicht auch in anderen geeigneten Räumen, beispielsweise einer kindgerecht eingerichteten Mietwohnung stattfinden zu lassen. Dort können dann sogenannte Großtagespflegestellen oder Tagespflegenester untergebracht werden. Hier können dann mehrere Tagesmütter oder -väter gemeinsam eine größere Gruppe von Kindern beaufsichtigen und sich so in ihrer pädagogischen Arbeit unterstützen.
Die richtige Tagesmutter finden
Neben den wahren Goldstücken, die Kindern auf Anhieb Geborgenheit und Wohlbefinden vermitteln, gibt es bei Tagesmüttern leider auch Negativbeispiele. Diese parken die Kinder den lieben langen Tag vor dem Hörspiel - oder schlimmer noch vor dem Fernseher - und bieten Nudeln mit Ketchup als kulinarischen Höhepunkt an.
Eltern, die an dieser Form der Betreuung für ihr Kind interessiert sind, sollten sich daher genug Zeit zum Kennenlernen der Tagesmutter nehmen. Hierbei gilt, die Chemie und das Vertrauen müssen stimmen. Auch die jeweiligen Erziehungsstile müssen zu einander passen. Im Zweifelsfall sollte man den Mut aufbringen, „Nein“ zu sagen. Hilfe bei der Wahl der richtigen Betreuungsperson finden interessierte Eltern übrigens beim Jugendamt oder gewerblichen Agenturen. Viele Familien suchen aber auch privat oder erkundigen sich im Bekannten- und Freundeskreis.
Vorteile
Ist das Konzept der Tagesmutter passend für mich und mein Kind? Ein großer Vorteil der privaten Tagespflege ist die Tatsache, dass das Kind in relativ kleinen Gruppen untergebracht ist. Viele Tagesmütter kümmern sich ausschließlich um ein, maximal zwei Kinder, die sie oft vom Kleinkind- bis ins Grundschulalter begleiten. So wird den Kindern viel individuelle Aufmerksamkeit und Kontinuität in der Pflege zuteil. Da Tagesmütter sich oft um Kinder unterschiedlichen Alters kümmern, lernt das Kind zudem bereits früh die Gegenwart älterer und jüngerer Spielkameraden kennen. So kann es in der Gruppe soziale Fähigkeiten entwickeln und durch Vorbilder neue Fertigkeiten erlernen.
Für viele Eltern ist die Tagesmutter auch oft die praktischste Alternative, besonders, wenn sie in der unmittelbaren Umgebung wohnt und das Kind in seinem gewohnten Umfeld betreut wird. Oft entstehen auch jahrelange Freundschaften zwischen Eltern und Tagesmüttern. Da viele Tagesmütter selbst Kinder haben, profitiert der Nachwuchs von ihren Erfahrung und das Kind wächst in einer familienähnlichen Atmosphäre auf. Vor allem die zeitliche Flexibilität einer Tagesmutter im Vergleich zu anderen Betreuungsformen mit festen Öffnungszeiten ist ein großer Vorteil dieser Betreuungsform.
Nachteile
Zu den Nachteilen der Tagesmutterschaft zählt besonders die Tatsache, dass es keine einheitlichen Qualitätsstandards für die Ausbildung gibt, so dass ausgebildete Erzieherinnen hier einen großen Erfahrungs- und Wissensvorsprung haben. Viele Eltern sind auch davon abgeschreckt, dass Tagesmütter allein und ohne Aufsicht tätig sind. Sie fürchten, dass die eigenen Kinder der Tagesmutter eventuell mehr Aufmerksamkeit bekommen als die zu betreuenden Kinder. Ist die Tagesmutter außerdem kein Mitglied in einem örtlichen Netzwerk von Tagesmüttern, fällt die Betreuung bei Krankheit oder Urlaub ganz aus. Nicht zu vergessen sind auch die Kosten, denn für eine Tagesmutter müssen Eltern im Schnitt deutlich mehr zahlen als für einen Krippenplatz.
Verdienst der Tagesmutter
Auch hier gibt es keine einheitlichen Regelungen. Man muss grundsätzlich unterscheiden, ob das Gehalt bei einkommensschwachen Eltern ganz oder teilweise vom Jugendamt übernommen wird oder die Eltern die vollen Kosten tragen. Die Vergütung durch das Jugendamt liegt bei einem Stundensatz zwischen zwei und vier Euro. Privat kann die Tagesmutter einen Stundensatz zwischen drei und sechs Euro verlangen. Das Finanzamt erkennt eine Betriebskostenpauschale von 245,42 Euro pro Kind und Monat an. Alles, was darüber liegt, gilt als zu versteuerndes Einkommen.
[AKH]