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Schnuller, ja oder nein?

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Schnuller für das Baby
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AutoreninfoSylvia Koppermann
aktualisiert: 07.08.2021Mehrfache Mutter u. Autorin
Medizin, Gesundheit und Erziehung
Der wohl umstrittenste Gegenstand im jungen Leben eines Babys ist der Schnuller. Gegner und Befürworter streiten sich seit Jahrzehnten und es gibt sowohl medizinisch als auch psychologisch Vertreter auf beiden Seiten.

Die kontroversen Aussagen und Erkenntnisse verunsichern junge Eltern oft. Vor allem dann, wenn ihnen glaubhaft versichert wird, wie sehr sie ihrem Baby doch schaden und dass der Schnuller nichts weiter  als eine bequeme Art sein Baby ruhig zu stellen ist.

Oft kommen da sogar Argumente Außenstehender wie "Das habt Ihr Eurem Kleinen ja schon gut antrainiert!" Unter dem vorwurfsvollen Blick fühlen die Eltern sich schuldig und nicht selten nehmen sie sich vor, den Schnuller umgehend auszurangieren. Dieser Vorsatz endet spätestens dann, wenn das Baby sich ohne Schnuller nicht mehr beruhigen lassen will und so entsteht ein beständiger Kreislauf aus schlechtem Gewissen und Nachgeben.

Lesetipp: Zum Thema "Schnuller" lies auch unseren Beitrag:

Wer hat ihn erfunden?

Seit der Antike gibt es Nachweise für den Schnuller. Die verschiedensten Materialien wie Holz, Kork, Ton, manchmal auch bestimmte Pflanzenteile oder kleine Gefäße, die man mit Honig füllen konnte, wurden später durch den Latex- oder Silikonsauger abgelöst. Natürlich ging es primär darum die Babys ruhig zu stellen und es machte sich niemand Gedanken darüber, denn ein ruhiges Baby war - nach damaliger Ansicht - ein zufriedenes Baby.

Ist das tatsächlich so? Sind wir nicht überzeugt davon, dass ein quengeliges oder schreiendes Kind ein Bedürfnis hat?

Es ist relativ leicht herauszufinden, ob ein Baby weint, weil es Hunger hat, die Windel voll ist, es kränkelt oder einfach das Bedürfnis nach körperlicher Nähe hat. Doch oft, wenn all die Grundbedürfnisse befriedigt sind, weinen die Kleinen weiter. Unzählige Male war es ausgerechnet der Schnuller, der das Kind dazu brachte, sich zu beruhigen.

Der beruhigende Saugreflex

Bereits im Mutterleib saugen Babys am Daumen. Sie empfinden den erfüllten Saugreflex als beruhigend. Außerdem ist die erste Möglichkeit etwas zu ertasten bei Babys über den Mund gegeben. Sie besitzen noch keine ausgereifte Motorik in den Händen, wogegen beim Saugen Zunge und Gaumen einerseits etwas festhalten können und es gleichzeitig auch tasten. Sigmund Freud gab dem als erstes einen Namen, der sich bis in die heutige Zeit erhalten konnte: die orale Phase.

Genauso wie körperliche Nähe, eine vertraute Stimme oder Geruch, kann also auch das Saugen beruhigen und ein beruhigtes Kind ist tatsächlich auch ein entspanntes Kind. Entspannung wiederum, fördert eine emotionale Ausgeglichenheit und mindert die Wahrscheinlichkeit später ein nervöses oder hektisches Kind zu haben.

Natürlich ist der Schnuller nicht das Wundermittel, um ein ausgeglichenes Kind groß zu ziehen. Dazu müssen auch andere Komponenten hinzu kommen, wie Umgangston, Lebensgewohnheiten, Ernährung oder Tagesablauf.

Argumente gegen den Schnuller

Das schärfste und nicht von der Hand zu weisende Argument gegen den Schnuller ist das erhöhte Risiko einer Kiefer- oder Zahnfehlstellung. Aus diesem Grund wird stillenden Müttern oft geraten ihre Babys auch dann an die Brust zu legen, wenn sie satt aber unruhig sind. Die weiche Brustwarze soll die Gefahr der späteren Fehlstellungen eindämmen.

Vergleicht man nun jedoch das Material und die Nachgiebigkeit eines Schnullers, stellt man schnell fest, dass dieser nicht härter ist als die Brustwarze, die das Kind im Mund hat. Viele Eltern sind sich zudem gar nicht bewusst wie lang die Brustwarze durch das Saugen im Mund des Säuglings gezogen wird. Somit kann also nicht pauschal gesagt werden, das Eine sei besser als das Andere.

Daumenlutschen oder Schnuller, was ist schlimmer?

Zahnärzte und Kieferorthopäden sehen allerdings, so sehr sie meist die Schnuller auch verdammen, eine viel größere Gefahr für Gaumen- und Kieferfehlstellungen, wenn ein Kind regelmäßig und ausgiebig am Daumen lutscht. Einerseits wird dabei meist eine Seite des Oberkiefers stärker beansprucht als die andere, anderseits gibt der Daumen weniger nach, ist somit also fester als ein Schnuller. Man muss also zumindest einräumen, dass der Schnuller gesünder ist als das Daumenlutschen. Eltern beobachten ihre Babys ständig und werden schnell feststellen, ob sie sich beruhigen, wenn sie sich in einer unruhigen Phase Daumen, Finger oder auch die Faust in den Mund stecken und Hunger auszuschließen ist. Unbewusst zeigen die Kleinen so: "Guck mal Mama und Papa, das beruhigt und entspannt mich.".
Lesetipp: Zum Thema "Daumenlutschen" lies auch unseren Beitrag:

Hat das Baby ansonsten ein stabiles Trinkverhalten, egal ob beim Stillen oder aus der Flasche, dürfen Eltern sehr wohl einen Schnuller geben. Das Baby interessiert sich nicht dafür, ob seine Zähne später schief sein könnten. Es lebt im Hier und Jetzt, möchte jetzt etwas Beruhigendes und sucht in diesem Moment Entspannung im vertrauten Saugen.

Ein kleiner Trost ist, dass der Schnuller nicht zwangsläufig eine Zahnfehlstellung verursachen muss. Und viele Babys mögen den Schnuller bestenfalls in den ersten Wochen, um ihn dann kategorisch abzulehnen, indem sie ihn ausspucken.
br>[SyKo]

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1 Kommentar

1

Oh, welch konstruktiver Artikel endlich mal zu dem Thema zum Besten gegeben wurde. Ich war selber Schnuller-Kind, meine Eltern schafften es erst mir diesen abzugewöhnen, als ich 5 Jahre alt war. Ich habe 1A Zähne und bis heute keine Plombe, nie eine Zahnfehlstellung gehabt oder ähnliches. Mein Schnulli war für mich sowas wie für andere das Schnuffeltuch oder ein besonders liebgewonnenes Stofftierchen. Ich hatte den einach wirklich lieb und er gehörte zu mir. Wenn ich ihn im Mund hatte, habe ich mich einfach geborgen gefühlt. Genau wie Kinder, die Stofftiere knuddeln oder ihr Schnuffeltuch in den Mund nehmen oder ähnliches. Er war ein Ritual, das mich ständig begleitete. Ich werd diesen Artikel erstmal abspeichern und meinem Schwiegerdrachen unter die Nase reiben. Madame meint nämlich, dass Schnuller sowas von schädlich sind, und findet es soo verantwortungslos von mir, dass ich unserer Kleinen diesen nicht verwehre. Aber was ich sage zählt ja ned. Aber jetzt gibt's diesen Artikel.;)THX

von Lilith76 am 21. 08. 2010

2

also mein Kind hat bis zu seinem dritten Lebenjahr einen Schnuller gehabt und das fast den ganzen Tag über... ich hab ihm den selber nicht abgewöhnt bekommen... da kam mir der Zahnarzt zu Hilfe.... bei einer Vorsorgeuntersuchung stellte er eine Kieferveränderung fest die sich so darstellte, wenn er ohne Schnulli zusammen biss zeigte sich eine grosse Lücke zwischen den Zähnen wo man locker den Schnulli durchschieben konnte.... der Zahnarzt meinte wir sollten schnellst möglich den schnulli abgewöhnen... nur wie?? guter Rat war Teuer:D da hatte die Zahnarzt helferin eine super idee die hat in der belohnungskiste geschaut nach einem Matchboxauto (mein Kind war total autoverrückt) und bot ihm diesen zum Tausch... auto gegen Nuckel.... ok das hat er gemacht.... und wir haben alle schnullis dann erntzorgt und immer wenn er verlangen danach hatte ihm an sein tauschgeschäft erinnert und das auo gegeben und nach ca 3 wochen hat er nicht mehr nach gefragt... Das mal zu meinen Erfahrungen....

von emi82 am 21. 08. 2010

3

und jetzt zu meiner Meinung.... ich würde auch meinen nächsten Kindern wieder einen Schnuller anbieten.... denn auch durch Daumenlutschen kann evtl. auch eine Fehlstellung verursacht werden.... aber wie soll man einen Daumen abgewöhnen man ihm nicht weck nehmen kann wie einen Schnuller... nicht bei jedem Kind verformt sich der Kiefer oder stellen sich die Zähne falsch und ich denke dann kann man auch denn Schnulli solange lassen wie ein klein Kind das Bedürfnis dazu hat.... aber wenn es dann im Kindergarten Grosse-Gruppe ist sollte mann es auf Nachts reduzieren oder entwöhnen...

von emi82 am 21. 08. 2010

4

Tatsächlich, der Schnuller sorgte für eine Saugverwirrung. Ich musste halt acht geben, dass kurz vor einem Fläschen kein Schnuller gegeben wurde. Sonst trank mein Kind das Fläschen nicht bzw. nicht die volle Menge, um zufrieden zu sein. Mitlerweile sind wir bei Brei, jetzt darf sie schnullern, soviel sie will...

von Aginess am 11. 07. 2012

5

ich hatte das göück das meine 2 gar keinen Schnulli brauchen wir wollten es ihnen aber auch gar nicht angewöhnen

von Suraja am 11. 07. 2012

6

meine große nahm mir keinen schnuller an, daumen hat sie aber zum glück nicht genommen. die kleine hatte den daumen von anfang an versucht zu nehmen. hab ihr dann schnell den schnuller angewöhnt. als die große (damals 1 jahr) gesehen hat, dass die kleine schwester da was im mund hat, hat sie ihn ihr regelmäßig geklaut. dann hab ich der großen einen eigenen gegeben und somit hatten dann beide einen. finde ich tausend mal besser als den daumen. allerdings hab ichs ihnen dann abgewöhnt als die große etwa 2 1/2 war und die kleine 1 1/2. (wollte ihn definitv nicht länger geben als bis max. zum dritten lebensjahr) ging auch ohne probleme. innerhalb einer woche dachten sie nicht mehr an den schnuller

von DASM am 28. 06. 2014

7

Sowohl mein Großer alsauch meine Kleine haben den Schnuller verweigert. Bei der kleinen war es so stark das sie sogar anfing zu würgen sobald etwas gummiartiges im Mund war. So gab es eben keinen und auch keine Flasche.

von DocJj1981 am 22. 04. 2017



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