Legasthenie oder besser bekannt eine Lese-Rechtschreib-Schwäche gibt es in vielen verschiedenen Ausprägungen. Wieso es so wichtig ist, eine Legasthenie frühzeitig zu erkennen und zu behandeln, was das eigentlich bedeutet und woher sie womöglich kommt, das erfährst du direkt hier in diesem Artikel.
Bei der Legasthenie handelt es sich im Endeffekt um eine Lese- und Rechtschreibstörung. Das Wort ist zusammengesetzt aus dem lateinischen „legere“ für Lesen und dem altgriechischen „asthéneia“ für Schwäche. Weitere Bezeichnungen, unter denen man eine Legasthenie findet, ist eine Lese- und Rechtschreibstörung oder Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten. In vielen Fällen wird dies einfach durch LRS abgekürzt. Letztendlich haben Menschen mit einer Lese- und Rechtschreibstörung Probleme mit der Umsetzung der gesprochenen Sprache in die schriftliche Sprache und umgekehrt. Man geht in Deutschland davon aus, dass etwa 4 % aller Schüler an einer Legasthenie leiden und somit von der Problematik betroffen sind. Interessant ist hierbei, dass sich eine Legasthenie bei einer Früherkennung in der Regel noch problemlos kompensieren lässt, doch je später man mit der Therapie einsetzt, desto geringer sind in der Regel die erzielbaren Effekte. In Deutschland wird die Lese- und Rechtschreibschwäche als eine Krankheit bzw. eine Behinderung angesehen. Allerdings ist man sich hierüber nicht hundertprozentig einig, denn vor deutschen Gerichten werden Lese- und Rechtschreibschwächen teilweise als Behinderung angesehen teilweise aber auch nicht.
Was genau eine Legasthenie letztendlich auslöst, dass es nicht so ganz sicher erwiesen. Man diskutiert derzeit folgende Ursachen:
Genetik: Da in einer Familie häufig gleich mehrere Familienmitglieder von einer Lese- und Rechtschreibschwäche betroffen sind, wird in jüngerer Zeit verstärkt eine mögliche genetische Komponente diskutiert. Forscher vermuten eine polygenetische Ursache mit Bezug zu den Chromosomen 2, 3, 6, 18 und vor allem 15.
Neurologischer Ursachen: Vergleicht man bildgebende Verfahren beim Lesen zwischen Schülern und Erwachsenen mit Legasthenie und jeden ohne, so kann man deutliche Abweichungen bei den Aktivierungsmustern in der Großhirnrinde nachweisen. Diese betreffen vor allem die sprachverarbeiteten Zentren im Schläfen- und Stirnlappen der linken Hirnhälfte und es liegen Hinweise auf ein Defizit in der Verarbeitung schneller Folgen von Stimuli vor, was auf eine weniger effiziente Erregungsweiterleitung in der Seh- und Hörbahn zurückzuführen sein könnte.
Man kann beobachten, dass Kinder mit einer Sprachentwicklungsverzögerung in der Regel eine erhöhte Tendenz dazu haben in der Folge eine Lese- und Rechtschreibstörung aufzuweisen. Hier kommt man dahin, dass etwa ein Viertel der Kinder, die im Alter von 24 Monaten noch keine 50 Worte korrekt verwenden konnten, später eine Lese- und Rechtschreibstörung entwickelt haben.
Häusliche Lesesozialisation: Ein besonders hohes Risiko für das Auftreten einer Lese- und Rechtschreibschwäche haben gerade Kinder aus schwächeren sozialen Schichten, da hier die ungünstigen sozioökonomischen Verhältnisse dazu führen, dass die Kinder keine eigene Motivation an den Tag legen. Auch der häusliche Fernsehkonsum, und der Zugang zu digitalen Spielen und ähnlichen können ebenfalls Ursachen für eine später auftretende Lese- und Rechtschreibschwäche werden.
Vorausgesetzt, dass man die Legasthenie recht früh bemerkt, kann man diese in der Regel recht gut behandeln. Je frühzeitiger man diese erkennt, desto erfolgreicher sind die Maßnahmen. Da die frühe Erkennung für die Therapie unglaublich wichtig ist, wird schon bei den Vorsorgeuntersuchungen auf eventuelle Symptomatik hin geprüft. Kommt es zu einer Therapie, so gibt es begleitend zur eigentlichen Förderung der phonologischen Bewusstheit auch begleitend viele Therapieansätze, die zum Beispiel den Abbau von leistungsbezogenen Ängsten fokussieren. Auch der Aufbau von Lernmotivation sowie Übungen zur Konzentration und Entspannung stehen wir häufig im Fokus der Aufmerksamkeit. Auch die Erarbeitung von Selbsthilfemethoden und Techniken der Fehlerkontrolle und Selbstbestätigung gehören zu der Therapie einer Legasthenie dazu. Gerade bei älteren Kindern kann es ebenfalls zu einer Behandlung spezifischer, psychopathologischer Symptome wie zum Beispiel Schulangst, Einnässen oder eine gesonderte dissoziale Entwicklung kommen.
Eine Lese- und Rechtschreibschwäche hat das große Problem, dass man sie nicht einfach nach einem Schema F behandeln kann und so ist es unglaublich wichtig, für jeden Betroffenen individuell zu schauen, mit welchen Hilfsmaßnahmen er die Lese- und Rechtschreibstörung in den Griff bekommen kann. Lernstrategien, die die Schwäche, die der Schüler hat am besten mit seinen Stärken ausgleichen, gehören ebenfalls zu den Hilfsmitteln, mit denen Schülern gegen eine Lese- und Rechtschreibstörung vorgehen können. Es muss dafür gesorgt werden, dass die Kinder möglichst häufig ihre Sinnesorgane einsetzen. Auch gehört das Gedächtnis- und Konzentrationstraining sowie der Anleitung sprachlicher Fähigkeiten, das Zuhören und das sich Ausdrücken ebenfalls dazu. Mittlerweile gibt es sogar einige Schulbücher, die eine passende Software bereitstellen, um Schülern mit Legasthenie eine Hilfe zu sein. Darüber hinaus kann man immer wieder Hörhilfen finden, bei denen der Lehrer ein Mikrofon trägt, dass die Stimme des Lehrers, nicht aber die Umgebungsgeräusche im Klassenzimmer entsprechend verstärkt, sodass der betroffene Schüler eine bessere Hörwahrnehmung von dem bekommt, was der Lehrer erzählt.
[KaKra]