Obwohl dein Kind nun schon recht eigenständig ist, wirst du bemerken, dass es plötzlich wieder vermehrt versucht, in deiner Nähe zu sein. Vielleicht will es auch wieder vermehrt auf den Arm genommen werden oder auf dem Schoß sitzen. Dieses kann in diesem Alter durchaus anstrengend sein, da dein Kind in der Regel nicht sonderlich viel davon hält, wenn du seine Wünsche und Bedürfnisse ignorierst oder einfach keine Zeit hast, um dich jetzt mit ihm zu beschäftigen. Pflegeleichtere Kinder begnügen sich damit, einfach immer in deiner Nähe zu sein und zumindest im selben Raum zu spielen, in dem du gerade unterwegs bist. Schwierigere Kinder hängen dir womöglich wortwörtlich am Rockzipfel und lassen dich überhaupt nicht mehr los.
Beschäftigung
Dein Kind hat normalerweise in den letzten Wochen ziemlich gut gelernt, wie es sich alleine beschäftigen kann und du hast die Auszeiten genossen und für andere Dinge benutzt, wenn dein Kind irgendwo gesessen und brav mit seinen Spielsachen gespielt hat. Diese Phase ist nun schlagartig wieder vorbei und es ist beinahe so, als habe dein Kind komplett vergessen, wie es sich alleine beschäftigen kann. Permanent möchte es in deiner Nähe sein und verlangt, dass du ihm hilfst, sich zu beschäftigen. Alleine spielen war einmal und das Schönste, was dein Kind derzeit erleben kann, ist, dass du dir die Zeit nimmst, um mit ihm gemeinsam irgendetwas zu spielen. Deinem Kind ist es hierbei vollkommen egal, was du sonst gerade tust. Viele
Kinder sind in dieser Phase auch nicht besonders empfänglich für logische Argumentationen, wie die Tatsache, dass es sonst gleich nichts zu Essen geben kann, wenn man das Essen jetzt nicht kocht, sondern zusammen spielt. Der Fernseher beschäftigt dein Kind in der Regel zwar auch, aber dies sollte eher die Ausnahme und nicht die Regel werden, denn der Fernseher ist definitiv ein schlechter
Babysitter.
Eifersucht
Existieren in deinem Haushalt oder in deiner näheren Verwandtschaft weitere Kinder oder vielleicht auch nur Haustiere, so kannst du nun bemerken, dass in dem Moment, in dem du dich um ein anderes Kind oder Tier kümmerst, manchmal reicht sogar ein anderer Erwachsener, dein Kind beleidigt und vielleicht sogar wütend reagiert. Es versteht nicht, wieso irgendjemand anderes oder irgendetwas anderes deine Aufmerksamkeit genießen darf. Es vereinnahmt dich, wenn du es lässt wieder vollkommen und du kannst merken, wie es regelrecht darauf pocht, dass du seine Mama oder sein Papa bist und schon fast etwas verteidigend reagiert, wenn irgendetwas kommt, was deine Aufmerksamkeit auf sich
ziehen könnte. Ein bisschen ist das so wie mit seinem privaten Spielzeug, bei dem es auch absolut nicht in der Lage ist zu akzeptieren, wenn jemand anderes es nimmt und damit spielt.
Fremdeln
Fremde Menschen sind in dieser Übergangsphase deinem Kind einmal mehr ein absoluter Graus. Es versteht nicht, warum es ständig mit fremden Menschen in Kontakt kommen muss
und hält überhaupt nichts davon, wenn diese fremden Personen sich ihm nähern, es ansprechen oder gar die Dreistheit besitzen, es anzufassen. Auf den Arm möchte es bei solchen Personen schon mal überhaupt nicht und wenn es nach deinem Kind gehen würde, so dürften sich Fremde nicht einmal auf drei Meter nähern. Wie stark ausgeprägt das Fremdeln deines Kindes ist, ist von Kind zu Kind recht individuell und lässt sich nicht vorhersagen.
Wichtig ist, dass sich fremde Personen deinem Kind immer auf dessen Niveau nähern. Bitte deine Freunde oder Bekannten, dass sie sich auf Augenhöhe deines Kindes hinabbegeben, indem sie sich zum Beispiel zu dem Kind mit auf den Fußboden setzen und erst einen Moment versuchen, mit ihm zu spielen. Besonders leicht an Fremde zu gewöhnen ist ein Kind immer dann, wenn der Fremde es einfach mit Geduld angeht und dem Kind vielleicht einfach sein Spielzeug oder vielleicht sogar irgendetwas zu naschen reicht.
Bei Kindern geht Liebe meistens doch durch den Magen und viele kleine Kinder lassen sich, selbst wenn sie sehr stark fremdeln, durch ein paar Kleinigkeiten zumindest grob besänftigen. Grundsätzlich gilt aber auch, dass dein Kind
durchaus das Recht haben sollte, dass es nicht von fremden Person einfach angefasst wird und sich zurückziehen kann, wenn es mit der anderen Person nicht spielen oder interagieren möchte.
Lesetipp: Zum Thema "Fremdeln" lies unseren Beitrag: Warum fremdeln Babys.
Die Launen der Kinder
Wie das Wetter im April, so ist auch die Laune deines Kindes in dieser Phase. Du wirst wieder feststellen können, dass dein Kind erneut dazu neigt, von einer Sekunde auf die nächste von begeistert zu total genervt und wieder zurück zu wechseln. Auch Wutanfälle oder beleidigtes, trotziges Verhalten sind an der Tagesordnung. Dein Kind ist wenig kompromissbereit und es ist meist schwer abzuschätzen, wie dein Kind auf dieses oder jenes reagieren wird, vor allem
deshalb, weil sich die Laune sehr schnell ins Gegenteil verkehren kann, wenn nur eine Kleinigkeit dazwischenkommt. Manchmal braucht es auch nicht einmal einen echten Auslöser
dafür, dass dein Kind schlechte Laune bekommt, sondern es entwickelt sie einfach aus dem Nichts heraus, auch wenn es selbst und dir ebenso nicht aufgefallen wäre, was der Grund für diese schlechte Laune sein könnte. Auch hier gilt es wieder zu bedenken, dass solch ein Entwicklungsschub viele Veränderungen mit sich bringt und dein Kind wieder einmal den Eindruck hat, dass die Welt in der es sich plötzlich befindet, nicht mehr die Welt ist, in der es vorher gewesen war. Kein Wunder also, dass das Kind recht angespannt und sein Verhalten darüber hinaus auch nicht unbedingt ausgeglichen ist.
Ins Nichts starren
Auch in diesem Entwicklungsschub wirst du wieder feststellen können, dass dein Kind regelmäßig irgendwo in seinem Zimmer sitzt oder vielleicht in seinem Bettchen liegt und sich einfach nicht bewegt, sondern nur Löcher in die Luft starrt. Du merkst regelrecht, dass dein Kind mit den Gedanken überhaupt nicht anwesend ist und selbst wenn du es ansprichst, reagiert es nicht oder nur deutlich verzögert. Diese kurzfristigen Momente von Abwesenheit, die
du jetzt wieder beobachten kannst und die du in den vorangegangenen Entwicklungsschüben sicher auch bemerkt hast, sind etwas vollkommen Natürliches und du musst keine Sorge haben, dass das Verhalten irgendwie auffällig ist. Die meisten Kinder, die sich in dieser Phase befinden, sitzen aufgrund der großen Veränderungen, die in ihrem Gehirn vor sich gehen, minutenlang da und starren in die Luft oder hängen ihren eigenen Gedanken nach. Solltest du
hierbei der Meinung sein, dass dein Kind diese Phasen zu lange oder zu häufig hat, so kannst du durchaus beim Kinderarzttermin dieses Verhalten direkt ansprechen.
Schlafen
Auch jetzt ist das Schlafen wieder eines von diesen Dingen, die zu großen Problemen führen werden. Die meisten Kinder wollen in dieser Phase weder ins Bett, noch überhaupt
schlafen, egal wie müde sie sind. Dabei ist nicht einmal unbedingt ein Grund für dieses merkwürdige Verhalten zu erkennen. Einige Kinder wollen nur zu bestimmten Zeiten nicht mehr ins Bett, andere möchten überhaupt nicht mehr in die Koje und so ist das allabendliche oder auch mittägliche ins Bett bringen für die meisten Eltern in dieser Phase ein Kampf mit ihrem Kind. Darüber hinaus fällt dir vielleicht auch auf, dass dein Kind deutlich schlechter schläft,
nachts häufiger wach wird und vielleicht sogar unter Albträumen leidet.
Lesetipp: Zum Thema "Schlafen" lies unseren Beiträge:
Essen
Hat dein Kind gerade noch hervorragende Fortschritte beim Essen gemacht, so wirst du nun feststellen können, dass die täglichen Mahlzeiten schnell zu einem Schlachtfeld mutieren
können. Viele Kinder wollen in dieser Phase weniger und manche sogar so gut wie gar nichts essen, Mahlzeiten ausfallen lassen und aufgrund des Hungergefühls irgendwann zu ungünstigen Zeiten neue Mahlzeiten einführen. Es wird nicht mehr alles gegessen, was auf den Tisch kommt und vielleicht schießt sich dein Kind auch auf etwas ganz Besonderes ein, was es jetzt am liebsten dreimal täglich essen möchte. Das Essen wird nun zu einer konfliktgeladenen
Situation, die viel Potenzial für Streit, Ärger und Stress bietet.
So dein Kind noch an die Brust geht, kannst du womöglich wieder feststellen, dass es erneut mehr mit der Brust spielt als tatsächlich zu trinken. Da die meisten Kinder in diesem Alter schon Zähne haben, kommt es nicht
selten vor, dass sie auch einmal ausprobieren, was passiert, wenn man zubeißt. Dass spätestens jetzt der Punkt gekommen ist, wo die meisten Mütter keine große Lust mehr haben, noch weiter zu stillen, so sie nicht bereits schon abgestillt haben, ist relativ verständlich.
Auch diese anstrengende Zeit wird sich allerdings nach einigen Tagen, maximal wenigen Wochen, wieder legen, wenn dein Kind den zehnten Entwicklungsschub hinter sich gebracht hat.
Babyartigeres Verhalten
Am besten kann man das babyartige Verhalten, in das dein Kind meistens innerhalb des Entwicklungsschubs zurückfällt daran erkennen, dass es wieder weniger mit dir kommuniziert
und sich mehr darauf verlässt, dass schon irgendwann jemand
herausfinden wird, was es denn möchte und das Problem beseitigt, wenn es denn nur ausreichend quengelt oder schreit. Doch nicht nur was die Kommunikation betrifft, sondern auch in allen anderen Bereichen kommt es jetzt häufig zu größeren Rückschritten oder Stagnationen. Womöglich weigert sich dein Kind vehement, irgendetwas zu tun, was es die ganze Zeit über getan hat und möchte wieder mehr bemuttert werden.
Auch hierbei gilt, ruhig bleiben und einfach abwarten, denn auch diese Phase wird wieder vergehen, sobald der Entwicklungsschub hinter deinem Kind liegt. Es besteht also auch hierbei wieder kein Grund zur Besorgnis, nur weil dein Kind plötzlich einen entwicklungstechnischen Rückschritt macht. Stell dir einfach vor, dass es nur etwas Schwung holt, um am Ende des zehnten Entwicklungsschubs einen großen Satz nach vorne
machen zu können.
Übertriebenes Verhalten
Auch übertriebenes Verhalten ist ein konkretes Anzeichen für den zehnten Entwicklungsschub.
So kannst du dein Kind womöglich dabei beobachten, wie es versucht, dich zu manipulieren, indem es besonders lieb oder auch besonders unartig ist. Auch dieses übertriebene Verhalten solltest du bereits aus den vorangegangenen Entwicklungsschüben gut kennen und mittlerweile
Strategien entwickelt haben, wie du mit diesem umgehen kannst.
Kuscheltiere
Seine Kuscheltiere müssen nun auch immer dabei sein. Ob abends im Bett, beim Essen oder beim Spielen - das Lieblingskuscheltier deines Kindes darf nicht fehlen. Du kannst beobachten, wie es mit einem Kuscheltier viel schmust, dieses immer bei sich hat und es schon fast ein
wenig den Eindruck macht, als würde es so die ihm fehlende Nähe zu seinen Eltern auszugleichen versuchen. Du solltest deinem Kind die Freiheit lassen, sein Kuscheltier überall
mit hinnehmen zu dürfen, denn für viele Kinder bedeutet das Lieblingskuscheltier Schutz, Stabilität und Geborgenheit.
Lesetipp: Das Kuscheltier ist vor allem auch bei Trennungsangst ein wichtiger Begleiter, lies dazu mehr in unserem Beitrag: Trennungsangst und Kuscheltier
Wutanfälle
Im Zuge des übertriebenen Verhaltens, das dein Kind wieder an den Tag legen wird, kommt es nun auch wieder vermehrt zu Wutanfällen, wenn etwas nicht so läuft, wie dein Kind
sich dies gewünscht hätte. Die Wutanfälle können von Aufstampfen mit dem Fuß, über das Herumkreischen, das Werfen von Gegenständen bis hin zu echten Aggressivitäten alles umfassen. In der Regel greift dein Kind auch in diesem Entwicklungsschub wieder auf das Repertoire an Verhaltensweisen zurück, das du von ihm schon gewohnt bist. So solltest du im Normalfall auch schon die Grundlage haben, um herauszufinden, wie du mit deinem Kind in
diesem Entwicklungsschub am besten umgehst und seine Wutausbrüche verhinderst oder es wieder zur Ruhe bekommst, wenn es sich in seine Wut hinein gesteigert hat.
In aller Kürze
- Dein Kind will wieder in deiner Nähe bleiben und nicht mehr allein sein.
- Es möchte wieder vermehrt beschäftigt werden.
- Andere Menschen, vor allem jene, die es noch nicht kennt, gefallen ihm überhaupt nicht und
es möchte gerne auf diese verzichten.
- Er schläft wieder schlechter und hat womöglich sogar nachts Albträume. Ins Bett möchte es
auch nicht mehr.
- Das Essen wird wieder komplizierter und sorgt bei allen Beteiligten für viel Stress, Ärger und
Frust.
- Dein Kind benimmt sich wieder babyartiger.
- Ohne sein Kuscheltier geht gar nix.
- Übertrieben liebes oder übertrieben unartiges Verhalten gehört nun wieder zum täglichen
Einerlei.
- Dein Kind hat wieder vermehrt Wutanfälle, wenn irgendetwas nicht so funktioniert, wie es
sich das wünscht.
- Dein Kind sitzt manchmal da und wirkt, als wäre es ganz weit weg.
- Eifersucht ist für dein Kind in diesem Entwicklungsschub ein großes Thema und du wirst
merken können, dass diese von quasi allem und jedem ausgelöst werden kann.
- Die Laune deines Kindes ist sehr wankelmütig und schwankt stark binnen weniger
Minuten.
[KaKra]