Autoreninfo | Sylvia Koppermann | |
aktualisiert: 15.02.2011 | Mehrfache Mutter u. Autorin | |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
So nehmen 38 Prozent der Schweizer Paarhaushalte und 54 Prozent der Alleinerziehenden mit Kindern unter 15 Jahren Kinderbetreuung in Anspruch. Ist das jüngste Kind unter sieben Jahren alt, sind es sogar 52 respektive 70 Prozent. Wobei der größte Anteil an Betreuungstagen pro Woche aufgrund ihrer höheren Erwerbsbeteiligung von Alleinerziehenden beansprucht wird. Ein Fünftel der Paarhaushalte mit Kindern nutzt die Kinderbetreuung bis zu einem Tag in der Woche, ein Sechstel dagegen mehr als einen Tag pro Woche.
Bei den Betreuungseinrichtungen gibt es sowohl in deren pädagogischer Ausrichtung als auch Terminologie eine große Vielfalt an Angeboten. Der Verständlichkeit halber lassen sich drei Kategorien der Betreuung unterscheiden: Kindertagesstätten, Tagesfamilienbetreuung und schulergänzende Betreuung.
Unter den Begriff Kindertagesstätten fallen alle Betreuungsarten für Kinder im Vorschulalter (null bis sechs Jahre), also Krippen, Horte, Kinderhütedienste und dergleichen. Unterschiede gibt es hier vor allem in den Öffnungszeiten und der allgemeinen Struktur. Während Kinderhütedienste höchstens eine Halbtagesbetreuung anbieten, sollen Krippen erwerbstätigen Eltern ermöglichen, Kind und Beruf unter einen Hut zu bringen. Sie bieten daher eine tägliche Betreuung bis zu 12 Stunden an. Bei anderen Formen wird besonderer Wert auf die Sozialisation der Kinder gelegt.
Weitere Unterschiede ergeben sich auch beim Thema Aufnahme und Anmeldung: Während bestimmte Einrichtungen nur punktuell Kinder aufnehmen und keine Möglichkeit bieten, fixe Tage zu reservieren, sehen andere feste Anmeldungen zu fixen Zeiten vor. Die Trägerschaft der Einrichtungen liegt entweder in öffentlicher, privat und subventionierter oder gänzlich privater Hand. Wobei die Beiträge für öffentliche und subventionierte private Betreuungsformen nach dem Einkommen der Eltern abgestuft werden. Für gänzlich private Einrichtungen muss der volle Preis gezahlt werden; bei einer Ganztagesbetreuung bedeutet dies cirka 2000 Franken pro Kind und Monat.
Viele Eltern mit Kindern im Vorschul- und Schulalter nehmen auch in der Schweiz die Hilfe von Tageseltern, zum Großteil Tagesmütter in Anspruch. Diese betreuen die Kinder im eigenen Haushalt halb- oder ganztags. Als Vermittler zwischen Eltern, die eine Tagesmutter suchen und der Betreuerin selbst fungieren meist Vereine oder Netzwerke für Tageseltern, die auch oft die Ausbildung zur Tagesmutter anbieten. Auch hier variieren die Tarife stark und liegen zwischen drei und elf Franken pro Kind in der Stunde. In einigen Gemeinden gibt es jedoch einkommensabhängige Abstufungen beim Betreuungstarif und die Differenz wird übernommen.
Besonders auf dem Land wird die Betreuungsform der Tageselternschaft gerne in Anspruch genommen, weil es dort schwieriger ist, Kindertagesstätten zu schaffen. Eltern schätzen am Konzept Tagesmutter besonders die zeitliche Flexibilität, mit der die Tagesmutter ihnen entgegen kommen kann, besonders wenn sie in der unmittelbaren Nachbarschaft wohnt. Ein großes Problem der Tageselternschaft in der Schweiz ist aber die mangelnde Qualität und Professionalität in der Betreuung der Kinder.
Diese geht oft über das bloße Hüten der Kinder nicht hinaus – trotz der Möglichkeit in Vereinen eine Ausbildung zu absolvieren. Ein Grund hierfür sind die in manchen Teilen der Schweiz äußerst niedrigen Löhne. Besonders Tageseltern, die kein Mitglied eines Vereins sind, sind schwierig zu kontrollieren und es bleibt allein den Eltern vorbehalten zu entscheiden, ob die Qualifikation der Tagesmutter ausreicht.
Kinder im Schulalter haben morgens vor und nachmittags nach dem Unterricht die Möglichkeit, schulergänzende Betreuung in Anspruch zu nehmen. Auch hier gibt es ein großes Spektrum an mehr oder weniger umfassender Betreuung. Tagesschulen bieten sowohl Unterricht als auch Betreuung außerhalb der normalen Unterrichtsstunden an. Da diese außerschulischen Aktivitäten Teil des pädagogischen Konzepts sind, sind die Kinder dazu verpflichtet, an ihnen teilzunehmen. Die Betreuung allein kostet übrigens zwischen 8000 und 12000 Schweizer Franken pro Platz und Jahr.
Flexibler in dieser Hinsicht sind sogenannte Schülerclubs, bei denen die Teilnahme an außerschulischen Aktivitäten freiwillig ist und von den Bedürfnissen der Familien abhängt. Mittagstische und reine Hausaufgabenhilfen sind angesichts der Betreuungszeiten vor allem auf die Bedürfnisse Teilzeitbeschäftigter ausgelegt.
[AKH]