Autoreninfo | Katharina Krause | |
aktualisiert: 11.11.2018 | Vierfache Mutter und Autorin | |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Viele Menschen tendieren dazu, einfach alles so hinzunehmen, wie es gerade ist. Das bedeutet auch, dass sie ihr derzeitiges Leben in der Regel nicht infrage stellen. Kaizen lehrt uns, dass wir niemals etwas so hinnehmen sollten, wie es gerade ist. Wir sollen über das gewohnte Denken hinausgehen und alles in unserem Leben immer wieder infrage stellen. Der Ist-Zustand ist wie das gesamte Leben permanenten Veränderungen unterworfen und das musst du dir bewusst machen, wenn du das Kaizen in dein Leben integrieren möchtest
Jeder dürfte die Redensart "Wer wirklich etwas will, der findet Wege und alle anderen finden Ausreden" in dieser oder ähnlicher Form kennen. Ein ganz großes Problem in unserer Gesellschaft ist die Tatsache, dass viele von uns einfach aus Bequemlichkeit Dinge hinnehmen, die wir so gar nicht hinnehmen müssen. Wir verbringen einen Großteil unserer Zeit in einer Haltung, die permanent klarmacht, dass etwas auf keinen Fall gehen kann oder gehen darf. Sobald wir auf ein Problem stoßen oder auf etwas, das uns nicht besonders gefällt, kommen wir in einen Modus, den man nur als abwehrend bezeichnen kann. Viel sinnvoller wäre es, diese Abwehrhaltung, die meist sowieso nur eine Bequemlichkeitsreaktion ist, aufzugeben und stattdessen sich anzugewöhnen erst einmal herauszufinden, wie man das Problem, vor dem man gerade steht, lösen kann. Grundsätzlich lässt sich fast jedes Problem irgendwie lösen und die Frage ist nur: Finden wir einen begehbaren Weg und sind wir bereit, diesen Weg auch zu beschreiten und die damit verbundenen Mühen auf uns zu nehmen?
Wenn irgendetwas schief geht, dann suchen wir in der Regel direkt nach einem Schuldigen oder nach einer Entschuldigung, wieso dieses oder jenes denn nun schief gegangen ist und warum wir nichts daran ändern konnten. Dieses Verhalten ist vollkommener Humbug. Wenn ein Fehler oder ein Problem aufgetaucht ist, dann sollten wir erst einmal für uns klären, was wir an diesem Problem für eine Mitschuld zu tragen haben. Dann stellt sich die Frage, wieso es überhaupt zu diesem Fehler oder diesem Problem gekommen ist. Denn je detaillierter wir herausfinden, wo die Wurzel eines Übels zu finden ist, desto eher sind wir auch in der Lage, dieses Problem oder den Fehler tatsächlich wieder zu beheben. Für eine langfristige Verbesserung innerhalb des Lebens ist es immer erforderlich, dass wir erkennen, was um uns herum passiert und wo die Problematiken, die auftauchen ihren Ursprung haben.
Perfektionismus ist zwar in der Theorie eine anstrebenswerte Sache, doch ist wahrer Perfektionismus in der Regel nicht direkt umsetzbar. Natürlich sollten wir bei allem, was wir tun nach Perfektionismus streben, doch derreichen wir diesen nicht dadurch, dass wir immer sofort versuchen, den perfekten Schritt zu machen, sondern viel eher dadurch, dass wir lernen, durch stete Verbesserung der einzelnen Schritte, die wir tun müssen und die uns deutlich leichter fallen, als einen perfekten Schritt zu machen, sich dieser Perfektion anzunähern. Man muss sich von der Idee verabschieden, dass man durch eine einzige Aktion, die man tätigt, direkt ein perfektes Ergebnis erzielen kann. Viel besser ist es, kleine und schnelle Verbesserungen zu machen und darüber zur Perfektion zu gelangen. Suche also nicht immer direkt nach der perfekten Lösung, denn wenn wir mal ehrlich sind, heißt das meistens nur, dass sich über einen langen Zeitraum gar nichts tut, man schließlich einsehen muss, dass es keinen perfekten Weg gibt und man dann doch anfängt, mit kleinen Schritten vorwärtszugehen. Überspringe diese unsinnige Wartezeit und gehe direkt mit kleinen Schritten los.
Ganz konsequent sollte man darauf achten, einen Fehler oder ein unerwünschtes Verhalten sofort zu korrigieren, wenn man diesen bemerkt. Es macht keinen Sinn, darauf zu warten, dass sich der Fehler oder das Verhalten wiederholt, draußen gerade die Sonne scheint oder es gerade nicht so unpassend ist, weil genau jetzt deine Lieblingssendung läuft. Fällt dir bei deinem Kind, dir selbst oder bei sonst irgendjemanden in deinem Haushalt auf, dass irgendetwas nicht ganz richtig läuft, so ist es dringend erforderlich, diesen Fehler sofort zu korrigieren. Meistens vertiefen und dramatisieren sich Fehler, die man ignoriert mit der Zeit und aus einem kleinen Fehlverhalten wird plötzlich ein Charakterzug, den man umso schwieriger wieder wegbekommt, als wenn man den kleinen Fehler direkt von Anfang an korrigiert hätte. Das ist übrigens nicht nur innerhalb der Erziehung so. Dieses Konzept lässt sich auch auf jeden anderen Bereich in deinem Leben anwenden. Wenn du zum Beispiel bemerkst, dass sich dein Computer merkwürdig anhört, so macht es durchaus Sinn, dieses Geräusch nicht zu ignorieren bis irgendwann der Computer gar nicht mehr läuft, sondern direkt zu versuchen, diesen offensichtlichen Fehler direkt zu beheben. Ob du dies nun allein machst, indem du deinen Computer aufschraubst und hereinschaust, um herauszufinden, was genau sich so merkwürdig an deinem PC anhört oder ob du zu den Leuten gehörst, die mit ihrem PC dann zu einem Fachmann fahren müssen oder vielleicht doch einfach nur im Internet einmal kundig darüber machen, was es sein könnte, spielt hierbei keine große Rolle. Wichtig ist nur, dass du den Fehler realisierst und direkt versuchst, etwas gegen den Fehler zu unternehmen.
Die meisten Lösungen Kosten übrigens kein Geld. Auch hier lässt sich dieses Prinzip wieder
auf so ziemlich alle Bereiche anwenden. Natürlich kannst du Unmengen an Geld dafür
ausgeben, diverse Erziehungsratgeber, Erziehungsseminare oder -lehrgänge zu absolvieren, doch meist ist dies gar nicht notwendig. Wenn du
direkt versuchst, Zeit für die Lösung deiner Probleme einzuplanen und die Probleme, die dir
auffallen, sofort korrekt anzugreifen oder dich darüber zu informieren, so kannst du dir viel
Geld und Zeit sparen, denn das reine Wissen bringt dich in der Regel nicht weiter. Umsetzen
ist die Devise und das ist es, was den meisten Menschen heutzutage sehr schwerfällt.
Grundsätzlich sollte man die Ausgaben für das Lösen von Problemen möglichst gering halten.
Natürlich kann man das nicht immer komplett vermeiden, doch es geht hierbei nicht darum,
unbedingt zu sparen, sondern nur sinnlose Ausgaben zu vermeiden.
In der Kindererziehung
zum Beispiel genügt es in der Regel, wenn man sich die Zeit nimmt, ein Problem zu analysieren und dann eine Strategie zu entwickeln, um dagegen vorzugehen. Dies kann
die meisten Probleme schon vollkommen aus der Welt schaffen, ohne dass man dafür zig
verschiedene Ansätze in der Theorie studiert haben muss. Es ist also immer deutlich besser,
gezielt die Lösung eines Problems herbeizuführen und sich nicht in der großen Masse der
Angebote zu verlieren und Wissen anzusammeln, welches man gar nicht umsetzt.
Wir tendieren heute dazu, uns extrem von Schwierigkeiten beeinflussen zu lassen, sobald diese auftreten. Dabei sind Schwierigkeiten eigentlich eine gute Sache, denn sie fordern uns heraus, unseren Kopf zu benutzen und längerfristig über ein Problem nachzudenken. Grundsätzlich lassen sich für die meisten Probleme sehr einfach Lösungen finden, wenn man nur bereit ist, sie anzugehen. Du solltest also Schwierigkeiten auf deinem Weg immer als eine Möglichkeit sehen, um etwas Neues zu lernen und ein Stück erfahrener und vielleicht auch weiser zu werden.
Schon als Kind haben wir gelernt, dass wir Fragen stellen sollen, wenn wir etwas nicht richtig verstehen. Warum wir das als Erwachsene nicht mehr tun, versteht wohl keiner so recht. Viele von uns scheinen Schwierigkeiten damit zu haben, einfach hartnäckig so lange nach dem Warum zu fragen, bis sie die Thematik wirklich begriffen haben. Auch du als Erwachsener solltest dir dort an deinen Kindern vielleicht ein Beispiel nehmen. Wenn du merkst, dass du irgendetwas nicht richtig verstehst, so finde doch einfach einmal heraus, warum du es nicht verstehst und suche dir einen Weg, der dich letztendlich zur Erkenntnis führt. Für so ziemlich alles im Leben lässt sich sagen, dass es sich anbietet, immer nach der Kernursache zu suchen und erst, wenn du diese gefunden hast, bist du tatsächlich in der Lage, mit dem Problem korrekt umzugehen.
Es heißt, dass viele Köche den Brei verderben und in der Küche und bei vielen anderen Dingen mag dies auch richtig sein. Wenn es aber darum geht Probleme zu lösen und Fehler zu verstehen, ist diese Weisheit nicht richtig. In solch einem Szenario sind viele Köpfe eine unglaubliche Erleichterung. Wenn sich verschiedene Menschen über das selbe Thema Gedanken machen, so wird man relativ schnell feststellen können, dass jeder von ihnen eine ganz eigene Sicht auf die Dinge hat und zu Lösungen kommt, die einem einzelnen Menschen alleine gar nicht einfallen würden. Setzt man sich danach zusammen und lässt jeden seine Sicht auf die Dinge und seine Analyse des Problems darstellen, so bekommt jeder einzelne dieser Gruppe einen Blick über den eigenen Tellerrand. Meistens sorgt so ein Vorgehen dafür, dass man gemeinsam ein Vorgehen entwickeln kann, das möglichst perfekt auf die Bedürfnisse der jeweiligen Situation angepasst sind, da das Problem von vielen unterschiedlichen Richtungen aus betrachtet wurde und man somit nicht so sehr die Gefahr hat, dass das Problem nur einseitig behandelt wird. Wenn du also die Möglichkeit hast, über ein Problem oder einen Fehler zu sprechen oder ihn gemeinsam mit jemand anderem zu analysieren, dann solltest du diese Möglichkeit immer probieren, denn alle Beteiligten werden daraus einen Nutzen ziehen.
Perfektion ist ein Konstrukt, das immer nur kurzfristig, wenn überhaupt, erreicht werden kann. Dies bedeutet nichts anderes, als dass es immer Möglichkeiten zur Verbesserung gibt und auch die angestrebte Perfektion einem permanenten Wandel unterliegt. Du musst dich also damit abfinden, dass du niemals an einen Punkt kommen wirst, an dem du fertig bist. Das bedeutet, dass dich Kaizen als Lebensphilosophie dein Leben lang begleiten wird und wenn du es deinen Kindern beibringst, es auch diesen so lange erhalten bleibt, wie sie sich nicht bewusst dagegen entscheiden.
Seiri - Ordnung schaffen: Entferne alles nicht Notwendige aus deinem Arbeitsbereich und deinem Leben. Je weniger überflüssigen Ballast du mit dir herum trägst, desto einfacher wird es dir fallen, Ordnung in deinem Leben zu halten und Probleme einfach angehen zu können.
Seiton - Ordnungsliebe: All die Dinge, die du behältst, solltest du entsprechend ordnen und sortieren. Jedes Teil, aber auch jedes Verhalten und jeder Wunsch hat einen eigenen Platz verdient oder eine Zeit, an der es ausgelebt werden darf. Grundsätzlich sagt man zwar, dass wer Ordnung hält, nur zu faul zum Suchen ist, doch in Wahrheit bedeutet Ordnung, ob auf materieller Ebene oder im Kopf, eine klare Sicht auf die Dinge.
Seiso - Sauberkeit: Neben den ersten beiden Regeln, dass wir unseren Arbeitsplatz und unser Zuhause sauber zu halten haben, sollten wir auch unseren Kopf und unser Verhalten sauber halten. Das bedeutet zum Beispiel auch, dass wir uns nicht den ganzen Tag mit irgendwelchen Schreckensmeldungen belasten oder nur noch darüber nachdenken, wie böse, gemein oder schlecht diese Welt doch ist.
Seiketsu - Persönlicher Ordnungssinn: Durch das Festlegen von standardisierten Vorgehen lassen sich viele Dinge zur Gewohnheit machen. Du solltest also dafür sorgen, dass sich möglichst viele gute Gewohnheiten bei euch zu Hause einnisten. Das kann dabei anfangen, dass alle ihre Schuhe ordentlich auf das Schuhregal oder die Schuhmatte stellen und es kann darin enden, dass erst gegessen wird, wenn alle am Tisch sitzen oder ihre Zimmer ordentlich und sauber sind.
Shitsuke - Disziplin: An Theorien und guten Ideen mangelt es uns in der Regel nicht. Ich denke, jeder von uns hat irgendwann schon einmal etwas gut durchgeplant und trotzdem ist es letztendlich gescheitert. Dies liegt meistens daran, dass wir an einem Mangel an Disziplin leiden. Disziplin ist immer dann eine schwierige Sache, wenn das, was wir versuchen zu erreichen, nicht das ist, was uns persönlich wirklich betrifft oder uns ein Anliegen ist. Sorgst du also dafür, dass du Ordnung aber auch Sauberkeit zu einem persönlichen Anliegen von dir machst, dann wirst du auch die Disziplin aufbringen, Ordnung und Sauberkeit nicht nur in deinem Leben zu integrieren, sondern dieses auch über sehr lange Zeit und vielleicht sogar bis zu deinem Lebensende ohne größere Mühen aufrechtzuerhalten.
Hast du auch schon mal darüber nachgedacht, deinem Leben eine neue Struktur zu geben?