Autoreninfo | Mag. Reka Schausberger | |
aktualisiert: 12.11.2010 | Mehrfache Mutter | |
Erziehung, Familie, Psychologie |
"Ich fühle mich wie neugeboren" sagen wir gerne mal, wenn es uns gut geht. Aber wer sich tatsächlich in die Situation eines Neugeborenen hinein versetzt, dem wird schnell klar, dass es für das Baby zunächst gar nicht schön ist, Mamas Bauch zu verlassen.
Nun kommt dieses Kind auf die Welt. Was ist das erste, was es erfährt?
Manchmal schieben sie dir einen Schlauch in den Hals und saugen dich ab, oder sie wischen dir mit einem Lappen durch dein Gesicht. Wenn eine gute sensible Hebamme dabei ist, kann auf so einiges verzichtet werden. Ein warmes Handtuch, keine Handschuhe, kein Absaugen, wenn das Kind atmet, das Licht ist abgedunkelt und es wird leise gesprochen. Wer sich Zeit zum Beobachten nimmt und dem Kind die Zeit lässt um anzukommen, der kann sehen, wie dieser kleine Mensch langsam und vorsichtig beginnt seine Welt zu begrüßen.
Nun werden Mutter und Kind zur Station verlegt, um sich zu erholen. Tja, wären da nicht diese Prophylaxen, wie Vitamin K in den Mund bekommen (schmeckt ekelhaft bitter). In manchen Kliniken sind es immer noch die brennenden Augentropfen, die längst überholt sind, Hüftultraschall und Hörscreening, Stoffewechselteste und Blutzuckerbestimmungen. Wiegen und durch das Wasser gezogen werden, weil wir das für notwendig halten. Das Kind würde das sicherlich verweigern, wenn es gefragt würde.
Nun gehen Mutter und Kind nach ein paar Tagen oder Stunden nach Hause. Wieder ist alles neu, Gerüche, Geräusche, Licht, Luft, die erste Autofahrt. Der Besuch, der eventuell schon in der Wohnung wartet und das Kind schnell von einem Arm auf den anderen wandern lässt. Beim Stillen läuft der Fernseher und die Spieluhr im Bett des Kindes. All das ist für Neugeborene nicht leicht zu verarbeiten und sie müssen Druck ablassen.
Und wann machen sie das? Genau: nachts. Weil es dann endlich still ist und ihnen zugehört wird, weil es dunkel ist und sich nichts mehr bewegt - wie damals im Bauch.
Sie brauchen kein teures Kinderbett, sie brauchen die Arme ihrer Eltern, ihre Nähe, ihre Stimmen. Ich finde, wir sollten sie nach Strich und Faden verwöhnen und unsere Bedürfnisse in den ersten Wochen weit hinten anstellen. So geben wir unseren Kindern etwas sehr Wertvolles: das Urvertrauen, das sie brauchen, um sich Neuem zu öffnen und es als Bereicherung zu erleben.
Wie hat dein Neugeborenes die Welt begrüßt?
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