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Hodenhochstand und seine Ausprägungen
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Autoreninfo | Sylvia Koppermann |
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aktualisiert: 09.12.2010 | Mehrfache Mutter u. Autorin |
Medizin, Gesundheit und Erziehung |
Es ist allgemein bekannt, dass bei einer Frau die Eier durch die Eileiter wandern. Dass jedoch auch die Hoden kleiner Jungs auf Wanderschaft gehen, dürfte für viele Menschen neu sein.Bei der Entwicklung des männlichen Embryos reifen die Hoden anfangs in der Nierengegend heran und wandern dann entlang zweier fingerförmiger Ausstülpungen des Bauchfells nach unten. Im siebten Schwangerschaftsmonat erreichen sie schließlich den Leistenkanal, um dann – im Falle einer termingerechten Geburt – in den Hodensack des Neugeborenen zu gelangen. Soweit der Idealfall.
Manchmal passiert es allerdings, dass die Hoden partout nicht da sitzen wollen, wo sie eigentlich hingehören. Ärzte sprechen in diesen Fällen dann vom sogenannten
Hodenhochstand.
Ursachen für einen Hodenhochstand
Etwa drei bis sechs Prozent der männlichen Neugeborenen - bei Frühgeburten sogar 30 Prozent - sind von dieser Hodenfehllage betroffen. Deren Ursachen sind meist Störungen im hormonellen Regelkreis oder aber anatomische
Hindernisse, wie beispielsweise ein zu kurzer Samenstrang.
Auch ein zu enger Leistenkanal kann die Hoden auf ihrem Weg nach unten behindern. Sicheres Indiz für einen Hodenhochstand ist die Tatsache, dass sich ein oder sogar beide Hoden nicht im Hodensack befinden und daher dort nicht ertastet werden können.
4 Formen des Hodenhochstands
Generell
unterscheidet man vier unterschiedliche Formen des Hodenhochstands, immer abhängig davon, wo im Körper des Jungen der Hoden "hängen geblieben" ist. Diese möglichen Erkrankungen müssen allerdings zuerst vom gar nicht erst vorhandenen Hoden unterschieden werden, dessen Fehlen angeboren oder durch eine Minderdurchblutung in der Frühentwicklungsphase des Kindes entstanden sein kann.
Bauchhoden
Ärzte sprechen vom so genannten
Bauchhoden, wenn
dieser in der Bauchhöhle zurückbleibt, nicht tastbar ist und mit Ultraschall geortet werden muss.
Leistenhoden
Der so genannte
Leistenhoden lässt sich im Leistenkanal ertasten, kann aber nicht in den Hodensack verschoben werden.
Gleithoden
Dies ist beim
Gleithoden möglich, der aber nach dem Herunterziehen sofort wieder in die
Leiste zurück schnellt.
Pendelhoden
Der mit 60
Prozent am häufigsten vertretene
Pendelhoden
wiederum befindet sich die überwiegende Zeit im Hodensack und wandert nur bei Kälte oder Berührungen nach oben. Der Pendelhoden ist die einzige Ausprägung des Hodenhochstands, der nicht behandelt werden muss. Bei
allen anderen Formen sollte die Behandlung spätestens mit Ende des zweiten Lebensjahres abgeschlossen sein.
Der Grund hierfür: Auf Dauer ist es dem Samengewebe in den Hoden im Bauchraum zu warm, was das Risiko, später an Unfruchtbarkeit oder sogar Hodenkrebs zu erkranken, erhöht.
Die Diagnose
Üblicherweise
erfolgt die Diagnose Hodenhochstand bereits sehr früh im Leben des Neugeborenen, wenn nämlich der Kinderarzt während der U1 den Hodensack routinemäßig auf Auffälligkeiten untersucht (zur U1-Untersuchung lies unseren Beitrag:
APGAR-Test und die U1-Untersuchung). Bei zirka drei Viertel aller kleinen Jungen erledigt sich das Problem innerhalb
des ersten Lebensjahres, wenn der oder die Hoden ganz von allein in den Hodensack wandern. Eine Behandlung ist somit nicht notwendig.
Behandlung eines Hochhodenstandes
- Homöopathische Behandlung
In den übrigen Fällen kann mittels einer homöopathischen Behandlung die Wanderung des Hodens in den Hodensackmit gutem Erfolg erreicht werden. - Hormontherapie
Bringt die homöopathische Behandlung nicht das gewünschte Ergebnis, kommt eine Hormontherapie als Alternative in Frage, bei der man zwischen dem Einsatz eines speziellen Nasensprays und einer Spritzenbehandlung wählen kann. Die Hormontherapie ist umso erfolgreicher, je weiter
unten sich der Hoden im Leistenkanal befindet. - Operation
Sollte die Hormonbehandlung allerdings auch erfolglos sein, bleibt nur noch die Möglichkeit einer Operation, bei der die Hoden samt Samenstrang am tiefsten Punkt des Hodensacks fixiert werden. Der Eingriff wird bei Kindern immer in
Vollnarkose durchgeführt und dauert in der Regel 20 bis 40 Minuten.
[AKH]