Erich Kasten / pixelio.de
Habe ich ein Schreibaby?
Bild: Erich Kasten / pixelio.de
Autoreninfo | Mag. Valerie Dietrich |
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aktualisiert: 08.12.2010 | Online Redakteurin |
Psychologie, Beruf und Karriere |
Dass das Schreien zum Baby genauso dazu gehört wie die Nacht zum Tag, ist wohl jedem klar. Und in der Regel gibt es auch immer einen bestimmten Grund, warum ein Baby schreit.Es ist nun einmal seine einzige Möglichkeit, den Eltern seine Bedürfnisse mitzuteilen. Also schreit das Kind, entweder weil es Hunger, Durst oder Schmerzen hat oder weil ihm zu kalt oder zu warm ist. Oft weint es auch, weil es einfach Eure Nähe sucht.
Lasst Euer Kind möglichst nicht alleine, wenn es schreit! Vor allem nicht in den ersten vier Monaten, denn das kann das Vertrauen Eures Babys zu Euch tief erschüttern. Das schreiende Kind möchte niemanden verärgern, ihm ist sein "anstrengendes" Verhaltens gar nicht bewusst. Es ist schlicht und ergreifend hilflos.
Wann spricht man von einem Schreibaby?
Vermutlich ist es für Euch nicht immer leicht herauszufinden, warum Euer Baby schreit und wie ihr ihm helfen könnt. Schwierig wird es vor allem dann, wenn es in den ersten Monaten fast permanent schreit, sodass ihr kaum Zeit habt, eine Verschnaufpause einzulegen und die Nerven allmählich blank liegen. Ist das der Fall, habt ihr vermutlich ein Schreibaby. Darunter fallen Kinder, die mindestens drei Wochen lang dreimal pro Woche mehr als drei Stunden schreien und sich nicht beruhigen lassen.
18 Prozent aller Babys betroffen
Circa 18 Prozent aller gesunden Säuglinge haben im ersten Vierteljahr heftige Schreiphasen, vier Prozent leiden aber auch danach noch darunter. In den ersten drei Monaten gehen Ärzte oft von so genannten "Drei-Monats-Koliken" aus. Eltern sollen daraufhin die Ernährung ihres Kindes umstellen und spezielle Medikamente verabreichen. Doch trotz einer großen Anzahl von Untersuchungen gibt es bisher keine Beweise dafür, dass die "Schreibabys" tatsächlich an Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme leiden. Denn dies wurde nur bei 11 Prozent wirklich festgestellt.
Schreibabys suchen den Elternkontakt
Laut der modernen Säuglingsforschung hat das Verhalten der Babys meistens einen anderen Grund. So sollen die meisten Schreibabys Probleme damit haben, sich nach der Geburt zurecht zu finden. Es fällt ihnen schwer, ihr Verhalten und ihre Erregung selbst zu steuern. Außerdem haben sie Schwierigkeiten, einen ausgeglichenen Rhythmus zwischen Wachsein und Schlafen zu entwickeln. Viele Eltern beschreiben das so: "Wenn er die Augen aufschlägt, geht es sofort los!". Das Schreien kommt also ohne Vorankündigung und irgendwann können Eltern kaum noch erkennen, was das Baby wirklich will. Schreibabys sind auch kaum in der Lage, sich selbst zu beruhigen. Darum suchen sie den Elternkontakt verstärkt.
Was kannst Du tun?
Was könnt ihr tun, um Euer Baby zu beruhigen und um selbst nicht die Nerven zu verlieren?
Die gängigen Beruhigungsmethoden wie Trösten, Schaukeln, Vorsingen, Streicheln usw. führen ja leider meistens nicht zum Erfolg. Das kann möglicherweise aber auch daran liegen, dass ihr zu schnell aufgebt und gleich hektisch auf die nächste Beruhigungsmethode ausweicht.
Meistens ist es hilfreicher, ein gestuftes und langsames Beruhigen des Babys zu versuchen. Dabei schaut ihr Euer Baby als erstes mit einem Blickkontakt von circa 25 Zentimetern aufmerksam an. Sprecht es nach einer Weile geduldig an und legt Eure Hand auf seine Brust. Nehmt seine Hände und Füße zusammen, haltet sie nach oben und wiegt das Baby.
Schnuller, Brust, Geduld
Wenn es sich immer noch nicht beruhigt hat, bietet ihm seinen Schnuller (oder die Brust) an. Wichtig ist vor allem, dabei ruhig und geduldig zu sein. Das ist natürlich leicht gesagt, aber nur dann kann sich diese Ruhe auch auf das Kind übertragen. Falls Ihr einmal gar keine Kraft und Geduld mehr habt, kann es auch sinnvoll sein, das Baby kurz alleine zu lassen und neue Kraft zu schöpfen. Sucht Euch professionelle Hilfe, wenn Ihr überfordert seid. Daran ist nichts verwerfliches, im Gegenteil, Ihr zeigt damit großes Verantwortungsbewusstsein und steckt den Kopf nicht in den Sand.
Andere Ursachen ausschliessen
Inzwischen gibt es überall viele Kinderkliniken und Erziehungsberatungsstellen bei niedergelassenen Psychotherapeuten und ähnlichen Einrichtungen, die Euch unterstützen können. Zu solch einer Babyberatung gehört auch immer eine kinderärztliche Untersuchung, um körperliche Ursachen doch ausschließen zu können. Eine Übersicht zu Beratungsstellen in Eurer Nähe findet Ihr auf der Internetseite der "Deutschsprachigen Gesellschaft für seelische Gesundheit in der frühen Kindheit" unter http://www.gaimh.de.
Lesetipp zum Thema Schreibaby
In dem Buch "Das glücklichste Baby der Welt: So beruhigt sich Ihr schreiendes Kind - so schläft es besser" von Harvey Karp bekommt Ihr hilfreiche Tipps für den Umgang mit Eurem "Schreibaby" und erfahrt außerdem mehr über mögliche Ursachen.
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